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47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile

47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile

Titel: 47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sich zu retten. Seht um Gottes willen; es klettert einer hinauf und hat ein Lasso bei sich!“
    „Allerdings. Aber das braucht nicht auf Eure Tochter abgesehen zu sein.“
    „O doch, ganz gewiß. Señor, wir müssen sie retten!“
    „Gewiß. Aber warten wir es ab!“
    „Dann ist es zu spät. Rasch, rasch!“
    Sein Gesicht war von Angst verzerrt. Er erlitt jetzt nicht geringere Qualen als seine Tochter, welche den fürchterlichsten Tod vor Augen sah.
    „Jetzt kommt er wieder herab“, meinte der Jäger. „Und ‚Büffelstirn‘ nimmt auch sein Lasso. Was haben sie vor?“
    „Sie wollen sie gerade über den Krokodilen aufhängen“, sagte Cortejo. „Wenn wir sie retten wollen, so ist es die höchste Zeit!“
    „Beruhigt Euch, Señor! Ich glaube nicht daran, daß Eure Tochter auf diese Weise sterben soll. Seht, ‚Büffelstirn‘ legt ihr die Schlinge nicht um den Hals, sondern unter den Armen hindurch.“
    „Desto schlimmer! Sie soll lebendig gefressen werden. O Gott!“
    „Mäßigt Euch! Ihr werdet uns verraten!“
    „Aber ich sterbe vor Angst!“
    „Das ist nicht nötig. Ich vermute, daß es nur eine Täuschung ist, aber eine fürchterliche. Hoffentlich erhalten wir dabei die Gelegenheit, Señorita Josefa zu befreien.“
    „Der Himmel gebe es! O, ihr Heiligen alle!“
    Glücklicherweise hielt der Amerikaner ihm schnell den Mund zu, sonst wäre der Ruf weithin hörbar gewesen. Es war nämlich in dem Augenblick, in welchem Josefa emporgezogen wurde.
    „Beherrscht Euch, sonst ist alles verloren!“ warnte der Amerikaner. „Es ist allerdings entsetzlich. Seht diese Untiere schnappen. Aber Eure Tochter hängt so hoch, daß sie von ihnen nicht erreicht werden kann. Sie hängt still, sie ist ohnmächtig. Man will sie nur ängstigen!“
    „Retten wir sie. Retten wir sie augenblicklich.“
    „Wie wollt Ihr dies anfangen?“
    „Wir erschießen die Kerls!“
    „Dummheit. Beim ersten Schuß werfen sie sich nieder und lassen Eure Tochter erst recht ins Wasser fallen. Wir sind dann allerdings vierzehn gegen zwölf, aber die Señorita ist verloren, und ‚Büffelstirn‘ und ‚Donnerpfeil‘ zählen mehr als wir alle zusammen.“
    „Was tun wir? O sagt, was zu tun ist“, bat Cortejo in höchster Angst.
    Grandeprise blickte scharf zu den Mixtekas hinüber.
    „Sie setzten sich“, sagte er. „Sie wollen in aller Ruhe den Augenblick erwarten, in welchem Eure Tochter wieder zu sich kommt.“
    „Das wird aber auch der Augenblick ihres Todes sein. O beeilen wir uns. Ich bitte Euch um alles dessen willen, was Euch heilig ist!“
    Über das Gesicht des Amerikaners glitt ein entschlossener und doch zugleich bissiger, sogar ein wenig lustiger Zug.
    „Keine Sorge, Señor!“ sagte er. „Mein Plan ist fertig.“
    „Gott sei Dank! Was wollt Ihr tun?“
    „Die Hauptsache ist, daß wir ‚Büffelstirn‘ und ‚Donnerpfeil‘ entfernen. Mit den anderen werden wir leichter fertig.“
    „Wie aber fangen wir das an?“
    „Ich laufe mit noch zweien von diesen Leuten um die Lichtung bis zu jenem großen Baum. Dort zeigen wir uns ihnen.“
    „Was soll dies helfen?“
    „Ich wette, daß die zwei erfahrensten und klügsten von ihnen, also ‚Büffelstirn‘ und ‚Donnerpfeil‘, sofort aufbrechen werden, um uns anzuschleichen. Wir weichen zurück und locken sie in den Wald, kommen dann schnell zurück und holen Eure Tochter.“
    „Aber die zehn Mixtekas bewachen sie.“
    „Wir schießen sie nieder. Ich tue das nicht gern, aber es bleibt uns nichts anderes übrig. Ich habe euch mein Wort gegeben und muß es halten.“
    „So eilt, eilt schnell!“
    „Halt! Wir lassen unsere Oberkleider da und werfen die Decken nach Indianerart über. Auch die Hüte lassen wir hier und streichen die Haare in die Höhe. Stecken wir dann ein paar Farrenfieder hinein, so sehen wir von weitem wie Indianer aus. Vorwärts. Ihr geht mit. Die anderen warten da.“
    Er bezeichnete bei diesen Worten zwei, welche sofort, seinem Beispiel folgend, ihre Hüte und Jacken ablegten.
    „Nun rasch fort.“
    Mehr rennend als schleichend eilten die drei Männer unter den Bäumen fort, bis sie die angegebene Stelle erreichten.
    „Halt!“ gebot hier Grandeprise. „Ich trete zuerst hervor. Folgt mir einzeln und gravitätisch, wie Indianerhäuptlinge. Aber wir dürfen nicht so tun, als ob wir hinüber zu ihnen blickten.“
    Er verließ die schützende Baumdeckung und trat langsam hervor.
    „Ah, sie sehen mich!“ sagte er. „Kommt jetzt einzeln

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