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48 - Die Fehde von Antares

48 - Die Fehde von Antares

Titel: 48 - Die Fehde von Antares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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ändern, vor allem nicht in Anwesenheit dieses merkwürdigen kleinen Schiffsarztes.
    Die Tatsache, daß er sich zu diesem Zeitpunkt, als die Gefechtsbereitschaft hergestellt wurde, überhaupt an Deck aufhielt, konnte nur bedeuten, daß er seine Vorbereitungen unter Deck bereits abgeschlossen hatte. Die Gehilfen des Arztes und die Träger hatten die Segeltuchplanen bereitgelegt, mit denen man die Verwundeten nach unten schaffte, man hatte Laken auf den Seemannskisten ausgebreitet und Eimer bereitgestellt, um die bei vollem Bewußtsein amputierten Körperteile wegzutragen.
    Nach dem Abschluß aller Vorbereitungen war die Zeit für den Kapitän gekommen, seine Rede zu halten. Kapitän Parsons packte das Achterdecksgeländer und hob die laute Stimme. Mochte er auch verrückt, unerbittlich und ungeduldig sein, er blieb ein Kapitän der Royal Navy, und er wußte, was in dieser Situation von ihm verlangt wurde.
    Er erzählte der Mannschaft, daß den elenden Schneckenfressern die glorreichen Traditionen der Royal Navy fehlten, er betonte pathetisch, daß die Engländer stets den Sieg davongetragen hätten, er riß die Männer mit seinem schlichten Glauben an die Marine, der er sein ganzes Leben gewidmet hatte, mühelos mit. Er schloß mit den Worten: »Gott schütze den König!« Die Männer jubelten. Das überraschte mich nicht im mindesten. Jetzt konnten diese fröhlichen Seeleute sämtliche Hemmungen fallenlassen, und während sie sonst an jedem Tag voller Mühsal diszipliniert, eingeschüchtert und mit eiserner Härte unterdrückt wurden, konnten sie nun zurückschlagen und der ganzen aufgestauten Wut Luft machen.
    Es war nicht mein erstes Gefecht. Ich wußte, welche Schrecken auf uns zukamen. Und so blieb mir nichts anderes übrig, als meinen Pflichten so unduldsam wie immer nachzukommen. Wie eben in diesem Augenblick. »Du da, Jock! Richte die Talje, du Dummkopf!«
    Der Geschützführer des Zwölfpfünders, der rothaarige Jock, zuckte zusammen und knurrte seine Leute an, das Tauwerk in Ordnung zu bringen. Die Männer hatten sich daran gewöhnt, daß ich ihre Namen kannte, eine für einen Offizier ungewöhnliche Leistung. Der Geschützführer der nächsten Kanone, ein prächtiger Bursche namens Hans, der einst ein pommerscher Grenadier gewesen war, lachte mit seiner Mannschaft über Jocks Zurechtweisung.
    Normalerweise hätte man ihn herausgewunken, damit er für diese Unverschämtheit an der Gräting mit einem blutbefleckten Hemd belohnt wurde. Doch im Augenblick herrschten andere Umstände.
    Der Schiffsarzt studierte die Kanonen mit einem forschenden Blick.
    »Sollten Sie nicht lieber unter Deck gehen, Doktor Hastings?«
    Er war ziemlich ruhig. »Mr. Prescot, ich werde nach unten gehen, wenn meine Anwesenheit dort erforderlich ist.«
    Es war sinnlos, diese Unterhaltung weiterzuführen. Schließlich war er kein untergeordneter Offizier, den man einfach so herumkommandieren konnte. Doch der kleine Kerl bereitete mir Magendrücken.
    Die beiden Schiffe näherten sich einander. An Deck kehrte Stille ein, die nur von dem Quietschen der Blöcke, dem Klatschen der Leinwand und dem Rauschen der See gebrochen wurde.
    Kapitän Parsons – ob er nun verrückt war oder nicht, sei dahingestellt – wußte, wie er sein Schiff zu führen hatte.
    Beide Gegner versuchten, sich in für sie günstige Positionen hineinzumanövrieren; der eine wollte die ganze zerstörerische Macht seiner Breitseite zum Tragen bringen, der andere wollte abdrehen und sich von hinten anschleichen, um von dort das feindliche Deck zu beharken. Parsons war gut, aber es wurde sofort ersichtlich, daß der französische Kapitän andere Pläne verfolgte. Er wollte keinen Kampf auf Distanz. Mit aufgeblähten Topsegeln wogte er in der klaren Absicht heran, längsseits zu gehen und uns zu entern.
    Die ersten Schüsse wurden abgefeuert, die Kanonenmündungen spuckten Flammen und Rauch aus. Ihre Geräusche kamen mir seltsam vor, irgendwie gedämpft, als würde das dumpfe Aufbrüllen der großen Geschütze durch viel leisere Detonationen ersetzt. Ein Matrose stürzte und blieb reglos auf den sandbestreuten Planken liegen. Ich konnte kein Blut entdecken, seine Gliedmaßen waren noch alle intakt.
    Der Froschfresser kam näher. Bräunlicher Qualm hüllte beide Schiffe ein. Ich hörte alles nur gedämpft, als befände ich mich unter Wasser. In den ganzen Jahren auf See und bei den vielen Gefechten, an denen ich teilgenommen hatte, hatte ich noch nie eine solche Schlacht

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