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48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

Titel: 48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Sternau, jetzt bitte ich Sie, mir doch zu sagen, wie und wohin Sie verschwinden konnten.“
    Sternau erzählte in kurzen, aber hinlänglichen Worten seine Erlebnisse. Natürlich begann er von dem Augenblick seiner Trennung von Juarez an. Das Gesicht dieses letzteren nahm einen immer gespannteren Ausdruck an. Sternau schwieg, als er den hoffnungslosen, verzweiflungsvollen Zustand der Gefangenschaft geschildert hatte. Da holte der Zapoteke tief Atem.
    „Ich kann an keinem Ihrer Worte zweifeln“, sagte er, „aber dennoch muß ich fragen, ob so etwas auf der Erde, in Mexiko, möglich sei. Dieser Pater Hilario, ist mir nicht unbekannt. Señorita Emilia hat ihn mir gegenüber entlarvt, wofür ich ihr großen Dank schuldig bin. Aber, daß er solcher Taten fähig sei, das konnte ich nicht glauben. Welchen Zweck aber hat er gehabt, sich Ihrer zu bemächtigen und Sie alle einzusperren? Und wie sind Sie dann doch noch entkommen?“
    „Diese Fragen kann hier mein junger Freund am besten beantworten“, meinte Sternau, auf Kurt deutend.
    „Erzählen Sie!“ bat Juarez diesen.
    Kurt gehorchte dieser Aufforderung. Er begann bei seiner Begegnung mit Geierschnabel in Schloß Rodriganda bei Rheinswalden und erzählte alles, was bis auf den gegenwärtigen Augenblick geschehen war. Das Erstaunen des Präsidenten wuchs von Sekunde zu Sekunde; er wich ganz unwillkürlich Schritt um Schritt zurück. Er hatte ganz das Aussehen, als ob er sprachlos geworden sei. Dann aber begann sein starres Gesicht sich zu beleben. Hundert Regungen zuckten blitzschnell über dasselbe hin, aber keine einzige konnte festgehalten werden, um sich definieren zu lassen.
    „Was Sie mir da sagen, Señor, ist mir von derselben Wichtigkeit“, meinte er endlich. Seine Stimme klang dabei tief grollend und drohend wie diejenige eines Löwen, welcher sich zum Sprung vorbereitet. „Also es gibt hier eine Vereinigung, welche mich stürzen will, indem sie mich zwingt, der Mörder des Erzherzogs von Österreich zu werden?“
    „Es scheint ganz so“, antwortete Kurt.
    „Und dieser geheimnisvolle, dicke, kleine Mann gehört ihr an?“
    „Ganz sicher.“
    „Seinen Namen hörten Sie nicht?“
    „Nein. Er kam mir wie ein verkappter Priester vor.“
    „Sei er, wer und was er wolle, ich werde ihn zu packen wissen. Und dieser Pater Hilario ist also das Werkzeug dieser Verbindung?“
    „Ohne allen Zweifel.“
    „Jetzt bei Max in Querétaro?“
    „Ja.“
    „Dann ist es auch um Señorita Emilia geschehen, deren Feind der Pater geworden ist. Doch das wird sich wohl arrangieren lassen. Sie glauben nicht, Señor, welch einen Dienst Sie mir mit diesen Enthüllungen erweisen. Ein Meisterstück von ihnen aber war es, daß sie den Putsch auf Kloster Santa Jaga vereitelten. Aber ich bin so überwältigt von dem, was ich höre, daß ich ganz vergesse, höflich gegen Sie zu sein. Nehmen wir doch Platz.“
    Die drei Männer hatten allerdings, hingerissen von ihrem Gegenstand, bisher nur im Stehen gesprochen. Jetzt zog Juarez Stühle herbei. Um bequem zu sitzen, legte Sternau die Serape ab, und Kurt tat dasselbe.
    Sofort ruhten die Augen der beiden anderen erstaunt auf seiner Brust.
    „Wie? Alle Wetter, Kurt“, rief Sternau. „Diese Orden gehören dir?“
    „Würde ich sie sonst tragen?“ antwortete Kurt lächelnd.
    „Aber wie kommst du dazu, ein halber Knabe noch!“
    „Man hat mich vielleicht trotzdem für einen Mann gehalten.“
    „So hast du Außerordentliches erlebt. Mensch, daß du darüber geschwiegen hast, das beweist zur Evidenz, daß du ein braver, tüchtiger Junge geworden bist.“
    „Auch ich muß sagen“, fiel Juarez ein, „daß ich auf einer so jungen Brust noch nicht solche Auszeichnungen erblickte. Das Schicksal scheint Ihnen wohlzuwollen. Verscherzen Sie sich die Gunst desselben nicht. Da sie zur Garde gehören, stehen Sie wohl in Berlin?“
    „Ja, Señor“, antwortete Kurt unter einer Verbeugung.
    „So haben Sie das Glück, großen Männern zu begegnen, wenn auch einstweilen nur von weitem. Ihr Moltke ist ein großer Kriegsmann. Suchen Sie, mit der Zeit seiner Umgebung näher zu treten. Und Ihr Bismarck ist ein Staatsmann von genialem Scharfblick und eiserner Energie. Er wird einst dem Erdkreis Gesetze vorschreiben. Haben Sie seinen Vertreter in Mexiko besucht?“
    „Baron Magnus? Ja. Er gab mir Gelegenheit, Sie um die Überreichung dieser Zeilen zu bitten.“
    Er zog ein Portefeuille hervor und überreichte Juarez ein kleines Kuvert, welches

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