47 - Die Geißel von Antares
Glöckchen auf. Die Erscheinung stank nach fauliger Vegetation.
Das heisere, spöttische Lachen ertönte erneut.
»Du glaubst, die heiligen Gegenstände Dokertys schänden zu können? Gotteslästerer! Perverser! Von Dokerty Verfluchter!«
Ich sagte kein Wort. Er kam näher, eine bedrohliche Gestalt.
»Ergib dich – oder bereite dich auf den Tod vor!«
Plötzlich sprang ein Chulik auf mich zu – aus dem Nichts. Seine gelben Hauer funkelten golden. Sein rasierter Schädel glänzte. Schwerter schlugen nach mir.
Ich beachtete ihn nicht.
»Du bist ein toter Mann!« Die heisere Stimme bebte vor Leidenschaft.
Ich marschierte ungerührt auf den Chulik zu, blieb nicht stehen und ging einfach durch ihn hindurch.
»Ungläubiger! Stirb! Stirb!«
Ein weiterer Chulik erschien aus dem Nichts und hieb mit seinen Schwertern nach meinem Kopf. Ich duckte mich nicht, parierte nicht und wich auch nicht von meiner Richtung ab.
Er löste sich wie Rauchschwaden auf, als ich durch ihn hindurchschritt.
Die heisere Stimme hallte durch den Tempel.
»Wachen! Wachen!«
Der Hals, um den ich meine Hand legte, fühlte sich dünn und knochig an. Ich schnürte ihm eine Zeitlang die Luft ab. Mit der anderen Hand packte ich seinen Stab, riß ihn aus seinem Griff und warf ihn zu Boden. Er schepperte über den Marmor.
Die Kapuze des Gewandes fiel nach hinten. Er war ein Apim mit blassem Gesicht und schwarzem Schnauzbart, dunklen Schweinsäuglein und einem feuchten Mund.
Ich schüttelte ihn. »Du müßtest wissen, daß die Chuliks auf ihre Inseln zurückgekehrt sind, damit sie sie gegen die Shanks verteidigen können. Deine Trugbilder haben keine Macht.«
Er würgte, Speichel troff ihm aus dem Mund. Ich lockerte meinen Griff, damit er sprechen konnte. Was er sagen wollte, hatte keinerlei Bedeutung für mich. Ich sah ihn mit jenem altbekannten unbezwingbaren Blick an, den die Leute Dray-Prescot-Teufelsblick nennen. Er zuckte zurück. Mit knirschender Stimme sagte ich: »Deine Trugbilder können nichts mehr ausrichten. Entweder du entfernst die Illusion, die auf dem Flutubium in diesem Schrein liegt, oder du sagst mir, wo das echte Flutubium ist!«
Der von ihm ausgehende Gestank raubte mir den Atem. Ich schüttelte ihn, und zwar nicht gerade sanft. »Beeil dich!«
Sein feuchter Mund sabberte. Er zitterte, als hätte er Schüttelfrost. Zu diesem Zeitpunkt bedeutete sein Schmerz nichts angesichts des Bösen, das er über Balintol bringen wollte. Später tat mir der Bastard leid.
»Verschone mich!«
»Entferne das Trugbild!«
»Mein Stab ...«
Das weckte bei mir die Vorsicht. Ich führte ihn zu der Stelle, an der sein Stab lag, und blieb hinter ihm stehen, als er sich bückte, um ihn aufzuheben. Meine Finger griffen fester zu und bohrten sich in seine Luftröhre. »Das ist eine Warnung, Illusionszauberer! Und jetzt mach!« Ich verringerte den Druck und fühlte, wie sich sein Adamsapfel wie ein flüchtender Paly auf und ab bewegte.
Er hob den Stab und schüttelte ihn. Die Furcht, die ihn erfüllte, übertrug sich auf das Holz und ließ es vibrieren. Er flüsterte irgendwelche Worte, archaischen Hokuspokus. Soweit ich erkennen konnte, geschah nichts. Nun, wir würden ja sehen, bei Krun!
Ich führte ihn zum Schrein, hielt mit der einen Hand seinen Hals fest im Griff, nahm ihm mit der anderen den Stab weg, warf ihn zu Boden und griff nach dem Schwingensymbol. Das Flutubium fühlte sich hart und fest an. Ha!
Das Ding ließ sich mühelos aus dem Schrein entfernen. Es war nicht sonderlich schwer, zweifellos bestand es aus mit Gold überzogenem Holz. Die Silberstange konnte man abbrechen und zurücklassen. Ich hatte dieses teuflische Symbol des Bösen zum erstenmal in der Gesellschaft des Edelmannes und Schurken Dagert von Paylen und seines Dieners Palfrey gesehen, und damals hatte Dagert bei Hanitcha dem Verheerenden geschworen, daß er nichts damit zu tun haben wollte. Seitdem war viel geschehen, und es würde sich noch viel mehr ereignen, davon war ich überzeugt, bei Vox!
Der Stab des Illusionszauberers lag auf den Marmorfliesen. Ich warf ihm einen bösen Blick zu. Nun, warum nicht? Vermutlich würde es nichts bewirken, andererseits war es möglich, daß der alte Teufel dadurch behindert wurde.
Der Stab brach mit einem lauten Knacken in zwei Hälften. Ich zerbrach die beiden Stücke noch zweimal. Dann warf ich die Splitter beiseite.
Er machte keinerlei Anstalten zu fliehen, als ich ihn losließ. Er sah benommen aus. Er schüttelte den
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