47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition)
dann taten es ihm seine Offiziere einer nach dem anderen nach. Die Soldaten dahinter zögerten, verstanden erst nicht, was sie sahen, als sie das Klappern der Schwerter auf dem Steinboden hörten. Dann folgten sie dem Beispiel ihrer Kommandeure, als hätte jemand einen Befehl gebrüllt. Sie knieten nieder und legten die Waffen ebenso gehorsam ab, wie sie in die Schlacht gezogen wären.
Die Diener und anderen Bürger fielen auf die Knie und verbeugten sich ebenfalls. Kai war einer der Letzten, die sich bewegten. Er konnte noch immer nicht glauben, dass Oishi sich tatsächlich ergeben hatte, und die Menschen auf dem Burghof niedersanken wie gemähtes Gras zur Erntezeit.
Eine einzelne Gestalt trat aus dem Palast: Die Dame Mika kam mit hoch erhobenem Haupt auf sie zu. Sie trug die Farben des Hauses Asano, dessen
mon
groß auf ihrer Robe prangte. Kai sah zu, wie sie den Hof überquerte, um dem Shogun allein gegenüberzutreten. Niemand begleitete sie oder folgte ihr. Der Anblick ihres Mutes und ihrer Verletzlichkeit schmerzte ihn.
Unter den Augen ihres Volkes, der Kommandeure und Fürst Kiras trat sie vor den Shogun. Sie verbeugte sich tief, kniete aber nicht nieder.
»Ich bedauere den Tod Eures Vaters, Madame Asano«, sagte der Shogun mit beinahe freundlicher Stimme. Er sah nur eine schwache Frau vor sich. »Er hat ihn mit großer Würde akzeptiert.«
Mika sah zu ihm auf. Ihre Miene war vollkommen unbeeindruckt, als hätte er gar nichts gesagt. »Mein Shogun, als einziges Kind meines Vaters bitte ich darum, dass ich nach den Ländereien meines Vaters sehen darf, bis es Zeit für mich ist, zu heiraten.«
Überraschtes Gemurmel erhob sich unter den Männern des Shoguns. Niemand von ihnen war es gewöhnt, dass eine Frau – auch nicht die Tochter eines
daimyō
– den höchsten Herrscher des Landes direkt ansprach, als wäre sie ihm ebenbürtig.
Der Shogun erhob abrupt seinen Kriegsfächer, um sie zum Schweigen zu bringen, bevor er zu Mika heruntersah. »Ich habe das bereits bedacht, Madame Mika«, erwiderte er. Während Kai sich noch wunderte, was er damit meinte, stieg Fürst Kira ab und ging auf Mika zu.
»Madame Asano«, sagte Kira. »Ich weiß nicht, warum Euer Vater versucht hat, mir das Leben zu nehmen, aber ich betrauere ihn und verehre ihn.« Er verbeugte sich tief vor ihr.
Mika konnte ihr Misstrauen und ihre Verachtung kaum verbergen, als er ihr in die Augen blickte.
»Wenn Ihr mir vergeben könnt, würde ich dieses Leben geben, um Euch als Ehemann zu dienen. Und dem Volk von Ako als sein Regent.«
In der Menge entfuhr Kai ein ungläubiger Fluch. Mika sah nicht weniger überrascht aus, als sie sich an den Shogun wandte, um zu protestieren: »Euer ...«
Der Shogun brachte sie mit einer Handbewegung zum Schweigen. »Damit es keine Fehde zwischen Euren Clans gibt, ordne ich an, dass sie von diesem Tag vereint sein werden, besiegelt durch den Bund der Ehe.«
Nach einem langen Moment verbeugte sich Mika steif. Ihr Widerwille war in jeder Faser ihres Körpers spürbar. Doch während sie diese Verbindung nach außen hinzunehmen schien, suchte ihr Verstand nach einem Ausweg aus dieser neuen, unerwarteten Falle. Mit dem leisesten Anflug von Sturheit, der sich hinter ihrem respektvollen Ton verbarg, sagte sie: »Mein Shogun, die Tradition verlangt eine Trauerzeit für meinen Vater.«
Der Herrscher hielt inne und nickte dann. »Euch wird ein Jahr zum Trauern gewährt.«
Mika hob angesichts dieses kleinen Siegs den Kopf ...
Bis der Shogun weitersprach: »Aber Ihr werdet Fürst Kiras Gast sein, bis Ihr verheiratet seid.« Falls er die Bestürzung in ihrem Blick bemerkt haben sollte, ignorierte er sie einfach.
Kein Gast, sondern eine Geisel
. Kai ballte die Fäuste, weil er wusste, dass es absolut nichts gab, was er dagegen hätte unternehmen können. Er sah zu Oishi hinüber, der noch immer mit gesenktem Haupt auf den Knien lag und nicht widersprach oder eingriff.
»Ich vertraue sie Eurer Obhut an, Fürst Kira«, erklärte der Shogun und wirkte erleichtert, weil diese heikle und potenziell gefährliche Situation so schnell und ohne Blutvergießen gelöst worden war. Er sah zufrieden aus und dachte wohl, dass das alles seiner Weisheit zu verdanken war. Er warf Oishi und den anderen Samurai einen letzten, abfälligen Blick zu. »Diese Männer verlieren ihre Privilegien, aber keinem von ihnen soll ein Leid geschehen.«
Fürst Kira verbeugte sich. »Shogun.« Er sah auf und räusperte sich, als wolle er noch
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