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48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

Titel: 48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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schönsten Tod, den es geben kann. Sie legen sich hin und schlafen schmerzlos ein.“
    „Bist du auch sicher, daß keiner übrigbleibt?“
    „Von der Familie sicher keiner.“
    „Und die anderen, welche um das Geheimnis wissen, haben wir ja unten.“
    „Einige noch nicht. Wir bekommen sie aber auch.“
    „Wann?“
    „Baldigst. Die Gelegenheit dazu wird sich mir in Mexiko bieten.“
    „Wann reist du ab?“
    „Sogleich wenn ich gegessen habe.“
    Der Neffe machte ein sehr erstauntes Gesicht.
    „Sogleich?“ fragte er. „Bist du denn nicht müde?“
    „Außerordentlich. Aber ich habe drei Tage verloren. Ich muß fort. Reiten kann ich nicht. Ich würde vor Schlaf vom Pferd fallen.“
    „So nimmst du wohl die alte Klosterkarosse?“
    „Ja. Mach sie bereit und spanne vor dem hinteren Tor an. Es braucht nicht ein jeder zu wissen, daß ich sofort wieder verreise.“
    Er aß, kleidete sich um und gab dann dem Neffen die Verhaltungsmaßregeln, welche er für nötig hielt. Darüber vergingen doch einige Stunden, und dann fuhr er heimlich ab.
    Sein Neffe horchte dem Wagen nach, so lange er die Räder desselben knarren hören konnte, dann begab er sich in die Stube des Onkels zurück, um sich die Schlüssel zu holen, da er ja die geheimnisvollen Gefangenen bedienen mußte. Auf dem Weg nach dem Studierzimmer des Paters mußte er durch den vorderen Hof. Das Tor desselben stand noch offen. Soeben trat ein Mann herein, der auf ihn zukam.
    „Ist der Pater Hilario zu Hause?“ fragte er.
    „Nein. Ah, Señor, Ihr seid es?“
    Als der Mann hörte, daß er erkannt sei, sah er sich auch den Neffen an und sagte dann: „Ah, du bist es selbst, Manfredo?“
    „Ja, Señor.“
    „Also dein Oheim ist fort?“
    „Ja.“
    „Wann?“
    „Soeben.“
    „Donnerwetter! Warum so spät?“
    „Er konnte nicht eher, doch meinte er, daß er noch zur rechten Zeit kommen werde.“
    „Das mag sein. Kannst du in sein Zimmer?“
    „Ja. Ich wohne ja dort, wenn er verreist ist.“
    „Laß uns hingehen, aber so, daß uns niemand sieht. Ich habe sehr Wichtiges mit dir zu reden.“ –
    Unterdessen hatte der ‚Schwarze Gerard‘ mit seinen beiden Vaqueros die Stadt erreicht und sich dort nach der besten Venta erkundigt. Sie wurde ihm gezeigt. Er stieg dort ab und fragte den Wirt, ob er hier einen Raum zum Übernachten bekommen könne. Dies wurde ihm bejaht, und er bekam ein Zimmerchen angewiesen, welches das beste des Hauses sein sollte, aber schon mehr einem Ziegenstall oder Taubenschlag glich.
    Er aß da einige Bissen und machte sich dann auf, nach dem Kloster rekognoszieren zu gehen. Er löschte also sein Talglicht aus und öffnete die Tür. Sie trafen einen Menschen, der soeben im Dunkeln draußen vorüber wollte.
    „Himmeldonnerwetter!“ rief es draußen.
    „Kann nicht dafür“, antwortete er. „Nehmt Euch in acht!“
    „Was? Ich in acht? Alle Teufel! Da hast du es!“
    Bei diesen Worten erhielt Gerard eine Ohrfeige, daß er meinte, das Feuer springe ihm aus den Augen.
    „Hölle und Tod!“ rief er. „Mensch, das wagst du?“
    Er packte den anderen mit der Linken und gab ihm mit der Rechten eine Ohrfeige, welche wenigstens ebenso kräftig war wie diejenige, welche er erhalten hatte.
    „Was? Mir eine Schelle?“ rief der andere. „Da!“
    Zugleich erhielt Gerard eine zweite Ohrfeige.
    „Und da!“ rief auch er.
    Sein Gegner erhielt ebenso die zweite. Sie hielten sich fest gepackt. Keiner vermochte den anderen niederzuringen oder sich von ihm loszumachen; aber keiner vermochte auch, des Dunkels wegen, sich des rechten Armes seines Gegners zu bemächtigen. Und da sie beide zu stolz waren, um nach Hilfe zu rufen, so hörte man nur die Ausrufe: „Da. Hier! So! Noch eine! Da ist sie!“ und dabei klatschte es herüber und hinüber, daß es eine Art hatte. Das mochte aufgefallen sein, denn es öffnete sich in der Nähe eine Tür, und es trat ein junger, wie es schien, vornehmer Mann heraus, welcher in ein reiches mexikanisches Kostüm gekleidet war und ein Licht in der Hand hielt.
    „Was geht hier vor?“ fragte er erstaunt, als er die beiden Männer erblickte, welche sich mit den linken Fäusten gepackt hielten und mit ihren Rechten in diesem Augenblick zu gleicher Zeit zur Ohrfeige ausholten.
    „O“, antwortete der andere, „ich will diesem Kerl nur noch seine neunte Maulschelle geben!“
    „Und ich diesem Menschen seine zwölfte!“ antwortete Gerard.
    „Warum denn Geierschnabel?“ fragte der junge Mann erstaunt.
    Sein

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