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47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile

47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile

Titel: 47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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klopfte nach herkömmlicher Sitte an, und obgleich es bereits dunkel geworden war, wurde ihm geöffnet. Er fragte nach dem Pater Hilario, und man wies ihn nach der Wohnung desselben. Er fand die betreffende Tür und klopfte an.
    „Herein!“ rief die Stimme des Paters.
    Mariano trat ein. Das Licht der Lampe fiel voll auf ihn. Der Pater erhob sich von dem Stuhl, auf welchen er gesessen hatte und drehte sich nach dem Eingetretenen um. Augenblicklich schlug er in höchster Verwunderung die Hände zusammen und rief:
    „Don Ferdinande!“
    „Ihr irrt, Señor“, meinte Mariano. „Ich heiße nicht Ferdinande!“
    Diese Worte brachten den Pater zu sich.
    „Ach ja! Es ist ja unmöglich!“ sagte er. „Ihr habt nämlich Ähnlichkeit mit einem Mann, den ich früher kannte; aber das ist so viele Jahre her, daß Ihr dieser Mann unmöglich sein könnt.“
    „Darf ich seinen Namen wissen?“
    „Graf Ferdinande de Rodriganda.“
    „Ah, dieser Name ist mir bekannt. Aber Graf Ferdinande ist so alt, daß ich unmöglich mit ihm verwechselt werden kann.“
    „Kennt Ihr ihn vielleicht?“
    Bei dieser Frage war das Auge des Paters auf Mariano gerichtet.
    „Ja“, antwortete der Gefragte.
    „So lebt er noch?“
    „Er lebt noch.“
    „Darf ich fragen, wo?“
    „Gegenwärtig im Norden von Mexiko.“
    „Ich danke! Vielleicht kann ich bei dieser Gelegenheit auch erfahren, wer Ihr seid?“
    „Ich bin ein spanischer Jäger und nenne mich Mariano.“
    Bei Nennung dieses Namens ging ein Zucken über das Gesicht des Paters. Cortejo hatte ja von diesem Mann gesprochen und dabei gesagt, daß er der echte Graf Rodriganda sei. Hilario trug ein intensives Rachegefühl gegen die Familie Rodriganda im Herzen. Wie mußte es ihn freuen, den einzigen Sproß derselben in seine Hand gegeben zu sehen. Doch war er vorsichtig genug, sich erst die Überzeugung zu verschaffen, ob er auch den richtigen Mariano vor sich habe. Die Verhältnisse desselben waren ihm aus seinem Gespräch mit Cortejo bekannt. Darum fragte er:
    „Ein Jäger seid Ihr, Señor? Was habt Ihr denn gejagt?“
    „Alles, was mir in den Weg gekommen ist.“
    „Und wo habt Ihr gejagt?“
    „In der Heimat und hier, aber erst seit kurzer Zeit.“
    „So seid Ihr wohl noch gar nicht lange in Mexiko?“
    „Nein.“
    „Darf man wissen, wo Ihr vorher gewesen seid? Wohl in Spanien?“
    „Nein. Ich habe mich in Australien aufgehalten.“
    Nun wußte der Pater, daß er den richtigen Mariano vor sich habe. „Aber früher seid Ihr wohl einmal in Mexiko gewesen?“ fragte er.
    „Allerdings. Aus welchem Grund vermutet Ihr dies?“
    „Mir ist, als hätte ich Euch schon einmal gesehen.“
    „Wo?“
    „In der Hauptstadt.“
    „Da bin ich allerdings gewesen.“
    „Ah, so scheine ich mich also doch nicht getäuscht zu haben.“
    „Vielleicht irrt Ihr Euch. Es ist lange her.“
    „O, Señor, ich habe ein außerordentliches Personengedächtnis. Ein Gesicht, welches ich einmal gesehen habe, erkenne ich auch nach längerer Zeit sofort wieder. Wenn ich mich nicht irre, müssen es fast zwanzig Jahre sein, seit ich Euch damals sah.“
    „Es ist beinahe so lange her, daß ich in Mexiko war.“
    „Ja, und nun fällt mir auch ein, wo ich Euch gesehen habe, Señor.“
    „Ihr macht mich allerdings höchst neugierig.“
    „Ich glaube, Euch im Hause eines Engländers gesehen zu haben, welcher – ja, mir fällt der Name ein – Lord Lindsay hieß.“
    „Bei ihm habe ich allerdings verkehrt, doch kann ich mich durchaus nicht erinnern, Euch dort gesehen zu haben.“
    „Ihr habt mich weder getroffen, noch gesehen. Ich war damals der Beichtvater eines Bediensteten des Hauses und sah Euch nur von weitem kommen und gehen. Wenn ich mich recht erinnere, wart Ihr sogar der Verlobte der Tochter des Engländers. Nicht?“
    „Miß Amy war und ist meine Braut. Von wem wußtet Ihr das?“
    „Eben von diesem meinem Beichtsohn. Ich erfuhr von ihm ganz eigentümliche Dinge, welche auch auf Euch mit Bezug hatten.“
    „Ah! Darf ich fragen, was für Dinge das gewesen sind.“
    „Ihr müßt verzeihen, daß es mir verboten ist, Euch zu antworten.“
    „Warum?“
    „Weil mir jene Mitteilungen unter dem Siegel des Beichtgeheimnisses gemacht wurden. Es kam ein gewisser Cortejo mit vor.“
    „Pablo Cortejo!“ fragte Mariano rasch.
    „Ja, und auch seine Tochter Josefa.“
    „Auch sie? O, wenn Ihr mir doch diese Sachen mitteilen könntet. Habt Ihr Cortejo gekannt?“
    „Natürlich! Gerade so, wie ich den

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