47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition)
Moralvorstellungen anging, aber selbst sie verachteten ein Halbblut
.
Endlich gab er seinen Truppen den Befehl, die Waffen der Ako-Soldaten einzusammeln. Dabei sollten sie besonders darauf achten, die passenden Sets von Lang- und Kurzschwertern einzuziehen, die nur die höchstrangigen Samurai tragen durften.
Technisch gesehen hatte er kein Recht, ihnen die Schwerter abzunehmen. So lange sie noch lebten, floss in ihren Adern das Blut der Samurai, auch wenn sie nun nur noch Ronin waren. Er stellte lediglich sicher, dass den Männern die Bedingungen ihres Überlebens klar waren. Ihre Schwerter waren die Manifestationen ihrer Seelen. Männer, denen nicht nur der Verlust ihres Heims, ihres Auskommens, sondern sogar ihrer Identität bevorstand, waren wenig geneigt und hatten kaum die Macht, Pläne gegen ihn zu schmieden.
Alle von ihnen ... außer einem
. Der Einzige, um dessen Schicksal er sich persönlich kümmern würde. »
Kuranosuke
Oishi?«, rief er. »Ich benötige einen Moment Eurer Zeit.«
Der frühere Burgvogt von Ako sah überrascht auf. Er versuchte sein Misstrauen zu verbergen, als Kira sich ihm näherte. Oishi war zu stolz, um Fragen zu stellen, was Kira ganz gut passte.
Denn die Antworten würden ihm ganz und gar nicht gefallen.
Oishi stand widerwillig auf und folgte Kira. Sofort wurde er von Leibwächtern flankiert. Kiras Männer schienen unter dem Befehl des Riesen in der schwarzen Rüstung zu stehen.
Sie gingen über den Hof und passierten einige der Gebäude, inklusive der Großen Halle und des Palasts. Oishis hatte zunächst noch versucht, seine Besorgnis zu verbergen, doch als sie außer Sichtweite von Akos Männern waren, wurde sie immer offensichtlicher. »Wenn Ihr wollt, dass ich Euch die Informationen über ... Eure neuen Ländereien zeige, Fürst Kira, die offiziellen Aufzeichnungen befinden sich ...«
Kira sah sich zu dem Samurai in der schwarzen Rüstung um, der eine Bewegung machte, als wolle er eine Fliege verscheuchen. Seine gepanzerte Hand traf Oishi seitlich am Kopf und schickte ihn zu Boden. Sein Helm rollte scheppernd über die Pflastersteine. Der Riese zog ihn an der Rückseite seines Brustpanzers auf die Füße.
Fürst Kira sah ihn an und sagte mit einem unfreundlichen Lächeln: »Das wird nicht nötig sein.«
Der Gigant in der schwarzen Rüstung behielt Oishi fest im Griff und drängte ihn weiter vorwärts, doch in Oishis Ohren klingelte es wie Tempelglocken, und seine Beine knickten bei jedem Schritt ein. Wie ein Blitz schoss ihm eine Erinnerung durch den Kopf.
Das Halbblut landete auf dem Rücken im Dreck der Turnierarena, sein Helm rollte weiter und kam erst zwanzig Fuß weiter zum Liegen, direkt vor den Augen der versammelten Samurai von Ako
.
Vor ihnen lag nun die Burgmauer, das Symbol der Stärke, die den Herrn von Ako und sein Volk beschützen sollte. Dann erinnerte er sich plötzlich, dass das Verlies unter der Mauer lag.
Er dachte an Riku und Chikara – so nah und doch unerreichbar.
Würde er sie je wiedersehen?
Seine Kleider unter der Rüstung waren schweißgetränkt. Die schmerzliche Niederlage Akos zusammen mit seiner persönlichen brachten ihn fast zum Weinen. Einzig seine lebenslange Konditionierung als Samurai ließ sein Gesicht im Angesicht seiner Feinde unbewegt bleiben.
Er merkte betäubt, dass selbst sein Stolz nicht mehr war als eine konditionierte Gewohnheit und nicht tief in seiner Seele verankert war, wie er immer geglaubt hatte. Er war trotzdem dankbar, dass er ihn hatte, als Kiras Männer ihn die Treppe hinunterstießen, die zum Verlies führte. Kira blieb zurück und sah ihnen beim Abstieg zu. Auf halbem Weg rutschte Oishi ab, der Riese ließ ihn los, und er fiel den Rest der Treppe nach unten. Kira lächelte und verschwand. Er ging zurück ins Reich der Lebenden. In sein neues Reich.
Normalerweise benötigte man zwei oder drei Gefängniswärter, um die massive Steinplatte zur Seite zu ziehen, die die Grube in den Tiefen von Akos uraltem Gefängnis bedeckte. Doch ein einziger Stoß des Riesen in der schwarzen Rüstung reichte aus.
Oishi wehrte sich so heftig, dass es vier von Kiras Wachen erforderte, um ihn an den Rand des dunklen Lochs zu zerren, das die Abdeckung enthüllt hatte. Der Boden der Isolationsgrube lag fünfzehn Fuß tiefer ... Der Raum war nicht größer als eine Vorratskammer mit nasskalten Wänden. Die Gefängniswärter von Ako hatten ihn immer »
jigoku
« genannt:
Die Unterwelt. Die Hölle
. Ratten huschten in ihre
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