Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile

47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile

Titel: 47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
wir gehen mit. Aber versucht nicht, uns zu entfliehen. Einer von Euch geht vor und der andere hinter uns. Der vordere ist Geisel für beide. Geschieht etwas, so wird er niedergeschossen.“
    Der kurze Zug setzte sich in Bewegung, ganz in der Reihenfolge, welche Sternau angegeben hatte, und welche leider auch in der Absicht des Paters lag.
    Dieser schritt voran und führte sie durch einen Gang und dann eine tiefe Treppe hinab, wieder durch einen Gang und einen Keller. Vor einer starken, mit Eisenblech beschlagenen Tür blieb er stehen und schob zwei Riegel zurück.
    „Hast du den Schlüssel?“ fragte er seinen Neffen.
    „Ja“, antwortete dieser.
    „Sind sie hinter dieser Tür?“ erkundigte sich Sternau.
    „Nein, aber hinter der nächsten, Señor.“
    Jetzt hatte Manfredo aufgeschlossen und trat zurück, um die anderen passieren zu lassen. Der Pater schritt voran und die vier folgten. Sie bemerkten nicht, daß die gegenüberliegende Eisentür nicht verschlossen war, sondern offenstand. Noch ehe sie einen argen Gedanken fassen oder die ihnen drohende Gefahr ahnen konnten, tat der Pater einen blitzschnellen Sprung vorwärts, zum Raum hinaus und warf die Tür hinter sich zu. In demselben Augenblick hörten sie auch hinter sich einen Krach. Auch diese Tür war von dem Neffen zugeworfen worden. Hinter und vor ihnen rasselten Riegel und Schlösser sie selbst aber befanden sich im Dunkeln.
    „Donnerwetter! Gefangen!“ rief Helmers.
    „Uff!“ rief der Apache.
    „Überlistet!“ entfuhr es Sternau.
    Nur der Mixtekas sagte nichts, aber ein Schuß aus seiner Büchse krachte gegen die Tür.
    „Was will mein Bruder? Warum schießt er?“ fragte Sternau.
    „Das Schloß zerschießen“, antwortete ‚Büffelstirn‘.
    „Das hilft uns nichts. Es sind ja auch Riegel an den Türen.“
    „Feuer machen. Leuchten!“
    Sternau griff in seine Tasche und zog Zündhölzer hervor. Als eins derselben aufflackerte, konnte man einen dunstigen Streifen sehen, welcher durch das Schlüsselloch hereindrang. Zu gleicher Zeit war ein überaus starker Geruch zu bemerken, welcher ganz imstande war, den Atem zu benehmen.
    „Mein Gott, man will uns vergiften oder ersticken!“ rief Sternau.
    „Man bläst etwas Tötendes durch das Schlüsselloch!“
    „Sprengt die Tür!“ schrie ‚Donnerpfeil‘.
    Wie auf Kommando stemmten sich die vier Männer mit aller ihrer Kraft gegen die Tür. Es half ihnen nichts.
    Draußen aber stand der Pater und lauschte. Er hielt in der Linken die Laterne und in der Rechten eine leere, dünne Hülse, welche den chemischen Stoff enthalten hatte, den er durch das Schlüsselloch geblasen hatte. Auf seinem Gesicht lag teuflische Schadenfreude.
    „Gesiegt!“ jauchzte er. „Sie sind gefangen! Horch, wie sie sich gegen die Tür stemmen. Jetzt schlagen sie mit den Gewehrkolben dagegen. O, das Eisen hält. Die Riegel geben nicht nach. In zwei Minuten werden sie still sein.“
    Er hatte recht. Das Stoßen und Klopfen wurde schwächer und hörte bald ganz auf. Es herrschte die Ruhe des Grabes jetzt.
    „Soll ich jetzt aufmachen?“ fragte sich der Alte. „Es ist eine sehr böse Sache. Komme ich zu früh, so wachen sie noch, und ich bin verloren, komme ich zu spät, so sind die tot. Sie sollen ja nur ohne Besinnung sein. Ich werde es wagen.“
    Er schob die Riegel zurück und öffnete vorsichtig. Der scharfe, penetrante Geruch kam ihm entgegen. Er riß die Tür schnell ganz auf und sprang weit zurück. „Manfredo mach auf!“ rief er dabei.
    Auf diesen Befehl öffnete der Neffe nun auch die jenseitige Tür, und das tödliche Gas konnte abziehen. Es dauerte nicht lange, so war es ganz ungefährlich, zu den vier Überlisteten zu gelangen. Sie lagen bewegungslos am Boden.
    Der Pater kniete nieder, öffnete ihnen die Brustbekleidung und untersuchte sie.
    „Sie sind vielleicht gar tot?“ fragte der Neffe.
    „Nein“, antwortete der Alte nach einiger Zeit. „Sie leben noch. Es ist alles so gegangen, wie ich gewünscht habe. Nimm ihnen alles ab, was sie bei sich führen, es soll deine Beute sein. Dann werden sie gefesselt, und du hältst Wache, bis ich zurückgekehrt bin.“
    „Wo willst du hin?“
    „Cortejo holen.“
    „Warum?“
    „Sie sollen sich über diese Leute freuen, wie ich mich nachher über mich selbst freuen werde. Beeile dich, fertig zu werden. Ich komme bald wieder.“
    Er entfernte sich. Der Neffe aber plünderte die Bewußtlosen vollständig aus und schaffte seinen Raub nach dem Keller, durch welchen

Weitere Kostenlose Bücher