47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition)
statuieren. Ako würde Feuer und Schwert zum Opfer fallen, um anderen Unzufriedenen eine Lektion zu erteilen, falls sie ihre »höhere Lehenstreue« zum Shogun nicht halten wollten ... Genau, wie Fürst Asano es befürchtet hatte.
Und dann war da noch die Dame Mika. Obwohl sie als Frau Ako nicht erben konnte, war sie das letzte lebende Mitglied der Asano-Blutlinie und das Volk schuldete ihr Gefolgschaft. Sie hätte keine Kontrolle über ihre Zukunft, wenn die Samurai die Burg kampflos übergaben, und nur eine Wahl – die Gleiche, die die Samurai ihres Vaters hatten – wenn sie sich weigerten, sich zu ergeben.
Die Dame Mika war sich der Konsequenzen voll bewusst und hatte die endgültige Entscheidung trotzdem Oishi überlassen. Sie musste anerkennen, dass ihr Vater seinem
karō
harschere Wahrheiten und härtere Entscheidungen anvertraut hätte, als er je mit seiner Tochter geteilt hätte.
Über die Jahre war Oishi so geschickt beim
shōgi
, dem Spiel der Generäle, geworden, dass selbst Fürst Asano lieber Würfel mit ihm spielte. Der
daimyō
wollte den Ausgang des Spiels lieber dem Glück überlassen als seinem trickreichsten Strategen.
Erst im vergangenen Monat hatte Oishi gelernt, dass man
shōgi
besser mit geschnitzten Holzfiguren spielte ... nicht mit Menschenleben.
Generäle erobern, Soldaten fallen
. Ein Mann wurde nicht General, indem er Holzfiguren opferte.
Er hatte in der letzten Woche nicht mehr als ein bis zwei Stunden pro Nacht geschlafen. Stattdessen hatte er die endlosen Stunden der Dunkelheit im Gebet im Familienschrein der Asanos verbracht. Er betete um den Rat der Götter, um eine Eingebung, die nicht kommen wollte.
Er hatte noch immer keine Ahnung, was er tun würde – und jeden Moment erwartete er, dass ein Soldat vom Wachturm aus verkündete, dass der Shogun und seine neu zusammengezogene Armee in Sichtweite kamen.
Darum hörte er noch immer dem Für und Wider zu, die Tore zu verbarrikadieren und sich auf eine Belagerung vorzubereiten oder sie zu öffnen und das Unvermeidliche zu akzeptieren.
»Versprecht mir, dass Ako für Euch an erster Stelle steht.«
Das war Fürst Asanos letzte Bitte gewesen. Oishi hatte geschworen, dass er sie erfüllen würde, auch wenn er damals die Auswirkungen, die diese Worte hatten, nicht voll und ganz begriffen hatte. Er hatte seine Befehle von Fürst Asano erhalten. Wenn er dem Kriegerkodex des
giri
treu war und seinem
daimyō
bedingungslosen Gehorsam entgegenbrachte, sollte ihm die Entscheidung nicht schwerfallen.
Es gab nur einen Haken. In diesem vergangenen Monat hatte er in seiner Seele die qualvolle Sicherheit gewonnen, dass er genau wusste, wer von den Favoriten des Shoguns vom Fall des Hauses Asano profitieren würde.
Fürst Kira
.
Irgendwie war das alles Kiras Werk. Oishi konnte sich zwar nicht vorstellen, wie der Fürst es geschafft hatte, den Shogun gegen Asano aufzubringen und das Schicksal selbst zu beeinflussen. Aber er hatte sich erst nach Fürst Asanos Tod wieder daran erinnert, dass Kai in der Nacht der Ankunft des Shoguns zu ihm gekommen war. Er hatte versucht, ihn vor Kira zu warnen. Kiras Festung befand sich hoch in den Bergen. Der Gedanke, dass er tatsächlich mit einer
kitsune
im Bunde stand, erschien ihm im Nachhinein sogar sehr plausibel.
Doch nun war es zu spät, um zu diesem Moment zurückzugehen und den Worten des Halbbluts wirklich zuzuhören ... Auch wenn viele Menschen behaupteten, dass ein Halbblut und ein Dämon ein und dasselbe waren. Was, wenn Kai wirklich die Fähigkeiten eines Dämons besaß, andere Dämonen instinktiv zu erkennen. Wenn er wirklich eine Fuchshexe im Wald gesehen hatte, als sie das
kirin
getötet hatten. Und dann noch einmal in Fürst Kiras Gefolge ...?
Oishi verbot sich, »das Unmögliche ignoriert zu haben« zu all den Punkten hinzuzufügen, für die er die Verantwortung trug. Es war ohnehin zu spät ... die Gefahr, die sich wie ein Schwarm Pfeile näherte, war bereits zu nahe, um ihr auszuweichen.
»Was gibt es da noch nachzudenken?« Yasuno erhob die Stimme, als er versuchte, jemanden niederzubrüllen, der nicht mit ihm einer Meinung war. Damit lenkte er Oishis Gedanken gegen seinen Willen wieder auf den Streit, der um ihn herum tobte. Alle waren so angespannt, dass sie wie eine Bogensehne kurz vor dem Zerreißen standen. Yasunos Frustration über das, was beim Turnier passiert war, hing ihm noch immer nach, was seine Position nur verhärtete.
Hazama, Oishis Stellvertreter, sagte noch einmal
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