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48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

Titel: 48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sehen, aber er hörte es an dem Geräusch seiner Schritte, daß der Colonel gerade auf den Baum zukam, hinter welchem er sich niedergelegt hatte. Infolgedessen erhob er sich schnell und geräuschlos aus seiner liegenden in eine kauernde Stellung, duckte sich so eng und tief wie möglich zusammen und schmiegte sich fest an den Stamm des Baumes.
    Um nicht anzustoßen, hielt der Oberst die Hände vor. Er fühlte den Stamm und wollte zur Seite vorüber. Dabei aber blieb er an Kurts Fuß hängen und stürzte zu Boden.
    „Verdammt!“ rief er. „Das war gerade, als ob ich an dem Stiefel eines Menschen hängengeblieben wäre. Schnell herbei, ihr beiden!“
    Kurt hatte kaum soviel Zeit, zur Seite zu schnellen und dann, an einigen Bäumen vorüberschleichend, sich hinter einem anderen Stamm zu verbergen, so rasch waren die zwei Männer da.
    Der Oberst hatte sich natürlich wieder erhoben.
    „Habt ihr Zündhölzer?“ fragte er.
    „Ja“, antwortete einer.
    Kurt zog sich rasch noch weiter zurück.
    „Brennt an!“ gebot der Offizier. „Aber nicht eins allein, sondern mehrere zusammen. Das leuchtet besser.“
    Kurt vernahm das Anstreichen der Hölzer und einen Augenblick darauf beleuchtete das Flämmchen die Umgebung des Ortes, auf welchem die drei Personen standen, ziemlich deutlich. Ein Glück war es, daß der Schein nicht zu ihm dringen konnte.
    „Seht ihr etwas?“ fragte der Colonel.
    „Nein“, antworteten die beiden zugleich.
    „Leuchtet nieder an den Boden.“
    Sie gehorchten.
    „Ah!“ meinte er im Ton der Beruhigung. „Hier ist eine Wurzel. Freilich war das, worüber ich stolperte, weicher als eine Wurzel zu sein pflegt, aber sie ist mit Moos bewachsen. Sie ist es gewesen, an der ich hängenblieb.“
    „Jedenfalls, Señor“, bestärkte ihn der eine der beiden Posten in dieser irrigen, für Kurt aber günstigen Ansicht.
    „Man kann nicht vorsichtig genug sein“, meinte er, „besonders in der Lage, in welcher wir uns befinden. Haltet darum eure Ohren offen, Leute!“
    Nach dieser Warnung schritt er weiter, dem Ausgang zu. Es war kein Zweifel, daß Kurt sich in Gefahr befunden hatte, doch schätzte er dieselbe nicht groß. Er wußte, daß man ihn sicher nicht zu ergreifen vermocht hätte. Freilich wäre der Oberst dann zu der Überzeugung gekommen, daß er belauscht worden sei und seine Absicht kaum noch ausführbar werden könne.
    Jetzt war diese Gefahr vorüber. Der Colonel hatte sich jedenfalls vorgenommen, außerhalb des Wäldchens, da, wo ebener Grasboden zu sein schien, rund um das letztere herumzugehen. Bei diesem Gedanken durchzuckte ein Entschluß den jungen Mann. Wie, wenn er diesen Obersten gefangennahm? Es war dies wohl kein leichtes Unternehmen, aber er fühlte sich gewandt genug dazu, dasselbe in Ausführung zu bringen.
    Er folgte in geduckter Stellung dem Offizier. Dieser war wirklich aus dem Wald heraus, auf die offene Grasfläche getreten und patrouillierte nun langsam längs des Waldrandes weiter. Kurt schlich, nachdem er einige Zeit hatte vergehen lassen, um außer Hörweite der beiden Posten zu kommen, hinter ihm her. Er erreichte ihn und schlug ihm von hinten die Finger der beiden Hände fest um den Hals. Der Offizier stieß ein halblautes Stöhnen aus, griff mit den Händen in die Luft, um seinen Angreifer zu fassen, was ihm aber nicht gelang. Ein noch festerer Druck von Kurts Fingern, ein röchelndes, leise endendes Stöhnen und dann sank der Oberst zur Erde.
    „So, den habe ich!“ murmelte Kurt befriedigt.
    Er zog sein Taschentuch hervor und band es um den Mund des augenblicklich Besinnungslosen. Dann schlang er sich den Lasso von den Hüften und wickelte denselben so fest um die Arme und Beine des Gefangenen, daß dieser sich beim Erwachen nicht zu rühren vermochte.
    Nun erst hatte er ihn vollständig in seiner Gewalt. Er warf sich den Mann über die Schulter und eilte zu seinem Pferd zurück, welches zu finden ihm trotz der Dunkelheit glücklicherweise gelang. Er hob ihn empor, stieg auf, nahm ihn quer vor sich über und ritt davon, erst langsam und vorsichtig, dann aber so schnell, als es ihm die Dunkelheit und das Terrain gestattete.
    Anstatt bei der vorher eingehaltenen Richtung zu verharren, die ihn längs der Vorpostenkette der Republikaner hingeführt hatte, hielt er jetzt in gerader Richtung auf dieselbe zu, bis er angerufen wurde und also halten mußte. Nachdem er sich durch Parole, Losung und Feldgeschrei legitimiert hatte, fragte er den befehlenden Offizier, welcher

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