Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile

47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile

Titel: 47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
sie vorhin gekommen waren. Den Beraubten aber band er Arme und Beine so zusammen, daß es ihnen unmöglich blieb, sich zu befreien.
    Der Pater hatte einige dunkle Gänge zurückgelegt und kam an eine Tür, an welche er klopfte.
    „Wer ist draußen?“ fragte es.
    „Ich. Darf ich eintreten?“
    „Ah, Pater Hilarius. Tretet ein!“
    Er machte die Tür auf und kam nun in einen ziemlich wohnlich eingerichteten Felsenraum, in welchem eine Lampe brannte. Cortejo und seine Tochter saßen darin auf einer Matte am Boden.
    „Gut, daß Ihr kommt!“ sagte die letztere. „Ich leide noch immer große Schmerzen. Wollt Ihr mich noch einmal verbinden?“
    „Nein, Señorita. Es wäre überflüssig. Eure Verletzung ist falsch behandelt worden. Jetzt ist es zu spät. Ihr werdet daran zugrundegehen.“
    Sie richtete ihre Eulenaugen erschrocken auf ihn.
    „Ihr scherzt, Pater“, sagte sie.
    „Ich spreche sehr im Ernst.“
    „O, Ihr wollt mir bloß Angst machen.“
    „Ich wünschte, Ihr hättet die richtige Angst, Señorita.“
    Sein Auge ruhte dabei kalt und gefühllos auf ihren vor Schreck todbleichen Zügen. Sie beachtete es nicht und sagte, wie um sich selbst zu ermutigen:
    „Ich bin überzeugt, daß ich bald wieder genese!“
    „Hofft meinetwegen, so lange Ihr könnt und wollt!“
    „Ja, hoffe, Josefa!“ sagte Cortejo. „Der Pater hat schlechte Laune, und diese läßt er uns entgelten. Wie steht es an der Oberwelt, Señor? Darf man sich bald sehen lassen?“
    „Wohl noch nicht!“
    „Warum nicht? Sind die Franzosen noch da?“
    „Sie werden sich nicht sogleich entfernen.“
    „Der Teufel hole sie. Auf diese Weise kann man sich ja nur des Nachts in das Freie wagen, um frische Luft zu haben. Könnt ihr uns denn nicht wenigstens eine andere Wohnung anweisen?“
    „Ja, Señor.“
    „Wann?“
    „Nachher.“
    „Und wo?“
    „Das werde ich mir erst überlegen müssen. Es paßt nicht jede für Euch.“
    „Hat sich noch kein Verfolger sehen lassen?“
    „O doch. Es waren einige da.“
    „Ah, also doch! Wieviele waren es?“
    „Vier. Es schienen keine gewöhnlichen Kerls zu sein. Der eine war ein Riese, ein wahrer Goliath.“
    „Sternau jedenfalls.“
    „Zwei waren Indianer.“
    „‚Büffelstirn‘ und ‚Bärenherz‘!“
    „Der vierte war ein Weißer.“
    „Jedenfalls dieser Helmers oder ‚Donnerpfeil‘, welcher mich gefangen nahm und fesselte“, sagte Josefa. „Was habt Ihr mit ihnen gemacht?“
    „Ich? Nichts, gar nichts, Señorita.“
    „Nichts? Gar nichts?“
    „Nein. Ich war froh, daß sie mir nichts machten.“
    „Sie waren also gar nicht bei Euch?“
    „O doch!“
    „In Eurer Stube?“
    „Ja.“
    „Aber es war doch bestimmt, daß sie festgenommen werden sollten!“
    „Wie hätte ich es machen sollen, Señorita?“
    „Das fragt Ihr noch? Señor, Ihr seid ein Feigling!“
    „Meint Ihr das wirklich? Das ist wohl der Dank für die Opferwilligkeit, mit welcher ich Euch bei mir aufgenommen habe? Soll ich Euch etwa den Franzosen ausliefern?“
    „Unsinn!“ rief Cortejo. „Meine Tochter meint es gar nicht so, wie Ihr es nehmt. Ich habe allerdings auch geglaubt, daß Ihr diese Kerls gefangennehmen würdet. Es war ja auch so ausgemacht. Nun sind sie entkommen und ich bin gezwungen, sie auf andere Weise unschädlich zu machen.“
    „Wie das zu geschehen hat, werden wir uns ja noch überlegen.“
    „Was sagten sie denn? Wie benahmen sie sich? Erzählt es doch!“
    „Nachher, Señor. Jetzt denke ich daran, daß Ihr eine andere Wohnung wünschtet. Wenn Ihr mir folgen wollt, werde ich Euch eine solche zeigen.“
    Cortejo verließ mit seiner Tochter seinen gegenwärtigen Aufenthalt und ließ sich von dem Pater durch die Gänge führen. Endlich schimmerte ihnen ein Licht entgegen, und als sie näher kamen, erkannte Cortejo Manfredo, welcher bei vier Männern saß, die gebunden am Boden lagen.
    „Was ist das? Wer sind diese Leute?“ fragte er.
    „Seht sie Euch an“, antwortete der Pater.
    Cortejo trat hinzu und stieß einen Ruf des Erstaunens aus.
    „Alle Teufel! Das ist ja Sternau!“
    „Sternau?“ fragte Josefa schnell. „Wo? Wo ist er?“
    „Hier liegt er, an Armen und Beinen gefesselt.“
    Josefa eilte herbei und ließ sich bei Sternau nieder. Dieser war wieder zu sich gekommen und betrachtete mit kalten, ruhigen Blicken die vier Personen, in deren Hände er geraten war.
    „Ja, es ist Sternau!“ frohlockte das Mädchen. „Und hier liegen ‚Büffelstirn‘, ‚Bärenherz‘ und

Weitere Kostenlose Bücher