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47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition)

47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition)

Titel: 47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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Öllampe schützte, traf den Kopf der Schlange und bedeckte ihren Körper mit brennendem Öl. Die Mähne der Schlange fing Feuer und rotgoldene, Regenbogenfunken sprühende Flammen breiteten sich über ihre gesamte Länge aus. Wütend kreischend und halbblind krachte der Dämon in weitere Laternen. Sein zuckender Körper warf sie um und verteilte brennende Trümmer auf dem ganzen Innenhof. Doch er warf sich noch immer auf Mika, als wäre er entschlossen, sie ebenfalls in Flammen zu setzen. Mika war von dem ersten Treffer noch immer benommen und mühte sich ab, mit ihren schweren Gewändern außer Reichweite zu gelangen. Wie ein Meteor schoss die brennende Erscheinung mit weit offenem Maul auf sie zu und warf dabei noch mehr Laternen um. Sie schützte ihren Kopf gegen den Trümmerhagel und schloss die Augen, damit sie den Anblick des auf sie herabstoßenden Todes nicht ertragen musste.
    Doch dann schien ein Blitz einzuschlagen. Das grelle Aufblitzen und der Wirbelwind schienen sich mehr vor ihrem geistigen Auge als mitten in der Luft abzuspielen.
    Sie schrie auf, und die an ihren Sinnen zerrende unsichtbare Kraft zwang sie, trotz ihrer Angst die Augen gerade noch rechtzeitig zu öffnen, um zu sehen, wie die Schlange auf genauso unmögliche Weise verschwand wie zuvor die Hexe. Doch diesmal gab es keine Spuren eines unsichtbar fliehenden Geistes, nur ein letztes Rauchwölkchen, das sich in Nebel verwandelte und sich im fallenden Schnee verlor. Mika war vor Entsetzen wie gelähmt und durchsuchte mit Blicken den Hof. Kai war ebenfalls von der Stelle verschwunden, an der er gestürzt war, nachdem er das blaue Auge der Schlange geblendet hatte.
    Hinter ihr war ein Geräusch zu hören. Sie sah erschrocken über ihre Schulter und hielt den Atem an. Kai kniete auf einem Knie neben ihr und stützte sich schwer auf sein Schwert. Er war außer Atem und schaute zum Himmel. Merkwürdig zähes Blut bedeckte sein Schwert von der Spitze bis zum Griff. In seinen Augen glaubte sie mit ihrem verwirrten Geist das Echo eines brennenden Dämons zu sehen.
    »Kai ...?«, flüsterte sie. Selbst dieses eine Wort war fast zu viel für sie, weil er so nah bei ihr war, dass sie ihn berühren konnte – aber weit weg von der Stelle, an der er die Schlange mitten in der Luft angegriffen hatte. Sie schüttelte blinzelnd den Kopf.
Wie ...?
Sie setzte sich auf und versuchte, ihm in die Augen zu schauen.
    Kai aber wandte den Kopf ab, schüttelte das Dämonenblut von seinem Schwert und steckte es wieder in seine Scheide. Dann drehte er sich zögernd um und streckte die Hand aus, um ihre Haube wegzuschieben. »Mika, ich ...« Seine Stimme brach und er schaute zu Boden. »Ich meinte, Madame ...«, murmelte er und zog seine Hand zurück. Stattdessen verbeugte er sich förmlich vor ihr, als wären sie Fremde. Als er wieder hochschaute, war das Echo des Dämonenfeuers aus seinen Augen verschwunden, aber nicht sein Zögern und die abgrundtiefe Sorge, die an Angst grenzte. »Seid Ihr ... verletzt?«
    »Mir geht es gut ... endlich.« Sie lächelte ihn zärtlich und beruhigend an. Mit einer Hand liebkoste sie sein Gesicht und hob sanft sein Kinn mit ihren Fingerspitzen an, bis er sich nicht mehr vor ihr verbeugte. Seine Sorge verwandelte sich in Erleichterung, denn sie schaute ihm direkt in die Augen. »Oh, Kai, ich dachte ... Man sagte mir, du seist tot!« Ihre Stimme zitterte, als sie sich daran erinnerte, wie sie ihn während des Theaterstücks das erste Mal gesehen und geglaubt hatte, einen Geist zu sehen. Das Lächeln auf ihren Lippen erreichte nun auch ihre Augen.
    Kai atmete erleichtert auf und lächelte ebenfalls endlich zögernd, weil sie von ganzem Herzen strahlte. Mika nahm Abstand von der Frage, die sie jetzt unmöglich stellen konnte und für die sie auch nicht die richtigen Worte fand.
Sie war wohl verwirrt gewesen oder zu verängstigt, um sich genau daran zu erinnern, wie er an ihre Seite gekommen war
. »Wie ... wie hast du sie getötet?« Sie hob ihre Hand und zeigte in die Luft über dem Trümmerfeld zerbrochener Laternen.
    Kai warf einen Blick auf sein
katana
und grinste. »Das ist ein gutes Schwert«, sagte er, als wäre dieser Verdienst nur dem Schwert zuzuschreiben. Da erst begriff sie, dass er zwei Schwerter an seiner Seite trug und sein Haar wie das eines Ronin zurückgebunden war. Plötzlich kamen ihr Erinnerungen an das getötete
kirin
und die Art, wie Kai in der Arena in Burg Ako gekämpft hatte in den Sinn, und sie war noch verwirrter.

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