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47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile

47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile

Titel: 47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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mögen sie mitbringen.“
    „Wie, Ihr wollt nicht hier aufsteigen?“
    „Nein. Ich gehe voraus und werde mich vor der Stadt von ihnen treffen lassen. Man soll nicht sehen, auf welche Weise und nach welcher Richtung hin ich Santa Jaga verlasse.“
    Sie besprach nun den Preis mit ihm und bezahlte ihn so, daß er ganz außerordentlich mit ihr zufrieden war. Dann begab sie sich in der Haltung einer Spaziergängerin zur Stadt hinaus.
    Zur angegebenen Zeit wurde sie von zwei Reitern eingeholt, welche ein Pferd mit Damensattel bei sich führten. Sie hielten bei ihr an.
    „Ihr wollt nach der Hacienda del Erina?“ fragte der eine.
    „Ja“, antwortete sie.
    „Ihr habt ein Pferd mit zwei Begleitern bestellt?“
    „So ist es. Seid ihr diese Leute?“
    „Wir sind es. Steigt auf, Señorita.“
    Sie sprangen beide ab und halfen ihr in den Sattel, dann ging es nach mexikanischer Sitte im schnellsten Galopp von dannen.
    Um dieselbe Zeit kam etwa eine halbe Tagesreise weiter im Norden eine kleine Truppe von Reitern über den ebenen Grasboden geritten. Es war Sternau mit ‚Donnerpfeil‘, ‚Büffelstirn‘ und ‚Bärenherz‘. Ihnen folgten in ehrerbietiger Entfernung die Mixtekas, welche ‚Büffelstirn‘ aufgefordert hatte, ihn zu begleiten.
    Die Augen der vier waren auf den Boden gerichtet, und keiner sprach ein Wort, als Sternau auf das Gras zeigte und dabei sagte:
    „Hier haben Pferde den Boden gestampft. Ich glaube, daß wir die Fährte noch sicher haben. Die Verfolgten haben hier ausgeruht.“
    Sie stiegen von den Pferden, um den Platz zu untersuchen.
    „Ja“, sagte ‚Büffelstirn‘, „sie waren es. Die Zahl der Pferde ist dieselbe, und auch die Größe der Hufe paßt genau.“
    „Wohin geht diese Richtung?“
    „Nach Santa Jaga.“
    „Das kenne ich nicht. Was ist es? Eine Stadt? Ein Flecken?“
    „Ein Städtchen ist es, mit einem Kloster, welches – uff!“
    Er stieß diesen Ruf, mit welchem er sich selbst unterbrach, in einem Ton aus, welcher von großer Überraschung zeugte.
    „Warum wundert sich der Häuptling der Mixtekas?“ fragte Sternau.
    „Über mich selbst.“
    „Warum?“
    „Weil ich erst jetzt an das denke, was am wichtigsten ist.“
    „Was ist das?“
    „Das sind die Worte, welche der sterbende Mann sprach, den ich auf dem Berg El Reparo vom Pferd schoß.“
    „Welche Worte waren es?“
    „Ich fragte ihn, ob er wohl wisse, wohin Cortejo geritten sei. Er antwortete: ‚Vielleicht nach dem Kloster della Bar – – –‘, weiter konnte er nicht sprechen, denn er starb.“
    „Hängt dies etwa mit Santa Jaga zusammen?“
    „Jedenfalls, denn die Spur führt ja dorthin, und dort gibt es ein Kloster, welches della Barbara heißt.“
    „So hat das Bar – des Sterbenden Barbara heißen sollen?“
    „Auf alle Fälle.“
    „Und in diesem Kloster befindet sich Cortejo?“
    „Wir werden ihn dort sicher treffen.“
    „So denke ich, daß wir keine Zeit zu verlieren brauchen, indem wir dieselbe mit der Betrachtung der Fährte verschwenden. Wir haben dadurch bereits so viel verloren, daß die Verfolgten uns anderthalb Tage voraus sind. Kennt der Häuptling der Mixtekas den Weg nach Santa Jaga?“
    „Sehr genau.“
    „So mag er uns führen. Wir reiten direkt auf den Ort los.“
    Sie stiegen wieder auf und setzten den Ritt fort, dieses war aber viel schneller als vorher.
    Es mochte gegen Mittag sein, als sie eine Gruppe von drei Berittenen bemerkten, welche ihnen entgegenkamen. Sie hielten an.
    „Drei Reiter“, sagte Sternau. „Wer mag das sein?“
    „Vaqueros jedenfalls“, meinte ‚Büffelstirn‘.
    „Nein“, antwortete ‚Bärenherz‘. „Sieht mein Bruder nicht, daß eine Squaw dabei ist?“
    „Wahrhaftig!“ meinte Sternau, indem er seine Augen besser anstrengte. „Es ist eine Dame mit zwei Männern.“
    „Sollte es diese Josefa sein?“ fragte ‚Donnerpfeil‘.
    „Wohl schwerlich. Was sollte sie bewogen haben, umzukehren?“
    „Man kann das nicht wissen, Herr Doktor.“
    „Wir werden das bald sehen. Ah, sie haben uns bemerkt. Sie biegen zur Seite, um uns auszuweichen. Das darf ihnen nicht gelingen.“
    „Reiten wir nach derselben Seite“, sagte ‚Büffelstirn‘.
    Wieder jagten die Pferde weiter. Die Dame mochte erkennen, daß es unmöglich sei, auszuweichen; darum schlug sie ihre ursprüngliche Richtung wieder ein. Als die beiden Parteien einander so nahe gekommen waren, daß man sich ziemlich zu erkennen vermochte, hielt ‚Bärenherz‘ sein Pferd

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