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47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition)

47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition)

Titel: 47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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schaute wieder zu ihr hoch und umklammerte den Dolch mit seinen Händen. In seinen Augen stand noch immer Fassungslosigkeit.
    Mika starrte ihn weiterhin an. Ihr Zorn war wie flüssige Lava, die die Maske des Betrugs auflöste, bis seine Gesichtszüge sich verzerrten und wie brennende Seide schrumpften. Darunter kam das Gesicht der
kitsune
zum Vorschein.
    Vor Mikas Augen verwandelte die Gestaltwandlerin sich wieder in eine Menschenfrau und versuchte, den Dolch aus ihrer Brust zu ziehen.
    Mika warf sich mit aller Kraft gegen Mitsuke und stieß die Klinge bis ans Heft in ihren Körper. Endlich konnte sie an ihrem grausamsten und heimtückischsten Feind Rache nehmen, der am Tod ihres Vaters die Schuld trug und der ihr beinahe Kais Leben und ihr eigenes gestohlen hatte.
    »Vielleicht erkennt Ihr jetzt den Preis meiner Liebe.« Ihr Atem gefror in der kalten Luft und sie ließ das Heft des Dolchs los. Die Worte waren so erbarmungslos wie eine Klinge aus Eis.
    Mit einem animalischen Heulen, das Qual und Verzweiflung verriet, brach Mitsuke auf den Pflastersteinen zusammen. Die scheinbar feste Form ihres menschlichen Körpers löste sich auf wie schmelzender Schnee, und schließlich war außer dem Dolch, der auf den Steinen lag, nichts mehr übrig.
    Mika sah an ihrem Hochzeitskleid, dessen Reinheit durch Blut besudelt worden war, herab zu der Stelle vor ihren Füßen, an der nicht einmal mehr ein weißes Fellbüschel zu sehen war. Plötzlich sah sie Spuren eines Fuchses im Schnee. Die Füchsin floh zurück in die unsichtbare Welt, in die sie gehörte – in die Mondschattenwelt der
yōkai
.
    Mikas erleichtertes Keuchen hing in der kalten Luft, und sie wandte sich wieder dem Palasteingang zu. Dort war Kai ... der echte Kai ... und lehnte an der Tür, als hätte seine eigene Erleichterung ihm die Kraft geraubt. Er erwiderte ihren Blick. Sein Schwert und seine Kleidung waren voller Blut. Doch als sie in seine Augen schaute, erkannte sie dort das Gefühl, das sie von Anfang an bei ihm gesehen und verstanden hatte.
    Beinahe zögernd machte er ein paar Schritte auf den Hof hinaus. Er lächelte schief, und ihm waren Stolz, Respekt und Liebe anzusehen. Sein Blick verriet, dass er ihre Rache an der
kitsune
mit angesehen hatte und froh darüber war. Sie ging auf ihn zu, und er wurde schneller, als er ihre Gewissheit spürte.
    Plötzlich richtete sich sein Blick auf etwas über ihrem Kopf. Er stürzte vorwärts, stieß sie mit seinem freien Arm zur Seite und riss sein Schwert hoch.
    Mika drehte sich um und taumelte gegen den Fuß einer Laterne. Eine riesige weiße Schlange schwebte in der Luft, als wäre sie aus dem fallenden Schnee und der Dunkelheit entstanden. Die Dämonenschlange glitt auf sie zu, wich dann aber plötzlich von ihrem Weg ab und griff Kai an, der sich vor sie stellte. Mit weit offenem Maul, in dem lange Zähne glitzerten, spie sie Gift in seine Richtung. Er war gezwungen, seitlich wegzutauchen, und schwang sein Schwert. Dabei schnitt er nur ein wenig von der verfilzten Mähne des Dämons ab. Lange schwarze und silberne Fäden fielen herab und verwandelten sich in regenbogenfarbene Streifen, wie von einem bunt gefärbten Seidenkimono. Sie entzündeten sich an der Flamme einer Laterne und verschwanden dann wie Rauchfäden.
    »Runter ...!«, brüllte Kai, weil die Schlange sich mitten in der Luft herumwarf. Sie stieß wieder auf Mika herab, als hätte sie nur das Mädchen im Auge. Mika keuchte, als sie erkannte, dass eines der Schlangenaugen blau und das andere braun war.
    Sie fiel auf die Knie und schützte ihren Kopf, als der Dämon vorbeisauste. Sein brennender Atem versengte ihre Hände. Sie schrie auf, denn der schwere Schwanz traf sie an der Seite und warf sie um. Er peitschte durch die Luft, warf dabei die Steinlaterne hinter sich um und stellte sich Kais nächstem Angriff.
    Kai drückte sich vom Fuß einer anderen Laterne ab und sprang höher, als sie es je für möglich gehalten hätte. Die Schlange warf sich auf ihn. Er drehte sich so geschmeidig wie der Dämon, während dieser versuchte, ihm die Fangzähne in den Körper zu schlagen und ihn dabei gegen die Laterne und die Flammen zu werfen. Kais Schwert beschrieb einen Bogen nach unten und traf das blaue Auge der Schlange. Sie kreischte vor Schmerzen und Wut, krachte gegen die Laterne und zerbrach sie. Kai fiel taumelnd zu Boden, und Stücke des zertrümmerten Laternenpfahls regneten auf ihn herab.
    Doch das oberste Stück der Laterne, das die brennende

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