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48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

Titel: 48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ahnten nichts und waren entwaffnet, ehe sie Widerstand zu leisten vermochten.“
    „Das ist gut. Hurra, das ist gut! Hört ihr es, ihr anderen?“
    Diese kamen herbei und jubelten mit, als sie die freudige Botschaft hörten. Einer sagte:
    „Was tun denn nun die Kerls da oben?“
    „O, die vertreiben sich die Zeit. Sie sitzen im Saal und schmausen oder sind im Keller bei den großen Stückfässern.“
    „Diese Lumpen! Und was haben wir?“
    „Ihr sollt hier bei den Pferden bleiben.“
    „Wer sagte das? Etwa der Oberst?“
    „Nein, der sitzt beim Arzt und säuft. Ein anderer sagte es.“
    „Was andere sagen, geht uns nichts an. Wenn andere essen und trinken, so wollen wir es auch. Ist der Klosterhof groß?“
    „Ja.“
    „Faßt er diese Anzahl von Pferden?“
    „Hm, noch viel mehr.“
    „So reiten wir hinauf.“
    „Das geht ja nicht.“
    „Warum denn nicht?“
    „Die Pferde werden euch nicht nachlaufen.“
    „Kerl, was verstehst du als Neffe eines alten Pfaffen von den Pferden! Diese Tiere werden uns ganz prächtig folgen. Kannst du reiten?“
    „Ein wenig.“
    „So steig auf das erste beste Pferd und zeige uns den Weg.“
    „Gut. Aber ich wasche meine Hände in Unschuld, wenn Ihr da droben nicht so aufgenommen werdet, als wie ihr es denkt.“
    „Rede nicht, sondern gehorche.“
    „Meinetwegen.“
    Er stieg auf und ritt voran. Die Pferde folgten wirklich. In der Wildnis folgt jedes Tier dem Leithengst, und diese Pferde waren ja fast noch halb wild.
    Droben angekommen, gab Kurt das Zeichen. Das Tor wurde geöffnet und sie ritten in den Hof, wo nur eine einzige Laterne brannte. Das Tor aber schloß sich hinter ihnen. Als die Leute den Hof so dunkel und menschenleer sahen, fragte einer:
    „Nun, wo sind denn die Kameraden?“
    „Kommt nur hinter, in den zweiten Hof“, antwortete Kurt, „da könnt Ihr euch eine Güte tun.“
    Sie stiegen ab und folgten ihm. Allerdings war dieser andere Hof besser erleuchtet, aber kaum eingetreten, wurden sie umringt und entwaffnet, ohne daß es nur einer von ihnen zustande gebracht hätte, das Messer zu ziehen oder eine Pistole abzudrücken.
    Jetzt konnte man sagen, daß der Handstreich vollständig gelungen sei. Helmers war stolz auf seinen Sohn, er sah ja, was für ein tüchtiger Kerl er geworden war.
    Nachdem auch diese Gefangenen in Sicherheit gebracht worden waren, wurde der Alcalde geweckt und geholt. Er mußte ein Protokoll über alles, was geschehen war, anfertigen und gab gern seine Erlaubnis dazu, daß die beiden Cortejos, Josefa und Landola so lange in ihrem Klosterkerker bleiben sollten, bis Juarez eine andere Bestimmung getroffen habe.
    Sodann wurde beraten, was nun geschehen solle.
    Es war klar, daß der erste gerichtliche Akt in Angelegenheit der Familie Rodriganda hier in Mexiko spielen müsse. Das aber konnte nicht eher geschehen, als bis geordnete Verhältnisse eingetreten seien. Die Franzosen waren fort, und der Kaiserthron wankte bereits so sehr, daß er jeden Augenblick einstürzen konnte. Dann erst war auf die kräftige Hilfe Juarez zu rechnen.
    Darum wurde nach längerer Besprechung beschlossen, daß Kurt, Sternau, Geierschnabel, Gerard, ‚Büffelstirn‘ und ‚Bärenherz‘ sich zu Juarez begeben sollten; auch der ‚Kleine André‘ setzte es durch, mitgehen zu dürfen. Die anderen aber sollten zurückbleiben, um dafür zu sorgen, daß keiner der vier so wichtigen Gefangenen entkomme. Peters blieb auch zurück. Die beiden Vaqueros wurden aus der Venta geholt, und als sie alles erfahren und gesehen hatten, ritten sie nach der Hacienda zurück, um dort die frohe Botschaft auszurichten, daß alle, alle gerettet seien.
    Mariano sehnte sich zwar, auch mit zu Juarez zu gehen, da Lindsay und Amy sich bei demselben befanden, aber die Rücksicht auf die angegriffene Gesundheit Don Ferdinandos, seines Oheims, nötigte ihn, bei demselben zu bleiben. Der Vormittag war noch nicht vergangen, so kam Geierschnabel den Klosterweg herangaloppiert und meldete, daß der Major in eigener Person mit zweihundert Lanzenreitern aufgebrochen sei und ihm auf dem Fuß folge.
    Als einige Minuten später diese Truppe anlangte, erinnerte Sternau sich allerdings, diesen Offizier am Rio Grande del Norte bei Juarez bereits gesehen zu haben. Dieser war nicht wenig erstaunt, als er hörte, was geschehen sei und auf welche Weise man sich der Feinde bemächtigt hatte.
    Er bestimmte, daß die Gefangenen bis auf weiteres hier verbleiben sollten, und legte hundert Mann Garnison

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