47 - Die Geißel von Antares
der staubigen Straße erstreckten sich Felder. Aus einem kleinen Wald bewegte sich eine Karawane auf die Stadt zu. Quoffa- und Mytzerkarren, eine Auswahl der vielen prächtigen Reittiere Kregens und zu Fuß gehende Menschen vieler verschiedener Diff-Rassen boten ein buntes Spektakel. Es war überhaupt kein Problem, sich unauffällig unter sie zu mischen. Diesmal hatten die Everoinye mir Kleidung und Waffen gelassen. Äußerst großzügig von ihnen, bei Krun!
Die Angehörigen der Karawane schienen nur ein Thema zu kennen: die bevorstehenden Rennen.
Also handelte es sich bei der vor uns liegenden Stadt um Emgidu.
Das Land sah fruchtbar aus, und dieser Eindruck wurde noch von den überraschend großen Geldsummen verstärkt, die diese Leute verwetten wollten. Die ausdrucksstarken Namen, die man Wagen und Gespann verlieh, unterstrichen die Bedeutung, die Emgidu seinen berühmten Rennen – die mindestens vier Sennächte dauerten – zumaß.
Am häufigsten fiel der Name Larts Chavonths, dieses Gespann galt als Siegerfavorit im Preis des Autarchen, des mit Abstand wichtigsten Rennens. Vandos Lilien, das Gespann, auf das ich wetten sollte, wurden nur einmal erwähnt – mit einem rauhen, verächtlichen Lachen. Zwei andere Gespanne hatten ebenfalls Aussichten auf den Sieg: Naghans Droombs und Rolicos Strigicaws.
Um mich herum wurde nur begeistert von Wetten, Siegesaussichten gesprochen und der Technik der Wagenlenker, ihre Gespanne zu führen, doch ich schäumte noch immer über die meiner Meinung nach hochmütige Unverfrorenheit der Herren der Sterne. Bei Krun! Sie hatten mich mit der Mission in Balintol beauftragt, und nun setzten sie mich einfach hier ab, um eine völlig andere Sache zu erledigen.
Wirklich geärgert bei meinem Gespräch mit den Everoinye hatte mich ihre eisige Bemerkung über meine bis jetzt erfolgten Bemühungen.
»Ich muß das Prisma der Macht zerstören«, hatte ich gesagt.
»Bis jetzt hast du dabei nicht gerade viel Erfolg gehabt, Dray Prescot, oder?« hatte die Erwiderung der geisterhaften Stimme gelautet, deren Nachhall stets an die letzten zerplatzenden Bläschen eines Glases Champagner erinnerte.
Hätte ich einen Hut getragen, hätte ich ihn mir vom Kopf gerissen, ihn zu Boden geworfen und wäre darauf herumgetrampelt.
Die Karawane schlängelte sich friedlich durch den Bogen des Hindrod-Tores, das zu dem unmittelbar außerhalb der Stadtmauern befindlichen Drinnik des Reisenden führte. Jedermann brüllte sein Remberee, dann löste sich alles in kleine Gruppen auf, die ihren Geschäften nachgingen. Die Wachen, die auf eine ruhige Weise einen sehr fähigen Eindruck machten, ließen mich kommentarlos in die Stadt hinein. Anscheinend strömte alles nach Emgidu zu den Rennen.
Auf den Hauptstraßen drängten sich die Menschen. Ich sah mehr Kildoi auf einen Fleck als jemals zuvor auf Kregen. Dennoch waren sie im Gegensatz zu den Mitgliedern anderer Diff-Rassen bei weitem in der Minderzahl. Es gibt auf Kregen nicht viele Kildoi.
Wie Ihnen bekannt ist, haben die diversen Diff-Rassen ihre eigenen, oftmals Landesgrenzen überschreitenden Vorstellungen von Architektur. Manchmal ist das Resultat dieser Vermischung unterschiedlicher Stilrichtungen regelrecht entzückend, manchmal ist es eine Katastrophe, und manchmal einfach nur seltsam. In Emgidu vermittelte der wirre Baustil den Eindruck aus Chaos hervorgegangener Ordnung. Selbst die Aracloins, normalerweise eine unübersichtliche Ansammlung baufälliger Gebäude, die zwischen schmalen, sich windenden Gassen eingepfercht sind, hatten hier den Anschein von Ordnung, wenn nicht sogar von Würde. Der Erste Autarch, der als Erster unter Gleichen regierte, hielt die Zügel straff in der Hand, das war nur allzu offensichtlich. Was die hier herrschenden politischen Kräfte anging, wußte ich so gut wie nichts darüber. Mir war nur eines klar: Die Herren der Sterne hatten mir die unerträgliche Last auferlegt, als Herrscher von ganz Paz zu fungieren, und wenn ich ihren Befehl, Balintol zu vereinigen, in die Tat umsetzen wollte, mußte ich so schnell wie möglich alles in Erfahrung bringen und dann eingreifen.
Als ich still und nachdenklich dahinging, kam ich an der offenen Tür einer Schenke – eines seltsamen Gebäudes mit vielen winzigen pyramidenförmigen Dächern – vorbei, aus der der Duft verschiedener Weine nach draußen drang. Ein Polsim, der zu einer Gruppe aufmerksamer Zuhörer sprach, legte einen Finger an seine gewitzte Polsim-Nase und sagte:
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