47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile
hole Mexiko!“
„Und die Mexikaner dazu. Wäre ich drüben, ich gerbte ihnen allen das Leder und machte Stiefel daraus. Nun aber geben meine alten Knochen das nicht mehr her; es ist kein Mark und keine Bouillon mehr darin.“
„Aber die meinigen sind noch jung, lieber Pate!“
Der diese Worte sagte, war Kurt, der einzige, welcher weder ein Zeichen des Zornes noch der Verzweiflung von sich gegeben hatte.
„Das ist wahr, mein Junge“, meinte der Alte. „Aber was hast du mit Mexiko zu schaffen?“
Da wendete Waldröschen sich zu den beiden und sagte:
„Ah wirklich, lieber Kurt! Du sollst ja gerade jetzt nach Mexiko gehen.“
Diese Bemerkung machte, daß nun alle anderen sich ihm zuwendeten.
„Ja“, sagte er. „Ich habe eine Aufgabe da drüben zu lösen; aber ich hoffe, daß diese Aufgabe mir Zeit läßt, auch nach den unserigen zu forschen.“
‚Geierschnabel‘ betrachtete sich den Oberleutnant mit prüfenden Blicken.
„Sie! Sie wollen nach Mexiko?“ fragte er.
„Wie Sie hören!“
„Junger Mann, bleiben Sie lieber zu Hause!“
„Warum?“
„Die Luft da drüben ist für solche feine Herren nicht gesund.“
„Was kümmert mich die Luft.“
„Hm, es schwirren viele Kugeln drin herum.“
„Gerade das habe ich gern.“
‚Geierschnabel‘ lächelte ein wenig maliziös und meinte:
„Aber an einer solchen Kugel kann man sehr leicht zugrunde gehen.“
„Ich weiß das. Wohin werden Sie gehen, wenn Ihre jetzige Sendung vollendet ist?“
„Wieder nach Mexiko.“
„Gedenken Sie, sich lange in Deutschland aufzuhalten?“
„Ganz und gar nicht. Das Land ist mir zu schläfrig. Unsereiner ist an andere Dinge gewöhnt, als wie sie hier passieren.“
„So sagen Sie, wie lange Ihr Aufenthalt ungefähr dauern wird.“
„Hm. Ich habe ausgerichtet, was ich auszurichten hatte, ich bin also fertig und habe nur auf die Antwort zu warten, welche ich dem Präsidenten und Sir Lindsay überbringen soll. Ich kann schon heute fort.“
„Wollen wir zusammen reisen?“
„Gern. Ich denke, daß ich Ihnen drüben nützlich sein kann. Aber wann wollen Sie fort?“
„Es war für morgen festgesetzt; doch erlauben Sie mir eine Frage.“
„Fragen Sie.“
„Welcher Partei gehören Sie drüben an?“
„Ich halte zu Juarez.“
„Hm. Juarez kennt Sie?“
„Sehr gut.“
„Sind Ihnen die neuesten Ereignisse von dort bekannt?“
„Ganz genau. Ich befand mich ja stets in der nächsten Nähe und Umgebung des Präsidenten.“
„So sind Sie jedenfalls besser informiert als unsere Berichterstatter?“
„Das versteht sich.“
„Wenn nun einer der preußischen Minister ehrliche Auskunft von Ihnen verlangte, würden Sie ihm dieselbe gewähren?“
„Wenn er es ebenso ehrlich mit uns meinte.“
„Zweifeln Sie daran?“
„Hm. In solchen Sachen muß man sehr vorsichtig sein. Preußen ist kein Freund von Frankreich. Wie aber steht es mit Österreich?“
„Wir haben es ja soeben geschlagen.“
„Das ist wahr. Ich denke also, daß Preußen sich aus dem guten Max von Mexiko nicht viel machen wird. Warum aber fragen Sie?“
„Weil ich einen Minister kenne, dem es wohl interessant sein würde, mit Ihnen über Mexiko zu reden.“
„Wie heißt er?“
„Bismarck.“
‚Geierschnabel‘ machte ein sehr erstauntes Gesicht.
„Bismarck selbst, der Teufelskerl?“ fragte er.
„Ja, er selbst.“
„Alle Wetter! Wenn ich den einmal sehen könnte!“
„Oder gar mit ihm sprechen! Wollen Sie?“
„Hm. Geht das denn zu machen? Werden Sie das fertigbringen?“
„Jedenfalls.“
„Gut. Diesem Mann würde ich die aufrichtigste Auskunft geben. Aber ich denke, Sie müssen schon morgen abreisen!“
„Ich habe allerdings Order, bereits morgen aufzubrechen. Ich bekam nur diesen heutigen Tag geschenkt, um mich hier in Rheinswalden und Rodriganda zu verabschieden. Aber ich glaube es wagen zu können, Sie zu Bismarck zu bringen.“
„Wo steckt der Kerl denn jetzt?“
„In Berlin.“
„Gut, so müssen wir hin!“
„Sie willigen also ein?“
„Ja.“
„Ich danke Ihnen. Aber – hm!“
Bei diesen Worten warf er einen bedeutungsvollen Blick auf die Kleidung des Präriejägers.
„Was denn, aber und hm?“ fragte dieser.
„Ihre äußere Erscheinung ist keineswegs zu einem Besuch eines Ministers passend.“
„So, so? Hm. Na, ich habe hier im Sack eine bessere.“
„Was für eine?“
„Einen echt mexikanischen Anzug.“
„Ah, den dürfen Sie auf keinen Fall anlegen.“
„Warum
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