47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition)
unter Beweis gestellt hatte, anzuerkennen.
Zuletzt sah Kai Oishi an. Er sah in dessen Augen absolute Zustimmung, Willkommen und – als Oishi Yasuno einen Blick zuwarf – etwas, das wie Erleichterung wirkte.
Kai schaute weiter Oishi in die Augen, trat vor an den Tisch, kniete nieder und stach sich in den Finger. Er unterschrieb den Eid.
»Jetzt«, sagte Oishi, »sind wir siebenundvierzig.«
21
Es war der Tag vor dem ersten Neumond im Frühling. Bei Sonnenuntergang würde die Hochzeit von Fürst Kira und der Dame Mika beginnen. Obwohl jegliche Regungen des Lebens noch immer unter dem Schnee und dem gefrorenen Boden verborgen lagen, würden die Gäste bald eintreffen, und Kira würde sie in seinem Burghof, der mit harter Arbeit vom Schnee befreit worden war, begrüßen ... zum letzten Mal. Die Festivitäten und die offizielle Hochzeitszeremonie würden den ganzen morgigen Tag andauern, und nach ihrer Hochzeitsnacht würden der neue Fürst Asano und seine Dame nach Ako reisen.
Dort standen die Kirschbäume kurz vor der Blüte, und der Frühling würde auf sie warten, um sie zu begrüßen. Die Welt würde voller Leben sein, während er seine Zukunft und seine neue Ehefrau unter seine Kontrolle brachte.
Und dennoch hatte Kira das Bedürfnis, die Zeichen deuten zu lassen. Er wollte sichergehen, dass nichts sich ihm noch in den Weg stellen konnte oder dem Zufall überlassen worden war.
Die Rehknochen, die Mitsuke für ihren Wahrsagezauber benötigte, glühten und pulsierten in der Feuerschale, die zwischen ihnen stand. Er beobachtete, wie sie einen Knochen, ohne mit der Wimper zu zucken, aus dem Feuer herauspickte.
Was für ein bemerkenswertes Wesen sie doch war
...
Obwohl er morgen eine seinem Stand angemessene Frau heiratete, musste er doch sicher sein, dass Mitsuke bei ihm blieb, auch wenn ihre Eifersucht zu einem Mahlstein geworden war, der ihrer beider Intimität abwetzte. Er wusste, dass sie noch immer seinen Ehrgeiz teilte, mehr zu sein als das, was das Schicksal ihnen zugewiesen hatte, und nur sie konnte dafür sorgen, dass seine Zukunft nicht damit endete, Fürst von Ako zu werden.
Sein Verlangen nach Mika bedeutete, dass Mitsuke ihn niemals ganz in ihren Bann schlagen konnte. Der Gedanke, die berauschende Intimität zu verlieren, die sie so lange geteilt hatten, als sie nur zu zweit waren, machte ihn traurig. Sie waren wie zwei Seelen gewesen, deren gemeinsamer Hunger sie aneinander kettete. Aber das Leben zu führen, das er schon immer verdiente hatte, würde diese Traurigkeit aufwiegen.
Mitsuke liebte ihn wie zuvor, dessen war er sich sicher. Er musste aufpassen, sie nicht zu vernachlässigen. Er würde sie immer brauchen, und deshalb musste er sie an seiner Seite halten. Aber er hatte auch die Angst in ihren Augen gesehen, als er sie bedroht hatte, und wusste, dass ihm dieses letzte Mittel immer blieb. Je weiter sie von ihrer wahren Heimat, den Bergwäldern, entfernt war, desto schwerwiegender und handfester würden diese Drohungen werden ...
Schließlich schaute er wieder hoch, verbannte diese Gedanken in den Hintergrund seiner Gedanken und stellte sicher, dass sie ihm nicht ins Gesicht geschrieben standen. Er beobachtete, wie sie mit ihren Fingernägeln über die glänzenden Risse in dem Knochen strich, den sie ausgewählt hatte. »Was siehst du?«, fragte er und beugte sich vor.
Mitsuke zögerte kurz und starrte auf die feuerroten Risse. Das hatte sie noch nie zuvor getan, denn es hatte nie einen Grund gegeben, die Trauer über das, was sie gesehen hatte, zu verbergen. »Die Vorzeichen sind gut«, murmelte sie und starrte noch immer nach unten. Dann sah sie zu Kira auf, wählte ihre Worte mit äußerster Sorgfalt und sagte: »Ihr werdet bald eine weite Reise unternehmen. In jeder Stadt und jedem Dorf werden sich die Menschen vor Euch verbeugen ... Sogar der Shogun wird Euer Gesicht ehrfürchtig anschauen ...«
Kira war noch immer nach vorn gebeugt. Das Verlangen nach ihren Worten ließ seine Augen glitzern und sein geliebtes Gesicht auf eine Weise aufleuchten, die sie immer zum Lächeln gebracht hatte. Bis jetzt hatte es immer ihr leidenschaftliches Verlangen nach ihm entfacht. Zum ersten Mal musste sie sich anstrengen, um überhaupt ein Lächeln zustande zu bringen.
Kira schien es zu ihrer Erleichterung nicht zu bemerken, bis er fragte: »Und Mika?«
Erneut schlug sie die Augen nieder und verbarg die Tränen, die plötzlich darin standen ...
viel zu menschliche Tränen
... Dann strich sie
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