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48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

Titel: 48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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eigentümliche Szene. Das Lämpchen der kleinen Laterne beleuchtete das Gesicht des ergrimmten Majors. Die anderen Gestalten, auch diejenige des gefesselten Kurt, und die Bäume mit ihren im völligen Dunkel verschwindenden Wipfeln lagen in schwarzgrauem Dunkel.
    „Sie sind umzingelt“, unterbrach Kurt das Schweigen, „entkommen ist unmöglich, also ergeben Sie sich und vermeiden so unnötiges Blutvergießen.“
    „Tod und Teufel!“
    Der Major warf den Zettel, welchen ihm der Pater wiedergegeben hatte, zu Boden und stampfte mit den Füßen darauf. Auch die anderen Offiziere, welche bei ihm standen, und diejenigen der sich herandrängenden Mannschaft, welche Kurts letzte Worte vernommen hatten, wurden von demselben Zorn ergriffen. Ein tiefes, grollendes Murmeln durchlief das Lager.
    „Ruhe!“ zischte der Major. „Man muß hier vorsichtig sein.“ Und sich an Kurt wendend, fragte er, während alle anderen in größter Spannung lauschten: „Wer umzingelt uns?“
    „Eine Abteilung des Generals Hernano.“
    „Wie stark ist sie?“
    „Señor“, antwortete Kurt, „ich bin Offizier, aber kein Wahnsinniger.“
    „Ah. Sie haben Recht! Verzeihen Sie!“
    „Ich habe Ihnen zu sagen, daß Hernano, sobald er sich orientiert hatte, eine Abteilung aussandte, welche stark genug ist, die fünffache Zahl der Ihrigen zu bewältigen. Wir sind von allem genug unterrichtet, Sie haben nicht mehr und nicht weniger als 400 Mann.“
    „Teufel! Abermals Verrat!“
    „Sie werden zugeben, daß, wenn man Ihre Zahl kennt, man auch geschickt ist, gegen Sie eine Truppe zu detachieren, gegen welche Sie nichts machen können. Wir halten den Wald so umzingelt, daß kein einziger Mann entkommen kann. Ich ersuche Sie in Ihrem eigenen Interesse, nicht in den Fehler zu verfallen, welchen Ihr Colonel begangen hat.“
    „Der Colonel? Ah! Der ist noch nicht wieder da.“
    „Das glaube ich gern, denn er fiel in unsere Hände.“
    „Maria und Josef! Er ist Ihr Gefangener? Ah! Jetzt nun weiß ich auch, wie Sie unsere Stärke erfahren haben, denn nur der Colonel konnte Sie unterrichten. Nicht?“
    „Ich bin auch hier nicht beauftragt, Auskunft zu erteilen.“
    „Aber es ist jedenfalls so. Wir sind von mehreren Seiten verraten. Wissen Sie, Señor, daß dies sehr, sehr schlimm für Sie ist, denn Sie werden diesen Ort nicht lebend verlassen!“
    „Hm! So bin ich tot!“
    „Das nehmen Sie so ruhig hin?“
    „Was soll ich sonst tun? Ich befinde mich ja in Ihrer Gewalt!“
    „Sie scheinen den Tod nicht zu fürchten?“
    „Nein, besonders dann nicht, wenn er unverschuldet ist und gerächt wird. Meine Leute haben den Befehl, sie alle bis auf den letzten Mann niederzumachen, falls ich binnen einer Stunde nicht wieder bei ihnen bin.“
    „Das wird ihnen schwer werden. Wir verteidigen uns!“
    „Das ändert Ihr Schicksal nicht. Wir sind stark genug. Übrigens kam ich in der Überzeugung zu Ihnen, mit dem Anführer einer achtbaren regulären Truppe, nicht aber mit einem Bandenhäuptling zu verhandeln.“
    „Sehen Sie da einen Unterschied, dann bitte ich um eine Erklärung.“
    „Diese ist sehr einfach. Wie Sie mich behandeln, so werden auch Sie behandelt. Töten Sie mich, so schießt man Sie als Mörder zusammen. Beachten Sie aber gegen mich das Völkerrecht, so ist Ihr Schicksal höchstens Kriegsgefangene zu sein, welche man nach Abschluß des Friedens frei gibt.“
    „Sie fordern uns also auf, uns zu ergeben?“
    „Ja. Jeder Widerstand würde unnütz sein, ich gebe Ihnen mein Ehrenwort, daß ich die Wahrheit sage.“
    „Im Falle, daß wir uns ergeben, sind wir nur kriegsgefangen?“
    „Ja.“
    „Man läßt uns also unser Eigentum?“
    „Das versteht sich. Sie werden allerdings entwaffnet, aber Juarez ist kein Tiger, welcher Kriegsgefangene für Mörder erklärt und töten läßt.“
    „Wie aber wollen Sie uns beweisen, daß alles, was Sie gesagt haben, die Wahrheit ist, also daß wir von einer Macht umzingelt sind, gegen welche ein Widerstand nutzlos sein würde?“
    „Dazu sollte eben die Rakete dienen.“
    „Wieso?“
    „Sobald ich sie steigen lasse, werden meine Leute den ganzen Kreis erleuchten, den sie um den Wald bilden. Das wird genügen, um Sie sehen zu lassen, daß ich wahr gesprochen habe.“
    War es der Grimm, daß er verraten worden war, oder war der Major so einsichtsvoll, oder so feig, kurz, er schien für einen Widerstand nicht sehr eingenommen zu sein. Er besann sich ein Weilchen und sagte dann: „Gut, ich werde mich

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