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47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile

47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile

Titel: 47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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verlassen?“
    „Ja.“
    „Das ist schwer zu begreifen. Um die Tiere zu tränken, braucht man nicht in das Wasser zu reiten, und um den Fluß so bald wieder zu verlassen, wären doch die Schilfgürtel nicht notwendig gewesen. Es bleibt also nur die Ansicht, daß er übersetzen wollte, aber durch etwas abgehalten wurde.“
    „Der ‚Fürst des Felsens‘ hat sehr scharfe Gedanken.“
    „Ah! Meine roten Brüder haben etwas gefunden?“
    „Ja. Mein Bruder folge mir.“
    Der Indianer drängte sich in das Schilf hinein, und Sternau folgte ihm. Es war hier ein schweres Fortkommen, aber die Mühe und Anstrengung wurde auch sehr bald belohnt. Denn als sie ungefähr hundert Schritte getan hatten und der Indianer am Rand des Wassers stehenblieb, erblickte Sternau ein Floß, welches aus Schilfbündeln und Baumzweigen zusammengesetzt war. Es war von einer solchen Länge und Breite, daß sich ein Mann damit recht gut über Wasser halten konnte, so lange er sich in der Balance hielt.
    „Sieht mein weißer Bruder dieses Floß?“ fragte der Indianer.
    „Ja. Hat mein roter Bruder ein Zeichen gefunden, woraus sich schließen läßt, wer es benutzt hat?“
    „Ein sehr deutliches Zeichen. Hier!“
    Er griff abermals in den Gürtel und brachte ein buntes Taschentuch hervor, welches zusammengelegt und dann an den beiden Zipfeln durch einen Knoten verbunden war. Es hatte ganz den Anschein, als sei es von einem Menschen benützt worden, welcher Kopf- oder Zahnschmerzen gehabt und es um die schmerzhafte Stelle getragen habe. Aber als Sternau das Tuch genauer untersucht hatte, sagte er:
    „Hier klebt Blut im Innern. Das Tuch ist um verwundete Augen getragen worden. Wo fand man es?“
    „Es hing an einem Zweig des Floßes.“
    „Welche Unvorsichtigkeit von diesem Cortejo. Denn er ist es gewesen.“
    Dabei betrachtete er den Boden. Er fand mehrere Fährten.
    „Haben die Söhne der Apachen weiter gesucht?“ fragte er.
    Der Indianer nickte.
    „Was haben sie gefunden?“
    „Mein Bruder folge mir!“
    Es war hier durch das dichte Schilf eine ziemlich gangbare Bahn gebrochen. Die beiden folgten ihr und gelangten bald an eine Stelle, an welcher vom Wasser herauf eine doppelte Pferdespur kam.
    „Ah, da ist der Jäger wieder aus dem Wasser gekommen“, sagte Sternau.
    „Und dorthin ist er geritten“, fügte der Indianer hinzu, nach rechts deutend. Sie folgten dieser neuen Fährte bis an eine kleine Lichtung im Schilf, deren Boden von Hufen ganz und gar zerstampft war.
    „Haben meine Brüder hier etwas gefunden?“ fragte Sternau.
    „Hier hat Cortejo gelegen“, antwortete der Apache, „und da ist der weiße Jäger zu ihm gekommen.“
    „Wohin führt nun die Spur?“
    „Sie führt wieder in den Wald hinein.“
    „Ist sie verfolgt worden?“
    „Nein.“
    „Warum nicht?“
    „Der ‚Fürst des Felsens‘ sollte erst gefragt werden.“
    „Gut. Mein Bruder denkt, daß der Jäger Cortejo mitgenommen hat?“
    „Ja. Er hat ihn auf das andere Pferd gesetzt.“
    „So mag mein Bruder mit noch einigen Männern aufbrechen und der Spur folgen, um zu sehen, ob dieselbe nach der Gegend von Candela, Marin und Saltillo führt.“
    „Dazu wird man mehrere Tage brauchen.“
    „Allerdings, wenn man bis Saltillo reiten wollte. Es wird aber genügen, der Spur bis morgen zu folgen, wenn die Sonne am höchsten steht. Dann weiß man bereits, in welcher Richtung sie weiterführt. Die Söhne der Apachen können mir dann Nachricht bringen.“
    „Wohin?“
    „Nach Cohahuila.“
    „Ugh!“
    Der Indianer sagte dieses eine Wort und begab sich dann zu den Seinigen zurück. Ein Wink von ihm genügte, da saßen fünf seiner Gefährten mit ihm auf und folgten ihm, als er, ohne über sein Fortreiten eine Silbe zu verlieren, auf der Fährte des Jägers davonritt.
    Sternau gab jetzt den Befehl, die Nachforschungen einzustellen und die Boote wieder an die Schiffe zu bringen. Dann bestieg er sein Pferd wieder und ritt zurück. Als er auf der Gig wieder am Dampfer anlangte, hatte man ihn bereits mit großer Ungeduld erwartet.
    „Gefunden?“ rief ihm Juarez schon von weitem entgegen.
    „Ja“, antwortete er.
    „Ihn selbst?“
    „Nein, sondern leider nur seine Spur.“
    „O weh! So lebt er noch?“
    „Jedenfalls. Hier, dieses Tuch hat er um die Augen gebunden gehabt.“
    Bei diesen Worten schwang er sich an Bord und zeigte das Tuch.
    „Was wissen Sie nun von ihm?“ fragte der Lord.
    „Erstens, daß er sicher an den Augen verletzt ist. Zweitens, daß

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