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47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition)

47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition)

Titel: 47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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seinen eigenen Händen gemacht hat. Das ist das schönste Geschenk, das ich je bekommen habe.«
    Kai lächelte wieder, und seine blasse Haut nahm plötzlich die Farbe von tiefrosa Kirschblüten an.
    Mika schob die Hände in ihre Ärmel und umfasste ihre Unterarme, um den plötzlichen Drang zu unterdrücken, ihn zu umarmen. Sie wusste mittlerweile, dass er nicht gern angefasst wurde. »Nun«, sagte sie dann in einem der Tochter eines
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angemessenen Tonfalls. »Wo gehen wir heute hin? Wirst du mir zeigen, wo du lebst?«
    »Nein.« Kai zog eine Grimasse, doch sie wusste nicht genau, was sie bedeuten sollte. Er hatte selbst eine kleine verlassene Hütte am Rand des Dorfes Ako abgelehnt. Einige der Männer hatten gescherzt, er solle doch in den Zwingern bei den Hunden leben. Aber ihr Vater hatte ihr versichert, dass Kai sich eine eigene Behausung gebaut hatte, am Rand des Waldes. Immer wieder fragte sie sich, wie wohl das Haus eines
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aussah.
    »Frag mich nicht danach«, sagte Kai.
    »Aber warum nicht?«
    »Es ist ... du würdest nicht ...« Kai zwang sich zu einem Lächeln, dem sie keinen Glauben schenkte. »Es gibt tausend schönere Dinge zu sehen.«
    »Aber ...«
    »Komm.« Er wies mit dem Kopf die Richtung und lief ohne ein weiteres Wort los.
    Sie raffte wieder ihre Gewänder und folgte ihm den Fluss entlang.

    Oishi und Madame Mikas oberste Kinderfrau, deren Name Haru war – hoffte Oishi jedenfalls – betraten Fürst Asanos Zimmer, knieten vor ihm und verbeugten sich tief. Ihr Fürst sah sie mit einem Anflug von Überraschung an, als sie ihre Köpfe mit ernsten Mienen wieder hoben. Als habe er nie im Leben erwartet, sie beide zusammen vor sich zu sehen. Oishi konnte dieser unausgesprochenen Ansicht insgeheim nur zustimmen, als Fürst Asano ihnen beiden bedeutete, es sich gemütlich zu machen.
    Aber als sich beide auf die gepolsterten Matten vor seinem kleinen Schreibtisch setzten, runzelte Fürst Asano plötzlich die Stirn, als habe er erkannt, was ausgerechnet diese beiden zusammengebracht haben konnte. »Ist meiner Tochter etwas passiert?«
    »Nein, mein Fürst!«, erwiderte Oishi hastig und ein wenig zu laut. Er holte tief Luft und senkte erneut den Kopf. »Vergebt mir,
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, ihr fehlt nichts. Aber ... nun, die Dame Haru hat um eine Audienz gebeten, weil Mika-
himes
Dienerinnen ihre Bedenken wegen ... ähm ...« Er warf der obersten Kinderfrau einen hoffnungsvollen Blick zu.
    »Mein Fürst«, sagte die Dame Haru nun schon viel unterwürfiger als zuvor, als sie mit ihm allein gewesen war. Trotzdem war sie entschlossen, ihre Meinung zu sagen. »Eure Tochter benimmt sich in letzter Zeit höchst unziemlich. Sie besteht darauf, lange Spaziergänge außerhalb der Mauern der Burg zu unternehmen ...«
    Fürst Asano hob die Augenbrauen. »Der Frühling hat gerade begonnen, so wie auch sie im Frühling ihres Lebens steht. Warum sollte sie sich nicht an der Schönheit der Natur erfreuen? Seid Ihr und Eure Frauen zu alt, um ihr zu folgen?« Ein hämisches Lächeln huschte über sein Gesicht.
    Die Dame Haru errötete und senkte den Kopf. »Ganz und gar nicht, mein Fürst! Und bitte glaubt mir, dass wir alles opfern würden, um sicherzustellen, dass Mika-
hime
glücklich ist. Aber ein solches Benehmen hat sie noch nie an den Tag gelegt. Erst ... erst seit ...« Sie unterbrach sich, als erinnerte sie sich plötzlich daran, wie Fürst Asano über den jungen Kai dachte, was auch immer sie selbst von ihm halten mochte. »... Kai herkam. Madame Mika entzieht sich uns, wann immer wir zu einem Spaziergang draußen sind. Sie kommt nicht, wenn man sie ruft, und sie läuft ... sie läuft geradezu aus ihren Schuhen hinaus!« Sie griff in den weiten Ärmel ihres Gewands und hielt einen kleinen Holzschuh hoch. Offenbar gehörte er Mika.
    »Seit Kai ...«, wiederholte Fürst Asano. Oishi hatte nie zuvor gesehen, dass sein Fürst an einem Tag gleich zweimal verblüfft dreinschaute, geschweige denn in ein und derselben Unterhaltung.
    »Wann immer sie fortläuft, geht sie zu diesem Jungen!« Die Dame Haru schürzte die Lippen. »Wenn wir sie finden, dann sind sie immer zusammen.«
    »Was tun sie dann?«, wollte Fürst Asano wissen, und sein Gesicht nahm einen besorgten Ausdruck an.
    »Nun, einmal wateten sie im Fluss. Ihre Kleider waren triefnass, sie hätte krank werden können. Einmal haben sie einander eine schmutzige Sandale zugeworfen. Und ein anderes Mal haben sie am Rand einer Klippe gesessen, oben beim alten Wachturm. Ihre

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