47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition)
Feier des Tages bereits geöffnet. Über ihnen flatterten die blaubedruckten Banner von Kiras Klan neben den blutroten von Ako.
Noch immer trafen Spätankömmlinge ein, die sich mit dem steilen und schlüpfrigen Weg zur Burg hinauf trotz der überall am Weg entlang postierten Arbeiter und Wachen schwergetan hatten.
An der letzten Brücke, die sich über den tiefen Abgrund vor dem beinahe unüberwindbaren Tor der Festung spannte, drängte sich eine Gruppe, die nur langsam vorankam. Darunter befand sich die bunt gekleidete Schauspieltruppe, die Kira von dem Besuch des Shoguns auf Burg Ako noch in Erinnerung gehabt hatte. Er hatte sie für dieses Ereignis ebenfalls haben wollen. Ihre Vorstellung war großartig und einem Shogun angemessen gewesen.
Kawatake, ihr Anführer, zeigte einer Wache seinen Passierschein und wurde mit seiner Truppe durchgewinkt. Oishi, der ein farbenprächtiges Kostüm trug, folgte Kawatake und hielt seinen Kopf gesenkt, als wäre er vom Aufstieg so erschöpft, dass er nicht einmal mehr nach vorne auf sein Ziel blicken konnte. Der Rest der Schauspieler ging in Gruppen weiter, so gut es die enge Brücke erlaubte. Die Wache davor beobachtete mit mehr als dem üblichen Interesse, wie sie vorbeigingen. Doch sein Interesse galt ihren Gewändern in allen Farben des Regenbogens. Die Tatsache, dass frühere Offiziere aus Burg Ako unter ihnen sein könnten, kam ihm nicht in den Sinn. Horibe und eine Handvoll der anderen Ronin gingen ungehindert vorbei. Einige von ihnen waren kostümiert, andere waren als Gepäckträger getarnt.
Am Ende der Gruppe ging ein ungewöhnlich großer Träger gebeugt unter einer Ladung Bühnendekoration und Ersatzkostümen. Seine Last ließ ihn scheinbar langsamer gehen als den Rest.
Der Wächter widmete der schweren Last mehr Aufmerksamkeit als dem Mann, der sie trug. Er stellte sich vor den Träger und senkte seinen Speer, um den Zugang zur Brücke zu versperren. »Was hast du da?«, wollte er wissen.
Eine andere Wache stellte sich neben ihn und winkte ab. »Ich hab das schon überprüft«, sagte die zweite Wache.
Kai ging zögernd weiter, und Hara, der in einer gestohlenen Rüstung von Kiras eigener Grenzwache als Wachtposten posierte, nickte ihm lächelnd zu. Dann winkte er ihn mit scheinbarer Ungeduld durch. Chikara, der sich umgedreht hatte, als er sah, wie die Wache Kai den Weg versperrte, warf einen erleichterten Blick gen Himmel.
Die Schauspieler – Profis wie Laien – zogen über die Brücke, die über eine so tiefe Schlucht gespannt war, dass darunter nur Finsternis zu sehen war. Dann betraten sie den unteren Hof von Kiras Festung. Kai schaute von einer Seite zur anderen. Er war genauso fasziniert wie die Wache beim Anblick der Darsteller. Sollte Kira versucht haben, die Atmosphäre der Vorbereitungen auf Burg Ako für den Besuch des Shoguns einzufangen, so war es ihm an diesem düsteren, nahezu unerreichbaren Fleck beinahe gelungen.
Doch der Stil und die offenkundige Fülle der Dekorationen erinnerte Kai nur daran, dass Kira es immer vorgezogen hatte, seine Zeit in Edo so nah wie möglich an der Seite des Shoguns zu verbringen und nicht hier, in dieser entlegenen Ecke des Reiches. Er fragte sich, wo Kira in Zukunft residieren wollte ... wenn sie ihn nicht heute Abend in die Hölle schickten.
Vor ihnen grenzten ungefärbte
tobari
die Bühne ab. Dort gab es Platz für die Schauspieler, die Bühnenhelfer, die Kulissenbauer und einen Wartebereich. Die verkleideten Ronin teilten sich auf. Die Männer, die bei den Schauspielern blieben, folgten Kawatake zur Bühne. Die anderen, die als Träger fungierten, legten ihre Lasten wie angewiesen ab und gingen dann hinter den Zuschauerbereich, um ihre Wachpositionen einzunehmen.
Kai ließ sich dort nieder, wo er freie Sicht auf die Bühne und den einzigen Wachturm hatte, der so nah war, dass sie die Wache dort nicht unauffällig ausschalten konnten. Von seinem Standort aus würde er Oishis Signal an Chikara weitergeben, der sich außer Sichtweite mit einem Bogen bewaffnet versteckt hielt. Der Angriff würde erst dann erfolgen, wenn das Stück begonnen hatte. Bis dahin hatte er nichts zu tun, außer unbemerkt zu bleiben. Wenn er in den Schatten blieb, war das nicht weiter schwierig. Er musterte das Publikum, das sich bereits versammelte, und versuchte, einen Blick auf Mika zu erhaschen.
Oishi war hinter der Bühne bei den Schauspielern und spähte durch einen Schlitz im
tobari
hinaus. Ungeduldig schloss sich seine Hand
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