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47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile

47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile

Titel: 47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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‚Geierschnabels‘ fiel auf das Schloß derselben. Sie traten ein, und Ludewig zog die Tür hinter sich und ihnen zu.
    „Hier sind sie, Herr Hauptmann“, meldete er. „Soll ich ihm den Bock herunternehmen?“
    Der Alte saß mit der Miene und Grandezza eines spanischen Oberinquisitors in der Mitte seiner Leute.
    „Nein“, antwortete er. „Der Kerl mag dies selber tun.“
    „Aber er ist ja gebunden.“
    „Das ist überflüssig. Binde sie auseinander. Ich habe einmal gehört, daß die Verbrecher während eines Verhörs nicht gefesselt werden dürfen, und so wollen wir es auch hier halten.“
    Ludewig band die beiden los. Dabei breitete sich ein befriedigtes Lächeln über das Gesicht ‚Geierschnabels‘. Der Tierarzt beeilte sich, seine Unschuld zu beteuern, noch ehe das Verhör begonnen hatte.
    „Herr Hauptmann“, rief er, „es ist mir ein fürchterliches Unrecht geschehen. Ich soll diesen Bock geschossen haben und bin doch –“
    „Ruhig“, unterbrach ihn der Oberförster mit donnernder Stimme. „Hier habe nur ich zu reden. Wer von euch beiden ein Wort spricht, ohne daß er gefragt wird, der wird krummgeschlossen wie eine Katze und bekommt acht Jahre Zuchthaus mehr als andere Leute. Verstanden?“
    Der Kleine schwieg. Der Alte wandte sich an ‚Geierschnabel‘.
    „Den anderen kenne ich, wer aber bist du, he?“
    „Ich bin Wildbrethändler in Frankfurt“, antwortete der Gefragte.
    „Wie ist dein Name?“
    „Henrico Landola.“
    Da fuhr der Alte von seinem Stuhl empor.
    „Henrico Landola?“ fragte er. „Donnerwetter. Was bist du für ein Landsmann?“
    „Ich bin ein geborener Spanier.“
    Der Hauptmann blickte ihn mit stieren Augen an.
    „Mensch, Kerl, Schuft, Halunke, ist das wahr?“
    „Ja.“
    „Seit wann warst du Wildhändler?“
    „Nur seit einigen Jahren.“
    „Was warst du vorher?“
    „Seekapitän.“
    „Seeräuber, nicht wahr?“
    „Ja“, antwortete ‚Geierschnabel‘ mit ungeheurer Ruhe.
    „Dich soll der Geier reiten, du Ausbund aller Schlechtigkeit. Henrico Landola. Ah, daß wir den Kerl doch endlich haben. Aber, Mensch, wie kommst du mit diesem Tierarzt zusammen?“
    „Er hat mir die Gifte gemacht, wenn ich irgendeinen vergiften wollte.“
    Da machte der Kleine vor Entsetzen einen Luftsprung.
    „Alle guten Geister, es ist nicht wahr. Kein Wort ist wahr.“
    „Ruhe, Giftmischer“, donnerte ihn der Hauptmann an. „Heute ist der Tag der Rache. Heute sitze ich selber zu Gericht. Heute werden alle entlarvt, die bisher kein anderer entlarven konnte. Henrico Landola, wie viele Menschen hast du vergiftet?“
    „Zweihundertneunundsechzig.“
    Da erschrak selbst der Alte. Es kam ihm ein Grauen an.
    „Satanas“, rief er. „So viele, so viele. Warum denn aber?“
    „Hier dieser Viehdoktor wollte es nicht anders. Ich mußte, sonst hätte er mich selbst umgebracht.“
    „Herr Jesses, Herr Jesses“, schrie der Kleine. „Es ist kein wahres Wort daran. Es kann kein einziger Mensch auftreten und sagen, daß ich ihn umgebracht habe.“
    ‚Geierschnabel‘ zuckte die Achsel.
    „Er leugnet natürlich. Aber früher war er der blutgierigste von allen meinen Seeräubern. Ich kann es beweisen.“
    „Mensch, du bist ein Ungeheuer. Ich bin niemals etwas anderes als Tierarzt gewesen.“
    „Ruhig, nicht muxen“, gebot der Oberförster. „Sie sind erst seit drei Jahren in dieser Gegend. Es könnte stimmen.“
    „Ich war doch vorher im Elberfeldschen.“
    „Das wird sich zeigen. Sie schweigen. Ich habe es jetzt mit diesem Landola zu tun. Mensch, Räuber und Schuft, kennst du einen Cortejo?“
    „Ja“, antwortete ‚Geierschnabel‘.
    „Ah. Wie hast du ihn kennengelernt?“
    „Durch diesen Tierarzt, er ist der Schwager des Cortejo.“
    „Nein, nein“, rief der Kleine. „Ich kenne keinen Cortejo. Ich habe diesen Namen noch niemals gehört.“
    „Ruhe, sonst lasse ich Sie hinauswerfen“, donnerte ihn der Alte an. „Ich werde schon herauskriegen, wer Ihr Schwager ist.“ Und zu ‚Geierschnabel‘ gewendet, fuhr er fort: „Haben Sie mit diesem Cortejo Geschäfte gemacht? Ich verlange die Wahrheit.“
    „Ja, sehr viele sogar“, antwortete der Gefragte.
    „Was für welche waren es?“
    „Mein Seeräuberschiff war sein Eigentum.“
    „Wie hieß es?“
    „Der ‚Lion‘, und ich nannte mich damals Grandeprise.“
    „Das stimmt. Der Kerl hat wenigstens den Mut, die Wahrheit zu sagen. Kennst du vielleicht einen gewissen Sternau?“
    „Ja.“
    „Hat er dich nicht einmal

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