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47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile

47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile

Titel: 47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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nahm bis Magdeburg Extrazug, um meinem Zug nachzukommen, ließ mir aber von dem Vorstand erst diese Zeilen geben. Ich ahnte nämlich, daß der sogenannte Graf, sobald er mich wieder erblicke, mir neue Hindernisse in den Weg legen werde.“
    Der Beamte las die Bescheinigung durch und sagte dann:
    „Das ist mir von hohem Wert. Mein Kollege dahinten erklärt, daß er durch die falschen Angaben des Grafen verführt worden sei. Mich soll er nicht verführen. Bitte fahren Sie fort.“
    „Ich kam nach Magdeburg, und als ich in das Coupé stieg, erblickte ich meinen Widersacher. Ein zweiter war bei ihm.“
    „Da begann wohl die Machination?“
    „Ja. Sie fingen wieder Streit an. Der andere wollte mich prügeln. Ich gab aber dem Grafen eine Ohrfeige, daß er genug hatte, und dem anderen einen Stoß in die Magengrube, daß ihm die Luft ausging. Glücklicherweise langten wir dann gleich hier an. Hätten sich die beiden wieder erholen können, so wäre es wohl um mich geschehen gewesen.“
    „Ich werde sie bei den Haaren nehmen! Aber apropos, halten Sie den anderen auch für einen Franzosen?“
    „Nein, sondern für einen Russen. Sie wissen doch, daß Rußland gerade die deutschen Grenzen besetzt. Der Teufel weiß, was dieser Mann in Deutschland machen und ausführen soll.“
    „Wir wollen ihm das Handwerk legen. Genehmigen Sie, daß ich sie verhöre?“
    „Gern.“
    „Natürlich sind Sie dabei. Ich bitte, mir zu folgen.“
    Er führte ihn nach dem Zimmer, in welchem die beiden Gefangenen aufbewahrt wurden. Sie befanden sich da unter der Aufsicht von zwei Bahnarbeitern, welche kein Auge von ihnen verwendeten.
    Gleich als die beiden eintraten, brauste Ravenow auf:
    „Wie können Sie sich unterstehen, uns als Gefangene zu behandeln!“
    „Ruhe!“ rief ihm der Beamte entgegen.
    „Ich frage, wie Sie es wagen können –“
    „Und abermals Ruhe, sonst verschaffe ich mir welche! Sie haben nur dann zu antworten, wenn ich frage.“
    „Richtig. So muß es sein“, bemerkte der eine der Arbeiter.
    ‚Geierschnabel‘ bekam einen Stuhl und nun fragte der Stationsvorsteher zunächst den Oberst nach seinem Namen. Dieser nannte ihn.
    „Haben Sie Legitimation bei sich?“
    „Wozu? Ich werde doch nicht ein Dutzend Pässe einstecken, wenn ich von Wolfenbüttel nach Berlin gehe!“
    „Also keine Legitimation?“
    „Nein.“
    „Hm, hm. Sind Sie in Rußland bekannt?“
    „Ich war einmal auf Urlaub dort.“
    „Bei wem?“
    „Ich habe Verwandte da. Warum?“
    „Nicht Sie haben zu fragen, sondern ich.“
    „Richtig. So muß es sein“, stimmte der Arbeiter gravitätisch bei.
    „Aber wie kommen Sie auf Rußland zu sprechen?“ fragte trotzdem der Oberst.
    „Das werden Sie besser wissen als ich.“
    „Donnerwetter! Sie wollen mich wohl gar als im Einvernehmen mit Rußland herausspielen? Das wäre denn doch zu famos!“
    „Was Sie für famos halten, ist mir gleichgültig. Einstweilen zu dem anderen. Wie heißen Sie und was sind Sie?“
    „Ich bin Leutnant Graf von Ravenow.“
    „Können Sie das beweisen?“
    „Ja.“
    „Sie haben Legitimation?“
    „Ja, hier.“
    Er griff in die Tasche und brachte eine Visitenkarte hervor.
    „Haben Sie nichts anderes?“ fragte der Beamte.
    „Nein.“
    „Die Karte gilt nichts. Jeder kann sich auf irgendeinen beliebigen Namen Karten drucken lassen.“
    „Alle Teufel, ich gebe aber mein Wort, daß ich der bin, für den ich mich ausgebe!“
    „Was geht mich ihr Wort an! Sprechen Sie französisch?“
    „Ja.“
    „Kennen Sie Frankreich?“
    „Sehr gut. Warum?“
    „Nur ich habe zu fragen, Sie aber haben zu antworten.“
    „Richtig. So muß es sein“, stimmte der Arbeiter bei.
    „Sie geben zu, daß Sie Frankreich kennen, das genügt“, fuhr der Beamte fort. „Sie haben mir nun zu sagen, woher Sie kommen.“
    „Aus Mainz.“
    „Dort stieg dieser Herr mit ein?“
    „Ja. Aber ein Herr soll er sein? Ein Lump ist er!“
    „Bemühen Sie sich nicht, ihn anzuschwärzen. Ich kenne ihn genau. Sie haben ihn an einem Anhaltepunkt hinter Mainz arretieren lassen?“
    „Ja.“
    „Das kann Ihnen teuer zu stehen kommen.“
    „Unsinn!“
    „Der dortige Vorstand schreibt mir, daß Sie ihn irregeleitet haben.“
    „Wie könnte sein Brief bereits hier sein?“
    „Das ist meine Sache.“
    „Richtig. So muß es sein“, stimmte der Arbeiter bei.
    „Wo trafen Sie mit dem anderen hier zusammen, der sich für einen Obersten ausgibt?“ fuhr der Stationsvorsteher

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