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48 - Die Fehde von Antares

48 - Die Fehde von Antares

Titel: 48 - Die Fehde von Antares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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der Leine gelassen würden?
    Diese düsteren Gedanken heiterten mich ein wenig auf. Dieser Ort konnte einen Mann trübsinnig machen. Er machte einen ganz kribbelig, wie man in Clishdrin sagt. Außerdem ging von ihm eine Bedrohung aus, die man nicht außer Acht lassen konnte.
    Die kleine Prozession verschwand am anderen Ende des Raumes durch einen bogenförmigen Durchgang unter einem Balkon. Ein paar kurze, mit Teppichen ausgelegte und von Lampen erhellte Korridore führten uns in einen Vorraum. Nalgre und Chekaran hoben den Illusionszauberer aus der Sänfte und legten ihn auf ein Sofa. Eine Frau, die offensichtlich unser Kommen erwartet hatte, stand von ihrem Stuhl auf.
    Alles spielte sich recht gelassen ab, doch diese Leute wurden unverkennbar von einem Gefühl der Dringlichkeit angetrieben. Die Frau war eine Venahim und hatte die für ihre Rasse typischen schweren Knochenwülste über Augen und Stirn, war allerdings kleiner als Frau E'Eolana, die in Prebaya meine Kameradin Veda geheilt hatte. Doch ihre Augen blickten genauso durchdringend. Ihr Gewand war ebenfalls hellgelb und wurde von einem Silbergürtel zusammengehalten.
    Chekaran raunte mir zu: »Der Meister leidet keine Schmerzen. Wir brauchen keine Nadelstecherin. Frau H'Havalini wird ihm helfen, sich zu entspannen.«
    Die Venahim-Heilerin bewegte die Hände und wandte eine Technik namens Schonbium an, ohne W'Watchun ein einziges Mal dabei zu berühren. W'Watchun zeigte eine Reaktion, sein Gesicht gewann in wunderbar kurzer Zeit an Farbe und entspannte sich.
    Nalgre brachte einen goldenen Weinpokal und schenkte einen Becher voll, und W'Watchun trank einen Schluck. Er setzte sich auf, obwohl sein Blick noch immer von dunklen Schatten heimgesucht wurde. Er sprach mit volltönender Stimme.
    »Bringt mich zu ihnen, sofort!«
    »Ja, Meister«, sagten Chekaran und Nalgre im Chor.
    Der Zauberer brauchte nur wenig Hilfe, als sie den Vorraum durch eine Tür verließen, über der wilde Teufelsfratzen höhnisch in die Tiefe grinsten. Ich schloß mich ihnen an und ließ Frau H'Havalini zurück, als sie gerade einen Becher Wein an die schmalen Lippen hob.
    Das Gemach, das wir betraten, war genauso seltsam wie alles, was ich hier bis jetzt zu Gesicht bekommen hatte – wenn nicht sogar noch seltsamer.
    Der Raum war nicht sonderlich groß. Große grüne Kerzen brannten mit starrer blauer Flamme. Neun goldene Sofas waren im Halbkreis angeordnet. Fünf von ihnen waren von Männern mit Beschlag belegt – in dem Gemach hielt sich keine einzige Frau auf –, die dort stocksteif, mit bleichem Gesicht und leicht schwitzend lagen. Jeder streckte die Arme aus und umklammerte die Hand des jeweiligen Nachbarn, bis auf den Mann am Anfang des Halbkreises und den Fünften, der links neben sich keinen Partner mehr hatte. Alle trugen die schwarze Kleidung der Illusionszauberer. Die Stille war fast körperlich spürbar. Der Geruch von Verfall und Verwesung verpestete die Luft.
    Mit Unterstützung seines Dieners und seines Schülers streckte sich W'Watchun auf dem nächsten goldenen Sofa aus und nahm die Hand seines Nachbarn.
    Die fünf Männer keuchten auf und würgten; die auf dem Rücken liegenden Körper zuckten, als würden sie mit glühend heißen Eisen gebrandmarkt.
    »Meister!« Die fünf Männer krächzten das Wort beinahe gleichzeitig.
    »Sans, konzentriert euch!« Der Zauberer sprach mit unerbittlicher Härte. »Konzentriert euch, oder wir sind verloren!«
    Die Atmosphäre nahm mir die Luft zum Atmen, sie klebte wie Stränge aus Spinnenseide an mir, bedrückend und von Magie erfüllt. Nalgre winkte. Dankbar folgte ich ihm und Chekaran aus dem Gemach. Draußen im Vorzimmer atmete ich erst einmal tief durch und griff nach dem Weinpokal.
    Dann trank ich, wütend über die unheimlichen Begleitumstände und voller Unbehagen über das erstickende Gefühl entfesselter Magie, den Becher mit einem Zug leer, fuhr mir mit dem Handrücken über die Lippen und sagte: »Bei Mutter Zinzu der Gesegneten! Das war nötig!«
    Diese einfache Geste und die vertrauten Wörter holten meine Gedanken aus dem schrecklichen Reich der Thaumaturgie zurück und konfrontierten sie mit den praktischen Problemen, denen ich gegenüberstand.
    Die seltsamen Vorgänge an diesem Ort hatten mir eine genaue Vorstellung davon gegeben, was hier geschah. Die in der großen Höhle in Lotusposition sitzenden Männer schufen die geistige Kraft, die für W'Watchuns unsichtbaren Wall um Winlan sorgte. Die Zauberer auf den

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