47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition)
noch immer die Kostümrüstung des Theaterstücks. Er riss einen Streifen ab, band ihn fest um die blutende Wunde und knotete die Enden zusammen.
Dann säuberte er sein Schwert und steckte es wieder in die Scheide zurück. Sein Blut hatte Flecken auf dem Läufer hinterlassen.
Wenigstens konnte er sein Blut bis zum Eingang zurückverfolgen
...
Und urplötzlich dämmerte ihm, dass dies eine Möglichkeit war, Kira aufzuspüren.
Madame Mika hatte Kira als Beute markiert, als sie ihn mit ihrem Dolch verwundet hatte
. Es spielte keine Rolle, wie schwerwiegend die Wunde war, sie genügte, um eine Blutspur zu hinterlassen.
Vorsichtig verfolgte Oishi seinen Weg zurück zur ersten Tür. Er hockte sich hin und suchte die Matten an den Türen ab, wo Kira den ersten Raum betreten hatte.
Da
. Ein kleiner roter Fleck, der nicht von seinem blutenden Arm stammte, zeigte sich auf dem Tatami am Eingang. Er berührte ihn mit dem Finger. Er war feucht.
Seine Blicke suchten sorgfältig den Boden in immer weiteren Kreisen ab, bis er noch einen fand und noch einen. Sie führten ihn direkt zu der Schiebetür, durch die er gehen musste. Er ging weiter in das nächste Zimmer und folgte der schwachen Spur von Kiras Blut zu einer weiteren geschlossenen Trennwand.
Er öffnete sie. Dahinter befand sich ein weiteres Zimmer. Er folgte noch immer Kiras Blutspur und betrat einen weiteren labyrinthartigen Raum.
Doch hier gab es keinerlei Hinweise mehr, als hätte Kira erkannt, dass sein Blut eine Spur hinterließ. Oder er hatte sich sicher genug gefühlt, um anzuhalten und einen Verband anzulegen. Sicher genug, um nicht weiterlaufen – aber nicht sicher genug, um sich nicht zu verstecken. Er versuchte, sein wertloses Leben vor der Vergeltung zu schützen, die er verdient hatte.
Oishi wusste, wenn das der Fall war, würde er ihn irgendwo in diesem Raum finden. Er zog erneut sein Schwert, bewegte sich so leise wie möglich an den Wänden entlang und lauschte auf jedes Geräusch. Dabei zog er mit seiner freien Hand vorsichtig jede Schiebetür auf.
Er hatte fast die Hälfte des Raums umrundet und wollte gerade eine weitere Schiebetür öffnen, da schoss Kiras Schwert aus der Öffnung hervor und bohrte sich tief in seine Schulter.
Kai half Mika auf die Füße, als ein Schatten auf sie beide fiel.
Erschrocken schaute er hoch, und eine riesige Faust, die in einem mit Stahlschuppen versehenen Lederhandschuh steckte, kam auf ihn zu und schickte ihn zu Boden.
Kiras Krieger mit der Dämonenmaske ging an Mika vorbei, als wäre sie gar nicht da, und auf Kai zu. Dabei zog er sein blauschwarzes
odachi
und wollte den Kampf beenden, den sie in der Arena auf Burg Ako vor einem Jahr begonnen hatten. Das Duell vor den Augen des Shoguns hatte ihrer beider Leben aus dem Gleichgewicht gebracht und sie in den Abgrund geschleudert.
Kai taumelte auf die Füße und rutschte in dem frisch gefallenen Schnee aus. Er war gleichermaßen von dem Schlag wie von dem Anblick, der sich ihm bot, betäubt. Dennoch war er eigentlich nicht überrascht. Er bedeutete Mika, sie solle außer Reichweite bleiben, und zog sein Schwert. Er wusste, dass er sich vollkommen konzentrieren musste, wenn er sein Leben retten wollte.
Der Dämonenkrieger war unverletzt aus der explodierenden Waffenkammer entkommen. Er war ein Dämon. Wenn es jemals Zweifel daran gegeben hatte, waren sie jetzt zerstreut. Nichts von Menschen Geschaffenes konnte einen durch Zauberkraft geschützten Dämon töten. Und obwohl es die Hexe nicht mehr gab, sah man noch immer den schillernden Schutz ihres Zaubers auf der Rüstung des Kriegers. Das Dämonengesicht auf seiner Maske zuckte und tanzte vor Kais Augen, bis er wegschauen musste.
Wer immer – was immer – in dieser Rüstung steckte, lebte noch und wurde von niemand anderem gesteuert. Mitsuke hatte ihn nicht herbeigerufen, doch der Dämon war trotzdem hinter ihm her, um etwas zu Ende zu bringen. Er hatte sein eigenes Gedächtnis und seinen eigenen Willen. Kai war sicher, dass der Dämon intelligent genug war, um einen Vorteil aus seinem Wissen zu ziehen. Wohin würde er gehen, nachdem er ihn getötet hatte ... und was würde er tun, wenn er doch nur Tod und Zerstörung kannte?
Und wer wäre noch hier, um ihn aufzuhalten?
Oda Nobunaga, der erste der Drei Reichseiniger, die das Zeitalter der Kriege beendet hatten, hatte Japan fast vollständig unter seine Kontrolle gebracht. Doch er war ein Monster gewesen, und sogar seine eigenen Generäle hatten sich gegen
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