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47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition)

47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition)

Titel: 47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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zögerlich am Ärmel, um ihre Aufmerksamkeit zu erregen. Sie hielt ihr ein kleines Säckchen entgegen, das, wie Mika erkannte, Gift enthielt. Mika nahm es ohne einen Kommentar entgegen und ließ es in den Ärmel ihrer Robe gleiten. Sie hatte nicht die Absicht, es zu benutzen. Wenigstens nicht für sich selbst.
    Die Tochter des
daimyō
nahm die tränennasse Hand ihrer Dienerin in ihre und drückte sie freundlich.
»Gib nicht auf, nur weil ich fort bin«
, hatte ihr Vater gesagt. Sie würde dem Shogun stolz entgegentreten, erfüllt vom Geist ihres Vaters, genau, wie Oishi es heute tun würde. »Wir haben Ako noch nicht verloren«, murmelte sie. Und dann ging sie wieder zurück auf den Balkon.

    Oishi kehrte zu seinen Soldaten zurück, die auf dem oberen Burghof standen. Es waren noch mehr im unteren Burghof aufgestellt, ebenso entlang der Mauern und an den Bogenschießscharten.
    Ihm kam der Gedanke, dass er noch nie alle Soldaten von Ako zur gleichen Zeit am gleichen Ort versammelt gesehen hatte, die auf die Schlacht vorbereitet waren.
Das war keine Übung
. All diese Männer standen unter seinem Kommando ... und traten dem Shogun entgegen. Er sprach ein weiteres kurzes Gebet, dass am Ende des Tages alle in der Burg von Ako noch am Leben wären und Fürst Asano sein Leben nicht umsonst geopfert hatte.
    Er schaute sich nach Chikara um und fand ihn auf seinem Posten. Er war bei den Samurai, die die Aufgabe hatten, die Diener und Arbeiter ruhig zu halten und in die Burg zu bringen, falls es nötig war. Plötzlich erkannte er Kai in der Nähe seines Sohnes. Oishi bemerkte, dass er etwas abseits hinter den anderen Arbeitern stand. Er hatte ein
bokken
durch den Gürtel seines abgetragenen Kimonos gesteckt, und der Blick in seinen Augen verhieß, dass er gekommen war, um für Ako zu kämpfen. Noch einmal. Zu kämpfen und zu sterben, wenn es nötig war.
    Oishi zeigte keine Regung, als er seinen Blick von dem Halbblut abwandte und stumm auf das geschlossene Tor am oberen Burghof zuging. Er war überrascht, dass Kai überhaupt laufen konnte, ganz abgesehen davon, zu kämpfen. Noch überraschter war er allerdings, dass er gekommen war, um Seite an Seite mit den Männern, die ihn geschlagen hatten, zu kämpfen. War er wegen Fürst Asano gekommen? Oder weil er selbst am Shogun Rache nehmen wollte? Oder gar an Kira? Oder war er einfach nur gekommen, um den Tod eines Hundes zu sterben? Was immer er wollte, dachte Oishi, er würde es heute nicht bekommen.
    Der Kommandeur der Samurai blieb vor dem Tor stehen und befahl den Wachen, es weit zu öffnen. Er konnte das überraschte Gemurmel, das sich unter den Offizieren und Soldaten erhob, nicht nur hören, sondern geradezu körperlich spüren.

    Kai starrte auf Oishis Rücken und war ebenso fassungslos und bestürzt wie die Soldaten. Er sah mit den anderen zu, wie das Tor mit lautem Rumpeln geöffnet wurde. Oishi ging hindurch und eilte den Korridor zum unteren Burghof entlang, wo er den Wachen einen Befehl zurief, das Tor der äußeren Mauer zu entriegeln.
    Nach einer langen Pause hörten sie, wie das Tor aufgezogen wurde. Die besorgten Stimmen der Diener wurden immer lauter. Mehrere der Samurai brüllten sie an, ruhig zu sein, als Oishi endlich wieder durch das innere Tor kam.
    Chikara blickte über seine Schulter zu Kai und wirkte ebenso besorgt wie die anderen. Aber Kais Aufmerksamkeit war in die Ferne gerichtet. Er lauschte auf das, was sie alle im nächsten Moment hören würden.
    Die Armee des Shoguns ergoss sich in den unteren Burghof, und seine Fußsoldaten fächerten sich auf, um eine Barriere entlang des Weges zum oberen Burghof in Stellung zu bringen. Sie sollte garantieren, dass der Shogun unbehelligt nach oben reiten konnte. Direkt an den Ort, an dem Oishi auf ihn wartete. Er wurde von den hereinströmenden Soldaten des Shoguns weiter in Richtung der Reihen seiner versammelten Truppen zurückgedrängt.
    Der Shogun ritt durch den Korridor zwischen seinen Soldaten nach oben. Ihm folgten seine Offiziere und
daimyō
, deren Truppen die seinen ergänzten ... und Fürst Kira ritt neben ihm.
    Oishi sah sie näher kommen. Seine stoische Würde wurde beinahe von einem Anflug von blindem Hass überwältigt, als er Kira erblickte. Da wusste er, dass seine schlimmsten Befürchtungen gerechtfertigt gewesen waren.
    Oishi beugte wortlos die Knie, sank nieder, legte seine Schwerter auf den Boden und verbeugte sich als Zeichen der Unterwerfung.
    Einen langen Moment bewegte sich niemand. Und

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