Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile

47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile

Titel: 47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
für uns in Rätseln. Was haben Sie in Ihrem Sack?“
    Diese letztere Frage war an ‚Geierschnabel‘ gerichtet.
    „Das sollen Sie sogleich erfahren“, sagte dieser. Und sich zu Kurt wendend, fragte er: „Ich habe Sie noch nie gesehen, aber der Beschreibung nach sind Sie der Herr Oberleutnant Kurt Helmers?“
    „Der bin ich allerdings.“
    „Nun, so habe ich Ihnen dieses hier zu übergeben.“
    Er öffnete den alten Sack, griff hinein und zog ein Mahagonikästchen heraus. Aus seiner Hosentasche brachte er dann ein Schlüsselchen hervor und übergab dem Oberleutnant beides. Das Kästchen war außerordentlich schwer.
    „Von wem ist es und was befindet sich darin?“ fragte Kurt.
    „Sehen Sie selbst.“
    Kurt steckte das Schlüsselchen an und öffnete. Die anderen traten hinzu. Beim Anblick des Inhaltes stießen alle einen Ruf des Erstaunens aus. Er bestand in Schmuck und Geschmeide, durchweg alte mexikanische Arbeit.
    „Um Gotteswillen, woher haben Sie diese Sachen?“ fragte Kurt.
    Aller Augen richteten sich in spannender Erwartung auf ‚Geierschnabel‘.
    „Ihr Vater bekam von ‚Büffelstirn‘ einen Teil des Königsschatzes geschenkt“, sagte dieser. „Die Hälfte davon wurde Ihnen durch Juarez geschickt?“
    „Ja.“
    „Nun, das hier ist die zweite Hälfte.“
    „Gott! Eine Nachricht aus Mexiko!“ rief Rosa de Rodriganda. „Mann, sagen Sie schnell, schnell, wer diese Sachen schickt.“
    „Juarez.“
    „Ah, Juarez! Sie kommen von ihm?“
    „Von ihm und von Señor Pedro Arbellez, dem Haziendero.“
    Auf die Kostbarkeiten, welche abermals Millionen repräsentierten, fiel jetzt kein Blick, sondern aller Augen waren nur auf den Jäger gerichtet. Die Nachrichten, welche man von ihm erwartete, waren mehr wert als alle Schätze.
    „So kommen Sie also aus Mexiko?“ fragte Rosa de Rodriganda in größter Spannung weiter.
    „Ja, direkt. Auch Sie habe ich noch nie gesehen, aber der Beschreibung nach sind Sie Frau Rosa Sternau, oder Rosa de Rodriganda?“
    „Die bin ich allerdings.“
    „Dann habe ich auch für Sie etwas.“
    „Mein Gott! Was und von wem ist es?“
    Er griff in den Sack und zog einen Brief hervor.
    „Von Miß Amy Lindsay“, antwortete er.
    „Sie kennen Sie? Sie kennen den Lord?“
    „Sehr gut.“
    „Er ging nach Mexiko, um Juarez Waffen und Gelder zu überbringen?“
    „Ja. Ich war da sein Führer und Begleiter. Wir haben vieles, sehr vieles erlebt, und ich bin bereit, Ihnen alles zu erzählen.“
    „Welch eine Fügung, welch ein Glück! Haben Sie sonst noch etwas für uns?“
    „Nein. Das andere sind Effekten, welche mir gehören.“
    „So heißen wir Sie willkommen! Soll ich den Brief vorlesen, lieber Vater?“
    Der Herzog, an welchen diese Frage gerichtet war, antwortete:
    „Verschieben wir das noch eine Weile, meine liebe Tochter. Wir müssen uns zunächst wohl noch ein wenig mit diesem braven Mann beschäftigen, welcher mir und euch allen ein Rätsel ist.“
    „Ja“, meinte der Hauptmann, „ein verflucht dummes Rätsel. Kerl, wie kommen Sie dazu, sich für Landola auszugeben? Wer sind Sie denn in Wahrheit? Aber ich verbitte mir jetzt jede Flunkerei.“
    Da schob ‚Geierschnabel‘ sein gewaltiges Primchen aus der einen Backe in die andere, spitzte den Mund und schoß einen Strahl braunen Tabakssaftes dem Alten so nahe am Gesicht vorüber, daß dieser erschrocken zurückfuhr.
    „Millionendonnerwetter!“ fluchte der Hauptmann. „Was ist denn das für eine Flegelei, für eine Schweinerei! Glaubt Er etwa, daß wir hier Spritzprobe halten, he? Mich anspucken zu wollen! Ein Glück, daß Er mich nicht getroffen hat! Wofür hielt Er mich denn eigentlich, he?“
    Der Amerikaner zuckte die Achsel und antwortete, indem ein lustiges Lächeln über sein hageres Gesicht glitt:
    „Für den sehr vortrefflichen Lord Oberrichter von Rheinswalden, Sir. Aber das ist sehr egal, das tut nichts zur Sache; wenn ich spucke, spucke ich, und ich will den sehen, der es mir verbietet. Wer nicht getroffen sein will, der mag mir aus dem Weg gehen.“
    Da machte Olsunna eine begütigende Handbewegung und sagte:
    „Laßt diese Kleinigkeiten! Der Herr Hauptmann meint es mit dem Wort ‚Flunkerei‘ nicht so sehr bös. Er wollte gern etwas Näheres über Ihre Person und Ihre Verhältnisse wissen.“
    „Pah!“ meinte ‚Geierschnabel‘. „Von meiner Person braucht er nichts mehr zu wissen, sie steht ja vor ihm, und er braucht sie nur anzusehen. Er kann sich alles genau betrachten, ohne

Weitere Kostenlose Bücher