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47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile

47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile

Titel: 47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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längst die Tür leise geöffnet, und Sternau stand unter derselben, hinter ihm seine drei Gefährten. Er betrachtete das Zimmer und den darin Sitzenden genau und fragte dann: „Seid Ihr Pater Hilario?“
    Der Gefragte fuhr erschreckt empor und drehte sich um. Er war so erschrocken, daß er erst nach einiger Zeit antworten konnte:
    „Ich bin es. Wer seid Ihr?“
    „Das werdet Ihr bald erfahren.“
    Bei diesen Worten trat er ein, und die anderen drei folgten ihm. Die Augen des Paters waren mit sichtlicher Scheu auf die riesige Gestalt des Deutschen gerichtet. Sollte er es wirklich wagen, mit diesen Leuten, welche noch dazu bis unter die Zähne bewaffnet waren, den Kampf aufzunehmen?
    Als die Tür sich hinter ihnen geschlossen hatte, fragte Sternau:
    „Ihr seid allein, Señor?“
    „Ja.“
    „Es kann niemand unser Gespräch belauschen?“
    „Niemand.“
    „Nun gut, so will ich Euch sagen, daß ich eine Bitte an Euch habe.“
    Sternau hatte bisher in einem freundlichen Ton gesprochen, sodaß dem Pater der entsunkene Mut zu wachsen begann.
    „Wollt Ihr mir nicht lieber erst sagen, wer Ihr seid?“ fragte er.
    „Das werdet Ihr schon noch erfahren. Vorerst aber gebt uns gefälligst auf einige Fragen eine wahre Antwort!“
    „Señor, ich weiß nicht, was ich denken soll! Wie es scheint, seid Ihr nicht auf dem gewöhnlichen Weg in das Kloster gekommen?“
    „Allerdings nicht.“
    „Warum nicht?“
    „Jedenfalls, weil wir Gründe dazu hatten, mein Lieber. Wenn Euch unser Kommen in Unruhe versetzt, so liegt es nur in Eurer Hand, Euch von uns sobald wie möglich zu befreien. Sagt einmal, ob Ihr vielleicht von unserem Kommen unterrichtet seid.“
    „Nein. Wer sollte mich unterrichtet haben?“
    „Es hat niemand zu Euch gesagt, daß er vielleicht verfolgt werde?“
    „Verfolgt? Ich verstehe Euch nicht!“
    „Sind nicht gestern abend ein Herr und eine Dame zu Euch gekommen?“
    „Nein.“
    „Namens Cortejo?“
    „Nein.“
    „Und die Dame heißt Josefa Cortejo?“
    „Ich kenne diesen Namen nicht.“
    „Ah, Ihr wollt diesen so oft gehörten Namen nicht kennen?“
    „Nein, ich lebe den Wissenschaften und der Krankenpflege und beschäftige mich nicht mit der Politik!“
    „Ah, woher wißt Ihr dann, daß dieser Name mit der Politik in Verbindung steht? Ihr habt damit verraten, daß er Euch bekannt ist.“
    „Nein. Ich erriet es nur, weil Ihr sagtet, daß der Name jetzt so viel genannt werde.“
    „Versucht es nicht, mich zu täuschen. Ihr beschäftigt Euch nicht mit Politik?“
    „Ganz und gar nicht.“
    „Und dennoch steht Ihr in Korrespondenz mit allen gegenwärtigen politischen Persönlichkeiten. Sogar der ‚Panther des Südens‘ schreibt Euch, daß er Cortejo betrogen habe.“
    Der Pater erschrak. Woher wußte Sternau dieses?
    „Ihr irrt, Señor“, sagte er. „Vom ‚Panther‘ habe ich gehört, von einem gewissen Cortejo aber niemals.“
    „So seid Ihr früher nicht sein Feind gewesen?“
    „Nein.“
    „Auch nicht der Feind des Grafen Ferdinande de Rodriganda?“
    „Nie.“
    Er wußte nicht, was größer war, sein Schreck oder seine Verwunderung darüber, daß dieser fremde Mann das alles wußte. Sternau fuhr fort:
    „Also Cortejo ist nicht zu Euch gekommen?“
    „Nein.“
    „Ihr habt ihn und seine Tochter wirklich nicht hier in diesem Zimmer empfangen?“
    „Nein.“
    „Ihr habt sie auch nicht nach einem unterirdischen Raum gebracht, um sie dort zu verstecken?“
    „Nein.“
    „Und dieser Raum liegt nicht gerade neben demjenigen, in welchem sich das verborgene Schränkchen mit Euren geheimen Briefschaften befindet?“
    Jetzt fuhr dem Pater der Schreck durch alle Glieder. Aber er ermannte sich doch, nahm einen strengen Ton an und antwortete:
    „Señor, ich weiß nicht, wie Ihr dazu kommt, heimlich bei mir einzudringen und mir Fragen vorzulegen, welche ich nicht verstehe und begreife. Ich werde Hilfe gegen Euch herbeirufen.“
    „Versuchen das nicht, Señor! Es würde Euch schlecht bekommen.“
    „So erklärt Euch wenigstens deutlicher, damit ich erfahre, was Ihr eigentlich bei mir und von mir wollt.“
    „Das ist kurz gesagt: Ihr sollt uns Cortejo und seine Tochter ausliefern.“
    „Aber ich weiß ja gar nichts von ihnen.“
    „Glaubt Ihr wirklich, mit dieser Lüge durchzukommen? Ich werde Euch das Gegenteil beweisen. Ist Euch einer von uns bekannt?“
    „Nein.“
    „Nun, mein Name tut zunächst nichts zur Sache; Ihr werdet ihn wohl kaum gehört haben; aber ‚Büffelstirn‘

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