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48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

Titel: 48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Weile wurde er wieder angerufen, und zwar dieses Mal von einer anderen Stimme:
    „Wer ist da draußen?“
    „Parlamentär von General Hernano.“
    „Alle Teufel“, hörte er fluchen. „Wie kommt dieser dazu, uns einen Parlamentär zu senden?“
    „Das werde ich Ihnen sagen, sobald Sie mir erlaubt haben werden, näher zu treten.“
    „Wie viele Personen sind Sie?“
    „Ich bin allein.“
    „Warten Sie.“
    Obgleich er sein Gesicht und Gehör anstrengte, hoben sich nach kaum einer Minute fünf bis sechs Gestalten gerade vor ihm vom Boden empor, ohne daß er ihr Kommen bemerkt hätte. Der eine fragte:
    „Wer sind Sie?“
    „Das werde ich dem Stellvertreter des Colonels sagen.“
    „Ich bin Leutnant!“
    „So bitte ich, mich zu ihm zu führen, Señor Leutnant.“
    „Kommen Sie!“
    Er wurde von mehreren Händen gepackt und fortgezogen, was er sich auch gefallen ließ. Sie waren nicht weit in das Wäldchen eingedrungen, so stießen sie auf eine Gruppe von Männern, vor welcher sie haltenblieben.
    „Hier, Major, ist der Mann!“ meldete der Leutnant.
    Eine schnarrende Stimme antwortete:
    „Haltet ihn fest! Hat er Waffen bei sich?“
    „Ah, das ist uns gar nicht eingefallen, danach haben wir ihn noch nicht gefragt.“
    „Dumme Kerls. Durchsucht ihn!“
    „Ich führe als Parlamentär keine Waffen“, meinte Kurt.
    „Maul halten!“ gebot der Major. „Durchsucht ihn.“
    Dies geschah sehr sorgfältig, und da sie nichts als die Rakete fanden, so meldete der Leutnant:
    „Er ist wirklich unbewaffnet, aber da hatte er ein Ding in der Hand.“
    „Was ist es?“ fragte der Major.
    „Ich weiß es nicht.“
    „Es ist eine Rakete“, antwortete Kurt.
    „Donnerwetter! Eine Rakete? Wozu?“
    „Ich werde Ihnen das erklären, nachdem Sie mich gehört haben.“
    „O nein, mein Gutester! Wir werden die Rakete an uns nehmen, bevor wir Sie gehört haben. So ein Ding ist gefährlich. Bindet ihn.“
    Man nahm ihm die Rakete und schickte sich an, ihn zu fesseln.
    „Ich werde mich binden lassen“, erklärte Kurt, „obgleich es nicht völkerrechtlich ist, einen Parlamentär in Banden zu legen.“
    „Es ist auch nicht gebräuchlich, daß Parlamentärs Raketen bei sich führen“, schnarrte der Major.
    „Das gebe ich zu. Ich habe das Feuerwerk in der besten Absicht mitgebracht, wie Sie später einsehen werden. Schon der Umstand, daß ich mitten in dunkler Nacht mich Ihnen im finsteren Wald überliefere, muß Sie überzeugen, daß ich eine ehrliche Absicht hege.“
    „Das werden wir sehen. Seid ihr fertig?“
    „Ja“, antwortete einer von denen, welche Kurt gefesselt hatten.
    „So können wir beginnen. Also wer sendet Sie?“
    „General Hernano, wie ich dem Señor Leutnant bereits sagte.“
    „Hernano?“ fragte der Major im Ton des Erstaunens. „Wie kommt dieser Mann dazu, Sie hierher zu schicken?“
    „Sehr einfach, weil er wußte, daß Sie sich hier befinden.“
    „Unmöglich! Wie hat er es erfahren?“
    „Es ist heute von General Miramon ein Bote zu Ihnen gekommen, der Ihnen einen Befehl Miramons überbracht hat.“
    „Donnerwetter! Woher haben Sie das erfahren?“
    „Unsere Quelle darf ich nicht verraten. Wir kennen diesen Befehl, ja, ich kann Ihnen eine Abschrift desselben zeigen, und zwar eine ganz genaue.“
    „Dann wäre ja der krasseste Verrat im Spiel.“
    „Darüber kann ich mich nicht äußern.“
    „Sie haben die Abschrift bei sich?“
    „Ja. Sie steckt in meiner rechten Hosentasche. Man hat bei meiner Durchsuchung den kleinen Zettel nicht beachtet.“
    Kurt fühlte, daß man ihm den Zettel aus der Tasche nahm. Er wurde dem Major übergeben.
    „Das Licht her!“ gebot dieser.
    Einen Augenblick später brannte eine kleine Blendlaterne, bei deren Schein der Major die Zeilen las.
    „Das ist Verrat. Das ist der unverzeihlichste Verrat“, rief er dann.
    Ein Mann, welcher neben ihm stand, fragte: „Stimmt es denn, Major?“
    „Ganz genau. Was sagt Ihr dazu, Pater?“
    „Daß es mir völlig unbegreiflich ist, denn ich weiß, daß Miramon allein von diesem Befehl weiß.“
    „Ihr wart bei ihm, als er ihn schrieb?“
    „Ja, und kein Mensch weiter, dann brach ich sofort auf.“
    „Sollte Miramon dann davon gesprochen haben? Oder sollte er selbst – Ah, das ist ja nicht zu denken.“ Und sich wieder an Kurt wendend, fragte er: „Wissen Sie, wie dieser Befehl in die Hände der Ihrigen gefallen ist?“
    „Ja, es ist mir aber natürlich verboten, darüber zu sprechen.“
    Es war eine

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