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47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile

47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile

Titel: 47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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nicht. Ich bringe den Herrschaften eine höchst wichtige Botschaft.“
    „Von wem?“
    „Das werde ich den Herrschaften sagen.“
    „Welche von den Herrschaften meinen Sie?“
    „Alle. Was ich bringe, wird alle interessieren.“
    „Man ist jetzt gerade versammelt. Aber, lieber Freund, Sie sind eigentlich nicht in der Verfassung, bei Herrschaften zu erscheinen.“
    „Gerade dazu bin ich in der Verfassung. Aber mich lange ausfragen und dann vielleicht abweisen lassen, dazu bin ich nicht in der Verfassung. Machen Sie Platz.“
    „Oho. Ich muß doch erst anfragen, ob Sie hinein dürfen.“
    „Unsinn. Ich darf allemal hinein.“
    Er schob ihn ohne alle Umstände beiseite und trat ins Vorhaus. Er hatte die vielen Gesichter hinter den Fenstern gesehen und traf also leicht den Salon, in welchem sich die Herrschaften befanden. Alimpo hatte ihn noch beim Eintreten von hinten erfaßt und rief:
    „Zurück, zurück. Ich muß Sie ja erst melden.“
    „Das werde ich selbst besorgen.“
    Mit diesen Worten machte der Amerikaner sich gewaltsam von ihm los. Der Herzog trat ihm entgegen und fragte in strengem Ton:
    „Sie drängen sich hier ein. Welchen Grund haben Sie zu diesem ungewöhnlichen Verhalten?“
    Der Gefragte blickte dem Frager furchtlos in das Gesicht und antwortete:
    „Den Grund, daß ich eben das Ungewöhnliche liebe.“
    „Zu wem wollen Sie?“
    „Zu Ihnen allen.“
    „Wer sind Sie?“
    „Man nennt mich ‚Geierschnabel‘.“
    Ein leises Lächeln ging über das Gesicht des Herzogs. Dieser zerlumpte Mensch hatte infolge seiner Nase ganz das Recht, diesen Namen zu tragen.
    „Wo sind Sie her?“ fragte Olsunna weiter.
    „Ich bin – ah, da kommen sie wahrhaftig schon. Ich hätte nicht gedacht, daß dieser alte Oberförster meine Fährte so bald finden werde.“
    Er war bei diesen Worten an das Fenster getreten, so ungeniert, als ob er hier zu Hause sei. Die anderen hatten unwillkürlich dasselbe getan. Sie sahen den alten Rodenstein von seinem dampfenden, ungesattelten Pferd springen. Alimpo hatte den Hufschlag vernommen und war hinausgetreten.
    „Guten Morgen, Alimpo“, hörten sie den Hauptmann rufen. „Sag schnell, ob hier ein Reiter angekommen ist.“
    „Ja.“
    „Wann?“
    „Soeben erst.“
    „Ganz zerlumpt und mit einem Sack auf dem Buckel?“
    „Ja.“
    „Gott sei Dank, ich habe ihn! Wo ist der Kerl?“
    „Bei den Herrschaften im Salon.“
    „Alle Teufel, das ist gefährlich! Ich muß gleich hinein, ehe ein Unglück geschieht.“
    Zwei Augenblicke später riß er die Tür auf und trat ein. Den Flüchtling erblicken und auf ihn zustürzen war eins.
    „Halunke, hab ich dich wieder!“ rief er, ohne sich Zeit zu nehmen, die anderen zu grüßen. „Du sollst mir nicht wieder entkommen. Ich lasse dich in Eisen schmieden, bis dir alle Rippen krachen!“
    „Was, um Gotteswillen, ist denn los?“ fragte der Herzog. „Wer ist denn dieser Mann, lieber Hauptmann?“
    „Dieser Mann, dieses Subjekt – o, es ist der größte Verbrecher, den es unter der Sonne gibt. Er hat über zweihundert Menschen vergiftet.“
    Die Anwesenden blickten ihn erstaunt an.
    „Ja, guckt mich immer an“, sagte er ganz echauffiert. „Sperrt die Augen auf und glaubt es nicht, es ist aber dennoch wahr.“
    „Wie heißt er denn?“
    „Ludewig hat ihn gefangen, er ist aber wieder entwichen, als ich Gericht über ihn halten wollte, und heißt Henrico Landola.“
    „Henrico Landola?“ fragte Kurt. „Der Seeräuber?“
    „Ja.“
    „O nein, der ist er nicht. Den kenne ich.“
    „Ah, pah! Er hat es ja selbst gestanden.“
    „Daß er Landola sei? Das ist unmöglich.“
    „Fragen Sie ihn selbst.“
    Der Amerikaner hatte sich unterdessen die einzelnen Personen höchst gleichmütig und aufmerksam betrachtet.
    „Wie hängt das zusammen? Sie haben sich für einen gewissen Landola ausgegeben?“ fragte ihn Kurt.
    „Ja“, nickte der Gefragte.
    „Kennen Sie diesen Menschen?“
    „Ich habe von ihm gehört.“
    „Aber wie kommen Sie dazu, sich für denselben auszugeben?“
    Der Amerikaner zuckte lächelnd die Achseln.
    „Jux“, antwortete er kurz.
    „Ah, dieser Jux könnte Ihnen teuer zu stehen kommen. Landola ist nicht eine Person, der man hier freundlich gesinnt ist.“
    „Ich weiß es.“
    „Er ist es aber dennoch“, behauptete der Oberförster. „Der Halunke hat sogar meine fünf Hasen noch hier im Sack.“
    „Welche Hasen?“ fragte Otto, sein Sohn.
    „Die der Viehdoktor erwürgt hat.“
    „Du sprichst

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