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47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition)

47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition)

Titel: 47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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Menschen
yōkai
– Dämonen – nannten, waren schlicht und einfach mächtige Manipulatoren des Qi, der fundamentalen Energie, die die gesamte Existenz erfüllte und alle Dinge, lebendig oder nicht, durchströmte.
    Warum besaßen Steine Qi?
Kai erinnerte sich plötzlich daran, dass man ihm diese Frage als Kind gestellt hatte. Er trug immer noch die Narben davon, dass er die Antwort nicht erraten hatte. Aber über all die Jahre hatten ihn Geduld und Ausdauer am Leben erhalten ... und Steine benötigten mehr Ausdauer als die meisten Dinge. Er verstand nun, dass alles das Qi auf seine eigene Art nutzte – ob es ihnen bewusst war oder nicht, die Menschen nutzten es, um ihre Körper zu bewegen, so wie die Steine es nutzten, um still zu liegen.
    Es gab Tage in seinem Leben – besonders die Tage, an denen er einen Blick auf Mika erhaschte und sie ihn auch ansah, mit dieser Sehnsucht in den Augen –, an denen er sich fühlte, als würde er sich von einem Menschen in einen Stein verwandeln.
    Aber während ihm seine Unzulänglichkeiten als menschliches Wesen immer mehr bewusst wurden, erkannte er auch, wie unzureichend die menschlichen Sinne waren, wenn man sie mit den Fähigkeiten der
yōkai
verglich. Ihre Wahrnehmung des Qi ermöglichte es den
yōkai
, daraus bewusst Kraft schöpfen, um Taten zu vollbringen, die die Menschen unmöglich, unnatürlich, dämonisch nannten.
    Menschen hielten alle
yōkai
für »böse«, ein Begriff, der viele Dinge einschloss, die vielleicht wirklich böse waren, aber weitaus mehr, die einfach nur unerklärlich waren.
    Es handelte sich vielmehr um seltene Kreaturen, die die Präsenz des Qi spüren konnten. Selbst die Möglichkeit, dass eine solche Fähigkeit existieren mochte, konnten nur wenige akzeptieren. Die große Mehrheit würde immer unwissend bleiben und alle
yōkai
fürchten, weil sie sie niemals wirklich verstehen konnten.
    Kirin
gehörten normalerweise zu den friedlichsten Lebewesen überhaupt. Nur wenn etwas gewaltsam die zerbrechliche Balance ihrer Existenz störte, änderte sich das ... Sie gehörten zu den mächtigsten Beherrschern des Qi auf der Welt, und ihre Zerstörungswut konnte unvorstellbar sein, wenn so etwas passierte.
    Kai hatte noch nie gehört, dass ein
kirin
so weit aus den Bergen herabgestiegen war, um in das Land einzufallen, das die Menschen für sich beanspruchten. Ganz zu schweigen davon, in den Dörfern und auf den Feldern eine solche Zerstörung anzurichten wie die Bestie, die sie gerade verfolgten. Sie hatte Gebäude niedergetrampelt, Ernten vernichtet, Tiere gerissen und sogar Menschen gefressen.
    Und warum im Namen der Götter hatte es sich Fürst Asanos Ländereien ausgesucht? Soweit Kai es beurteilen konnte, hob Asano sich weit von den schlechtesten Menschen ab und gehörte seiner persönlichen Erfahrung nach sogar zu den besten.
    Kai war mit den Trägern und Bauern zurückgelassen worden und kauerte sich stumm mit geschlossenen Augen zusammen. Er lauschte, prüfte Stärke und Geruch des Winds und versuchte, seine Sinne zu zwingen, zu erkennen, was er von hier aus nicht sehen konnte.
    Es war ihm nicht erlaubt, eine echte Waffe zu berühren oder ein Pferd zu reiten, und so war er ebenso hilflos wie alle anderen, die mit ihm warteten. Er konnte nicht verhindern, dass sich am Berghang eine Katastrophe ereignete. Keiner der Bauern aus der Gruppe hatte je an einer solchen Jagd teilgenommen ... die Samurai allerdings auch nicht. Aber als Bauern brachte ihnen der Fang in der Regel auch keinen persönlichen Nutzen. Dennoch konnten sie, genau wie er, ihrem zugewiesenen Platz in dieser Jagdgesellschaft, wie im Leben, nicht entkommen und schienen sich in ihr Schicksal zu fügen.

    Die Jäger näherten sich dem unebenen Gipfel der Anhöhe und ritten in den Morgennebel, der noch immer zwischen den dicht stehenden Bäumen und den grauen Felsvorsprüngen hing. Sie waren gezwungen, ihre nervösen Pferde zu einer vorsichtigen Geschwindigkeit zu zügeln, die ihre Reittiere auch selbst gewählt hätten, um den Weg über dieses verworrene, undurchsichtige Terrain zu finden.
    Oishi schnürte es die Kehle zu, als sich Kais unausgesprochene Warnung in seiner Erinnerung wiederholte. Plötzlich war er unsicher, ob er es richtig gewesen war, sie zu ignorieren. Dass die Pferde so nervös und schwer zu zügeln waren, konnte nicht nur am unwägbaren Gelände oder der Anspannung ihrer Reiter liegen.
»Wenn die Pferde unruhig sind, sind Feinde in der Nähe.« Stammte das von Sun

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