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47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile

47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile

Titel: 47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Meilen zurückgelegt hatte. Da endlich hielt der Mexikaner sein Pferd an, und die anderen folgten seinem Beispiel. Er hatte Josefa bei sich auf dem Pferd gehabt, jetzt stieg er ab und legte sie in das Gras, durch welches ein kleines Wasser floß.
    „Ah, das war ein Ritt!“ keuchte Cortejo. „Wie ist's, Señor, lebt sie noch?“
    „Ja“, antwortete Grandeprise.
    „Aber sie regt sich doch nicht.“
    „Sie ist unterwegs einige Male aufgewacht, aber immer wieder ohnmächtig geworden. Wir wollen es hier einmal mit dem Wasser versuchen.“
    „Haben wir Zeit dazu?“
    „Ja. Unser Vorsprung ist groß genug. Ehe ‚Büffelstirn‘ und ‚Donnerpfeil‘ die Hacienda zu Fuß erreichen, wo sie Pferde erhalten können, sind wir längst über alle Berge.“
    Auch die anderen stiegen ab. Cortejo und Grandeprise knieten neben Josefa nieder und bespritzten ihr Gesicht mit Wasser. Nach einiger Zeit öffnete sie die Augen. Ihr Blick fiel auf Cortejo.
    „Vater, die Krokodile!“ lispelte sie.
    „Du bist gerettet, mein Kind!“ antwortete er.
    „Wo sind sie?“
    „Noch auf dem Berg. Wir aber sind weit fort.“
    Jetzt erst begann ihr Blick selbstbewußter zu werden.
    „Santa Madonna!“ sagte sie. „Wo ist ‚Büffelstirn‘?“
    „Du bist in Sicherheit, Josefa!“ erklärte ihr Vater abermals.
    „Ah, gerettet!“ sagte sie. „Habt ihr sie erschossen?“
    „Ja.“
    „Alle? Auch ‚Büffelstirn‘ und Helmers?“
    „Nein, diese nicht.“
    „Sie sollen sterben eines fürchterlichen, schauderhaften Todes, so wie ich sterben sollte!“
    „Das werden sie auch, mein Kind.“
    „Wann?“
    „Erst müssen wir in Sicherheit sein.“
    Nun schien sie sich zu besinnen, daß ihr Vater ja am Tag des Überfalles gar nicht auf der Hacienda gewesen war.
    „Wie kommst du hierher?“ fragte sie. „Ich denke, du bist am Rio Grande in Fort Guadeloupe!“
    „Was soll ich dort?“
    „Ah! Du hast meinen Brief nicht erhalten?“
    „Nein.“
    „Die fünfzig Mann, die ich dir sandte, sind nicht zu dir gekommen?“
    „Nein.“
    „Ja. Sternau hatte meinen Brief. Er hat ihn aufgefangen und die Leute getötet.“
    „So lebt er wirklich noch?“
    „Ja. Du weißt das noch nicht?“
    „Ich wollte es nicht glauben.“
    „O, Vater, sie leben alle.“
    Sie sprachen jetzt leise miteinander und wurden von den anderen nicht gestört, da diese sich rücksichtsvoll zurückgezogen hatten.
    „Alle? Wen meinst du damit?“
    „Sternau, ‚Büffelstirn‘, ‚Bärenherz‘ und Helmers.“
    „Das weiß ich nun. Aber sonst noch welche?“
    „Ja. Mariano, Emma Arbellez, Karja, die Indianerin, und auch Don Ferdinande ist da.“
    Cortejo wurde so weiß wie eine getünchte Wand. Er vermochte für einen Augenblick gar nicht ein Wort hervorzubringen.
    „Don Ferdinande?“ fragte er endlich.
    Aber sie mußte das Wort mehr von seinen Lippen lesen, als daß sie es zu hören oder zu verstehen vermochte.
    „Ja“, nickte sie.
    „Wo sind sie?“
    „Die vier sind auf Erina, die anderen bei Juarez, und Don Ferdinande ist auf Fort Guadeloupe, wo er krank darniederliegt.“
    „Welch ein Unheil! Wir sind verloren!“
    Da leuchteten ihre Eulenaugen grimmig auf.
    „Verloren sagst du? O nein! Ich bin gerettet. Das soll mir ein sicheres Zeichen sein, daß wir doch noch triumphieren werden. Alle unsere Leute sind zwar tot, aber wir werben andere. Hast du Geld?“
    „Genug.“
    „Das ist die Hauptsache. Wir müssen fliehen. Schaffe uns zunächst einen sicheren Schlupfwinkel. Das übrige wird sich finden.“
    „Wie fühlst du dich? Du hast fürchterliches ausstehen müssen.“
    „Ich denke nur daran, mich zu rächen. Schmerzen fühle ich nur noch hier. Ich habe einige Rippen gebrochen.“
    „Donnerwetter! Wann?“
    „Das erfährst du noch. Jetzt stehen zu viele Lauscher da. Ich muß zu einem Arzt, sonst gehe ich zugrunde.“
    „Gut; das werde ich besorgen. Alles andere besprechen wir noch.“
    Er wandte sich von seiner Tochter weg zu Manfrede.
    „Du denkst, daß wir bei deinem Onkel Aufnahme finden würden?“
    „Ganz sicher“, antwortete der Gefragte.
    „Er versteht wirklich, Kranke zu behandeln?“
    „Er ist ein erfahrener Arzt.“
    „Weißt du den Weg nach Santa Jaga genau?“
    „Sehr genau. Aber ich denke, wir machen einen Umweg!“
    „Warum?“
    „Weil wir jedenfalls verfolgt werden.“
    „Du hast recht. Wann werden wir dort anlangen können?“
    „Übermorgen am Abend.“
    „So mag unser Ritt nach Santa Jaga gehen. Ihr werdet uns doch

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