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48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

Titel: 48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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dem Ort, an welchem er das Schnauben des Pferdes und sodann das Hufgetrappel vernommen hatte. Er brauchte nicht lange zu suchen. Er deutete auf ein Loch im grasigen Erdboden und fragte:
    „Was hat dieses Loch zu bedeuten, Señor Arbellez?“
    „Es ist hier ein Pferd angepflockt gewesen“, antwortete der alte Haziendero.
    „Richtig. Der Mann hat sein Tier angepflockt und nicht angebunden. Er trägt also einen Lassopflock bei sich. Das ist auch ein Erkennungszeichen. Und nun seht Euch einmal diesen Kaktus an.“
    Die erwähnte Pflanze stand in unmittelbarer Nähe des Loches, in welchem der Pflock gesteckt hatte. Arbellez betrachtete sie mit großer Aufmerksamkeit und sagte dann:
    „Hm! Ich bemerke gar nichts Außergewöhnliches.“
    „Wirklich nicht?“
    „Nein.“
    „Und die anderen?“
    Auch die anderen untersuchten den Kaktus, konnten jedoch auch nichts Auffälliges finden.
    „Ja“, lachte Gerard. „Ein Jäger ist doch etwas mehr als ein Haziendero oder ein Vaquero. Was ist denn das, Señores?“
    Er zog etwas von den Stacheln des Kaktus weg.
    „Ein Pferdehaar“, meinte Arbellez.
    „Ja, aber von welchem Teil des Pferdes?“
    „Es ist ein Schwanzhaar.“
    „Welche Farbe hat es?“
    Arbellez betrachtete es genau und antwortete dann:
    „Schwarz, aber von einem Rappen scheint es dennoch nicht zu sein.“
    „Da habt Ihr recht“, meinte Gerard. „Es ist weder von einem Rappen noch von einem Braunen. Es hat ganz die eigentümliche Melierung, welche man nur bei dunklen Rotschimmeln trifft. Das Pferd hat mit dem Schwanz um sich geschlagen, und dabei ist dieses Haar an den Kaktusstacheln hängengeblieben. Das Pferd ist ein Rotschimmel. Es hat hier das Gras niedergetreten; aber eine deutliche Spur ist leider nicht zu sehen.“
    „Das ist freilich schade“, meinte Arbellez im Ton des Bedauerns.
    „Warum?“
    „Rotschimmel gibt es viele, ein Irrtum ist also möglich. Hättet Ihr aber ein so genaues Bild von der Hufspur wie Ihr sie vom Stiefel des Reiters habt, so wäre ein Erkennen um vieles leichter.“
    Gerard lächelte in seiner ruhigen und doch überlegenen Weise und antwortete:
    „So glaubt Ihr, daß ein solches Bild nicht zu bekommen sei?“
    „Woher denn?“
    „Am Bach dort. Seht, daß er hier links hinübergeritten ist. Er hat über den Bach gemußt, und dort wird sich wohl ein deutlicher Eindruck der Hufe finden lassen.“
    Er hatte recht. Sie folgten ihm nach dem Wasser, und als sie dort ankamen, zeigte der weiche Uferboden ganz deutliche Eindrücke, welche eine Papierzeichnung gestatteten. „So!“ meinte Gerard. „Jetzt habe ich alles beisammen, und nun darf ich auch nicht säumen, aufzubrechen.“
    Er begab sich in sein Zimmer zurück, um seine Waffen zu sich zu nehmen. Dort suchte ihn Resedilla auf, um ihm Lebewohl zu sagen. Sie umschlang und küßte ihn, als ob es gelte, auf ewig von ihm zu scheiden.
    „Tröste dich, mein Herz!“ bat er sie in beruhigendem Ton. „Wir werden uns ja sehr bald wiedersehen.“
    „Kannst du das wirklich behaupten, mein Gerard?“ fragte sie.
    „Ja, Kind“, antwortete er.
    „O nein. Weißt du nicht, daß die anderen nicht wiedergekommen sind, obgleich sie ganz dasselbe glaubten wie du?“
    „Sie konnten nicht wissen, was ich weiß. Sie suchten Verlorene, ich aber verfolge Verbrecher.“
    Es gelang ihm wirklich, sie zu beruhigen, und auch die anderen hatten ihn so gut kennengelernt, daß ihn ihr ganzes Vertrauen geleitete, als er endlich mit den zwei Vaqueros aus dem Tor ritt.
    Er nahm die Spur da auf, wo sie über den Bach führte, und ließ sie keinen Augenblick lang aus den Augen. Selbst da, wo seine Begleiter nicht das mindeste von ihr merkten, zeigte er eine Sicherheit, welche sie in Erstaunen setzte.
    So ging es in höchster Eile den ganzen Tag hindurch, bis die Nacht hereinbrach und von einer Fährte nichts zu erkennen war.
    „Hier werden wir absitzen und übernachten“, sagte er, auf ein kleines Gebüsch deutend, welches am Weg lag.
    „Wird das kein Fehler sein?“ fragte der eine Vaquero.
    „Warum ein Fehler?“
    „Hier ganz in der Nähe liegt die Estanzia des Señor Marqueso. Da ist der Mann ganz sicher eingekehrt.“
    „Meint Ihr? Hm! Ein Mörder kehrt nicht ein, wenn er von dem Schauplatz seines Verbrechens kommt. Es liegt in seinem Interesse, sich von keinem Menschen sehen zu lassen. Übrigens sind wir ihm sehr nahe gekommen.“
    „Wie weit?“
    „Ich sah vorhin aus der Spur, daß er kaum noch eine Stunde weit vor uns ist. Sein

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