47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition)
Pfefferminzöl, dass ihnen gar nicht auffiel, dass auch er danach roch.
So sehr er sich auch bemühte, sich zumindest als gemeiner Diener anzupassen, für sie blieb er in erster Linie ein Halbblut. Seine Anwesenheit – seine bloße Existenz – war den Samurai der Burg Ako noch immer zuwider, als wäre er tatsächlich ein Dämon.
Aber es gab ein paar Ausnahmen, die den Rest erträglich machten – und eine davon war der Herr, dem er diente. Ein seltenes Gefühl von Wärme und Besorgnis erfüllte ihn, als er in Fürst Asanos Gesicht blickte. Kai bemerkte eine Mischung von Müdigkeit und Entschlossenheit im Ausdruck des
daimyō
, der ihn erwartungsvoll ansah.
Er erhob den Arm. Das war das Zeichen, dass er mehr als nur Spuren gefunden hatte – etwas von Bedeutung. Etwas, um dem Mann, der sein Leben gerettet und an ihn geglaubt hatte, als es niemand sonst tat, seine Schuld zurückzuzahlen.
Die Gruppe Samurai ritt vorwärts, während die Träger und Bauern, die mitgekommen waren, um auf die Büsche zu schlagen, zu Fuß hinter ihnen her gestolpert kamen.
Kai sah, dass Oishi wie immer neben Fürst Asano ritt. Oishi war zum Burgvogt ernannt worden, als sein Vater sich vor einigen Jahren zur Ruhe gesetzt hatte. Er war nun ein verheirateter Mann mit einer Menge bürokratischer Verpflichtungen und einem Sohn, der vor Kurzem ins Erwachsenenalter eingetreten war. Ein Sohn, der nicht älter war als Oishi, als sie sich zum ersten Mal begegnet waren und versucht hatten, sich gegenseitig umzubringen. Aber in voller Kampfrüstung wirkte Oishi auf Kai noch immer so Respekt einflößend wie ein Meer von Lanzen.
Ein weiterer Samurai – der stets arrogante Yasuno – ritt neben Oishi und verneigte sich vor Fürst Asano. Er war fast so alt wie Oishi, aber bis jetzt hatte das Leben ihn nichts gelehrt. Zumindest nichts, das Kai bewundernswert gefunden hätte. Er deutete auf den sich aufwärts schlängelnden Weg und missachtete wie immer Kais Zeichen. »Herr, ich glaube, das Biest ist den Berg hinauf geflüchtet.«
Der Wind trug ihre Konversation zu Kai herüber. Sein Mund verkrampfte sich, als er die Worte hörte. Aber Fürst Asano sah den Hang hinauf, wo die Bäume und das Unterholz noch undurchdringlicher wurden, und schüttelte den Kopf. »Fragt Kai.« Yasuno versteifte sich sichtlich. Aber er verbeugte sich erneut, leistete dem Befehl folge und lenkte sein Pferd auf Kai zu. »Geht mit ihm, Oishi«, fügte Fürst Asano hinzu.
Oishi nickte und folgte Yasuno. Er gehorchte seinem Herrn stets bereitwillig, aber sich Kai zu nähern, war ihm fast ebenso zuwider wie Yasuno. Kai blickte zu Boden, während er auf sie wartete. Er brachte seine Gefühle unter Kontrolle, bis er sicher war, dass sein Gesichtsausdruck vollkommen gelassen war.
Als Oishi und Yasuno ihre Pferde vor ihm zügelten, stand er vom Boden auf. Es fiel ihm immer noch schwer, zu ihnen aufzusehen, während sie von ihren Pferderücken verächtlich auf ihn herabsahen wie zwei Götter, bewaffnet mit Speeren, Bögen und Schwertern. Dennoch hielt er ihrem Blick einen langen Augenblick stand, bevor er gehorsam den Kopf senkte.
Er hielt ihnen einen Klumpen blutigen Tierfells entgegen. Pflanzen und Pilzen in einer unnatürlichen Menge hatten ihn so überwuchert, dass er, selbst als er den Dreck abgewischt hatte, erst dachte, er habe sich geirrt.
Die beiden Männer sahen den Klumpen an und dann wieder ihn. Ihr Gesichtsausdruck verriet, dass sie nicht wussten, wo sein Arm endete und wo der von ihm gefundene Beweis begann.
»Etwas stimmt mit der Kreatur nicht«, sagte er schließlich und deutete mit dem Kopf auf den bewaldeten Hang über ihnen. Nicht einmal
seine
Augen waren gut genug, um die grüne Mauer zu durchdringen. »Sie ist dort oben auf der Anhöhe – aber sie wird wieder herunterkommen, um zu jagen. Es wäre sicherer, hier eine Falle aufzustellen und zu warten.«
Yasuno wies Kais Worte, seine jahrelange Erfahrung, seine unfehlbaren Instinkte mit einem abfälligen Grunzen ab. »Wenn wir warten, wird es entkommen!« Er schüttelte den Kopf wie ein ungeduldiges Pferd. »Wir jagen dieses Biest seit Tagen«, sagte er, als hätte Kai sie nicht die ganze Zeit zu Fuß geführt. »Wir müssen es jetzt töten, damit es nicht noch mehr Schaden anrichtet!«
Kai blickte Oishi an. Dieser musterte ihn mit dem gleichen misstrauischen Ausdruck wie vor all den Jahren, als sie sich zum ersten Mal begegnet waren. Kai erkannte, dass alle Hoffnung, dass die beiden nach all den Jahren
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