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48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

Titel: 48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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in den Ort. Als er hörte, daß Sternau nebst seinen Genossen zu Juarez gehe, schrieb er einen Bericht an General Eskobedo nieder, welcher in Zacatecas kommandierte, und bat Sternau, dieses Schriftstück dem General zu überreichen.
    Jetzt nun ging es ans Einpacken. Die im unterirdischen Gemach vorgefundenen Schriftstücke und Kostbarkeiten wurden sorgfältig verpackt. Überhaupt wurde alles, was für Juarez von Interesse sein konnte, mitgenommen.

FÜNFTES KAPITEL
    Rivalen um die Macht
    Am Nachmittag ritt man ab, nachdem von den anderen Abschied genommen worden war, und am übernächsten Tag vormittags langte die Truppe glücklich in Zacatecas an.
    Dort gab es ein mehr als reges, ein beinahe fieberhaftes Leben, da General Eskobedo hier kommandierte und zugleich Juarez seinen Sitz da hatte.
    Der erste Weg Sternaus war natürlich zu diesem letzteren.
    Der Präsident war außerordentlich beschäftigt, aber als er hörte, wer es sei, der ihn sprechen wolle, ließ er Sternau augenblicklich vor.
    Letzterer kam nicht allein, sondern er hatte Kurt mitgebracht.
    Kurt hatte im Kloster und auch unterwegs gar nicht viel Redens von sich gemacht. Er hatte weder von seinen Orden noch von seiner Auszeichnung gesprochen, welche ihm von seinen Vorgesetzten geworden war; aber jetzt, da er diesem großen, berühmten Indianer gegenüberstehen sollte, hatte er sich doch den Spaß gemacht, alle seine Orden und Ehrenzeichen anzulegen. Da er aber nach mexikanischer Weise die Serape (kostbare Decke) um die Schulter trug, waren dieselben noch nicht zu sehen.
    Sternau seinerseits hatte erkannt, daß der Same, den er in das Gemüt und den Charakter des Knaben gelegt hatte, zur glücklichen Reife gekommen sei. Er kannte zwar nicht die Anerkennungen, welche dem jungen Mann geworden waren, aber er war überzeugt, daß dieser ganz das Zeug zu einem mehr als gewöhnlichen Mann habe, und daher beschloß er, bei dieser Audienz beim Präsidenten Kurt mehr in den Vordergrund treten zu lassen, sich selbst aber nur mit der zweiten Rolle zu begnügen. Er ahnte nicht, daß dies gar nicht notwendig sei und daß Kurt es selbst ganz vortrefflich verstand, sich Geltung zu verschaffen.
    Die untersetzte, breite Gestalt des Zapoteken stand stramm aufgerichtet an dem Tisch, als die beiden eintraten. In seinem sonst so ernsten Auge glänzte ein freudiger Schimmer, als er Sternau erblickte. Er schritt ihm schnell entgegen, gab ihm beide Hände und sagte:
    „Wie? Da sind Sie wirklich, Señor? Ich traute meinen Ohren kaum, als Sie mir gemeldet wurden. So ist es also nicht wahr, was man mir erzählte, daß Ihnen ein neues großes Unglück zugestoßen sei?“
    „Wohl ist es wahr, Señor“, antwortete Sternau ernst. „Ich und alle meine Freunde, wir befanden uns in einer geradezu verzweifelten Lage, und nur diesem jungen Mann haben wir es zu verdanken, daß wir gerettet wurden.“
    Juarez richtete sein Auge forschend, aber mild und wohlwollend auf Kurt und sagte dann:
    „Wollen Sie ihn mir nicht vorstellen, Señor Sternau?“
    „Ich wollte bitten, es tun zu dürfen. Oberleutnant Kurt Helmers vom preußischen Regiment der Gardehusaren.“
    Kurt verbeugte sich sehr höflich. Juarez nickte ihm freundlich zu und fragte dann, wie nachsinnend:
    „Kurt Helmers? Habe ich diesen Namen nicht schon einmal gehört?“
    „Gewiß, Señor“, antwortete Kurt. „Ich war so glücklich, zweimal durch Ihre Güte ein reicher Mann zu werden.“
    „Wieso?“ fragte der Präsident, frappiert durch diese Worte.
    „Ich erhielt durch Ihre Vermittlung zweimal einen Beitrag aus der Höhle des Königschatzes.“
    Jetzt besann sich Juarez.
    „Ah, Sie sind aus Rheinswalden?“ fragte er.
    „Ja, Señor.“
    „Der Sohn des Steuermannes Helmers und der Neffe ‚Donnerpfeils‘?“
    „So ist es.“
    „So seien sie mir willkommen. Señor Sternau bereitet mir wirklich eine große Freude, indem er mir Gelegenheit gibt, Sie kennenzulernen. Wie es scheint, haben Ihnen diese Schmucksachen doch einen Nutzen gebracht?“
    Er hatte Kurt die Hand gereicht. Er wußte, daß der Steuermann ursprünglich arm sei, und darum war es verzeihlich von ihm, zu denken, daß der Erlös aus jenen Kostbarkeiten Kurt die zu seiner Ausbildung nötigen Mittel an die Hand gegeben habe.
    „Sie haben mich in eine freudige Überraschung versetzt“, antwortete Kurt, „und werden nie aus meinen Händen oder denen meiner Familie kommen.“
    „Ah, so besitzen Sie noch alles. Das freut mich desto mehr. Aber, lieber Señor

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