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48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

Titel: 48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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zum Munde zu führen. Kurt aber hatte ihn im Auge behalten und den erhobenen Arm am Handgelenk ergriffen. Der Gefangene machte eine verzweifelte Kraftanstrengung, ihm den Arm zu entreißen, was ihm aber nicht gelang. Da bückte er sich schnell mit dem Kopf herab. Ehe einer der Anwesenden herzutreten konnte, wäre es dem Colonel fast gelungen, das, was er in der Hand hielt, in den Mund zu bekommen, aber Kurt, welcher seinen Arm mit der Linken gepackt hielt, stieß ihm die geballte Faust in der Weise unter das Kinn, daß der Kopf emporflog. Ein zweiter Faustschlag gegen die Schläfe des Widerstrebenden warf denselben zu Boden, wobei Kurt noch immer die Hand des jetzt Besinnungslosen festhielt.
    „Donnerwetter“, rief der General. „Was für einen famosen Hieb haben Sie!“
    „Beweis, daß ich einen tüchtigen Lehrmeister hatte“, lächelte Kurt.
    „Sie haben den Mann erschlagen. Er ist tot.“
    „Wohl nicht. Um ihn zu töten, hätte ich ihn ein wenig mehr nach hinten treffen müssen.“
    „Sie scheinen den Schädelbau Ihrer Gegner genau zu studieren, ehe Sie zuschlagen.“
    „Das ist allerdings notwendig.“
    „Warum unterbrachen Sie mich?“
    „Der Mann zog etwas aus der Tasche, was er zum Mund führen und jedenfalls verschlingen wollte.“
    „Ah! Was ist es?“
    „Wir werden sehen.“
    Kurt brach die Hand des Bewußtlosen auf und fand ein fest zusammengeknülltes Papier, welches er glättete und dann dem General überreichte. Dieser las es durch.
    „Ein Befehl des Generals Miramon!“ rief er aus. Die Anwesenden gaben ihr Erstaunen teils still durch ihre Mienen und teils laut durch verschiedene Ausrufe zu erkennen.
    „Daß dieses Billet in die Hände dieses Mannes kommen konnte“, meinte der General, „ist ein Beweis, daß entweder die Stadt noch nicht vollständig eingeschlossen ist, oder daß unsere Posten nicht wachsam sind.“
    Er las den Befehl des Generals Miramon laut vor und sagte dann:
    „Er hat also doch eingesehen, daß dieser Angriff keinen direkten Nutzen haben werde. Unsere Vorposten hätten Alarm gemacht. Aber er redet da von einem indirekten Vorteil. Was mag er meinen?“
    Einer der anwesenden Offiziere antwortete:
    „Das ist, meiner Ansicht nach, sehr leicht einzusehen.“
    „Wieso?“
    „Miramon beabsichtigt heute nach Mitternacht einen Ausfall und will unsere Aufmerksamkeit von demselben ablenken.“
    „Hm. Das ist allerdings wahrscheinlich.“
    „Ich bin anderer Meinung“, bemerkte Kurt.
    „Warum?“ fragte der General.
    „Miramons Ausfälle sind alle siegreich zurückgeschlagen worden. Der letzte wurde am fünften Mai unternommen, wobei ich durch eine einzige Mine das ganze Vorhaben vereitelte. Miramon muß, wenn er nur ein mittelmäßiger Soldat ist, wissen, daß seine ganzen Befestigungen von unseren Minen umgeben sind. Er mag einen Ausfall versuchen, wo er will, so sprenge ich ihn in die Luft. Nein, seine Absicht ist eine andere!“
    „Aber mir ein Rätsel. Wollen Sie sich erklären?“
    „Er will den Kaiser verderben. Max soll denken, daß hinter unserem Rücken seine Anhänger in hinreichender Stärke stehen, um uns anzugreifen und von der Stadt abzuziehen.“
    „Eine Spiegelfechterei also?“
    „Die aber doch ihre Absicht erreichen kann. Halten Sie es für möglich, daß der Kaiser noch heimlich entkommen kann?“
    „Ja.“
    „Es ist dem Boten Miramons gelungen, unbemerkt sich durchzuschleichen. Was diesem nicht unmöglich war, kann auch dem Kaiser recht wohl möglich werden.“
    „Hm. Man wird wirklich wachsamer sein müssen.“
    „Um nun Max von jedem solchen Gedanken abzubringen, spiegelt Miramon ihm die erwähnte Lüge vor.“
    „Was aber kann es ihm nützen, wenn der Kaiser nicht entkommt, sondern gefangen wird?“
    „Vielleicht gibt er sich mit der Hoffnung ab, daß man sich begnügen werde, das Haupt unschädlich zu machen.“
    „Ah! Er gedenkt, dadurch sein Leben zu retten?“
    „Ich habe Grund, dies zu glauben. Ich weiß ganz genau, daß von einer gewissen Seite Anstrengungen gemacht werden, den Kaiser zu täuschen.“
    „Woher wissen Sie das?“
    „Ich habe keine Anweisung, darüber zu sprechen. Ich darf Ihnen nur sagen, daß ich den Präsidenten darüber unterrichtet habe und daß dieser seine Maßregeln danach zu ergreifen weiß. Auch mit General Miramon habe ich über diesen Punkt gesprochen.“
    „Donner! Sie scheinen ja mit diesen Herren auf einem sehr vertrauten Fuß zu stehen.“
    „Vielleicht. Jedenfalls aber ist es notwendig, dem

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