47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile
begleiten, Señor Grandeprise?“
„Das versteht sich von selbst. Ich verlasse Euch nicht eher wieder, als bis Ihr mir gesagt habt, wo ich Landola treffen kann.“
„Das sollt Ihr ganz bestimmt erfahren. Jetzt aber wollen wir versuchen, aus Decken eine Hängematte zwischen zwei Pferden zustande zu bringen. Meine Tochter ist krank. Sie darf nicht reiten.“ –
Als ‚Büffelstirn‘ und Helmers sich am Krokodilteich getrennt hatten, um die vermeintlichen Indianer anzuschleichen, hatte der erste den kürzeren Weg zurückzulegen. Er kroch am Boden hin, immer am Ufer des Teiches entlang, wo er von Schilf und hohem Gras verdeckt wurde.
Sodann kroch er nach dem Wald hinüber, hatte aber die Bäume noch nicht erreicht, so bemerkte er, daß die Indianer verschwunden waren. Dies fiel ihm jedoch keineswegs auf. Er setzte seinen Weg mit aller Sorgfalt fort.
Er erreichte, wie er meinte, unbemerkt die Bäume und traf da auf die Spur der drei Wilden. Aber diese Spur erregte sein Bedenken in sehr hohem Grad, so daß er dabei blieb, um ‚Donnerpfeil‘ zu erwarten. Es dauerte auch nicht lange, bis dieser herbeigeschlichen kam.
„Sind sie fort?“ flüsterte er.
„Ja“, antwortete der Mixtekas. „Hier ist die Fährte.“
Helmers prüfte die Eindrücke und blickte ‚Büffelstirn‘ verdutzt an. „Diese Fährte rührt von keinem Indianer her“, sagte er.
„Nein. Das sind Spuren von weißen Männern. Hier sind sie hergekommen, und da sind sie auch wieder hingegangen.“
„Folgen wir ihnen!“
„Wir müssen wissen, wer es ist.“
Sie gingen mit tief gebeugtem Oberkörper auf der Fährte vorwärts. Nicht das kleinste entging ihren Augen. Da blieb Helmers stehen und hob etwas vom Boden auf.
„Was ist das?“ fragte er den Mixtekas.
„Das sind zwei Zweige eines Farrenkrautes“, antwortete der Gefragte.
„Ja“, nickte Helmers. „Denkt mein Bruder, daß man einen solchen Zweig von weiten für eine Raben- oder Adlerfeder halten kann?“
„Ugh!“ machte der Mixtekas erstaunt. Dann glitt auch sogleich ein Zug des Verständnisses über sein ernstes Gesicht. „Mein weißer Bruder ist ein kluger Jäger“, sagte er. „Es sind weiße Männer hier, welche sich das Aussehen von Indianern gegeben haben, um uns fortzulocken. Kehren wir schnell zu unseren Pferden zurück.“
Er richtete sich aus der gebückten Stellung empor und eilte vorwärts, so daß Helmers ihm kaum zu folgen vermochte. Allein es war bereits zu spät. Sie hörten mehrere Schüsse zu gleicher Zeit krachen und drangen nun mit doppelter Eile heran, dem Teich entgegen.
Als die Fläche desselben vor ‚Büffelstirn‘ lag, fiel sein Blick auf Grandeprise, welcher sich eben anschickte, sein Pferd zu besteigen.
„Halt, Räuber! Herab vom Pferd!“ rief er.
Zu gleicher Zeit legte er die Büchse an. Die Entfernung war für einen sicheren Schuß zu groß. Grandeprise entkam; sein Nebenmann aber stürzte vom Pferd.
„Vorwärts! Ihnen nach!“ rief Helmers, welcher den Mixtekas erreicht hatte. „Sie dürfen auf keinen Fall entkommen!“
Die beiden sprangen, wie von einer Sehne geschnellt, am Wasser dahin; aber es war unmöglich, noch einmal zum Schuß zu kommen, noch viel weniger die Pferde einzuholen. Die Flüchtlinge verschwanden hinter den Büschen, zwischen denen der Weg bergabwärts führte.
„Donnerwetter!“ rief Helmers, stehen bleibend. „Fort!“
„Fort!“ nickte der Häuptling, indem sein Auge vor Wut blitzte. „Wer waren diese Männer?“
„Ich weiß es nicht.“
„Sie kamen, um die Gefangene zu retten.“
„Ja. Und wir haben uns wie Knaben von ihnen betrügen lassen.“
„Ugh! ‚Büffelstirn‘ hat den dümmsten Streich seines Lebens begangen.“
„Ich auch. Sogar alle unsere Pferde haben sie mitgenommen. Wäre nur noch ein einziges da.“
„Sie haben die Pferde genommen, aber ihre Spur ist uns geblieben.“
„Das ist richtig. Wir werden sie doch einholen. Vor allen Dingen aber wollen wir nach unseren Leuten sehen.“
Als sie die Lagerstelle erreichten, lagen zehn Leichen dort.
„Keiner lebt! Alle tot“, sagte Helmers traurig.
‚Büffelstirn‘ blickte finster vor sich hin.
„Ich werde sie rächen“, sagte er. „Mein Bruder ‚Donnerpfeil‘ gehe mit zu dem Mann, den meine Kugel getroffen hat.“
Sie schritten dahin, wo der Verwundete lag. Er krümmte sich am Boden und war augenscheinlich dem Tod nahe. Die Kugel war ihm in die Seite des Kopfes gedrungen und in der Entfernung von drei Zoll wieder
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