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48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

Titel: 48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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besorgniserregenden Zustand, sondern um einen ungewöhnlich festen Schlaf handle, wie er bei solchen Patienten nicht sehr selten zu beobachten sei. Da er sich bereit erklärte, bei dem Schläfer bis zu dessen Erwachen zu bleiben, so kehrte nach dieser Unterbrechung die gute Stimmung bald zurück.
    Um die vom Herzog angegebene Zeit erstrahlten alle Gesellschaftsräume im Lichterglanz. Alle fanden sich ein, alle trugen Masken, nur die Herzogin, Sternaus Mutter, nicht, da sie die Gäste empfangen wollte.
    Die mexikanische Nationaltracht kleidete die Herren und besonders die Damen außerordentlich gut. Gräfin Rosa glich einer Königin des Sonnenreiches von Anáhuac, wurde aber doch noch überstrahlt von dem Liebreiz Röschens, die in dieser Verkleidung sich zum Bezaubern geltend machte.
    Der kleine Alimpo stolzierte an der Seite seiner Elvira einher. Er als Indianerhäuptling und sie als Indianerin waren trotz dieser Umwandlung zu erkennen. Auch der alte Hauptmann war eingetroffen mit seiner riesigen Nase, in deren Schatten Ludewig als Präriejäger sich bewegte.
    Da hörte man Karossen rollen, und einige Augenblicke später drangen zahlreiche Gestalten in den Saal, männliche und weibliche, große und kleine, glänzende und bescheidene. Es erfolgte zunächst ein wirres Durcheinander, ein Suchen, Prüfen, Finden, Zweifeln und wieder Verlieren, bis endlich einige Ordnung in die Bewegung zu kommen schien.
    Kein einziges Gesicht war zu erkennen, alle waren durch Larven unkenntlich gemacht. Sogar Sternaus Mutter hatte die ihrige wieder vorgenommen, als sie erkannt hatte, daß es bei dem schnellen Eintritt der Gäste unmöglich sei, dieselben nach den gegebenen Regeln zu empfangen.
    Von den Masken, welche Paare bildeten, hatten zwei sich sofort und zu allererst zusammengefunden; der Oberförster hatte unweit des Einganges gestanden, als die Gäste kamen; da war einer derselben auf ihn zugesprungen und hatte ihm unter einem Schlag auf die Achsel zugerufen:
    „Spitzbub! Wilddieb! Wollen wir Kompanie machen?“
    Der Sprecher trug genau dieselbe Kleidung wie der Alte und hatte eine ebenso lange Nase.
    „Halte den Mund, Kerl!“ schimpfte der Hauptmann. „Es ist ja nur Verkleidung!“
    „Das wollen wir untersuchen. Komm, Bursche!“
    Er faßte den Alten an und riß ihn mit sich fort. Als dieses Paar ein entferntes Zimmer erreicht hatte, wo sie unbelauscht waren, meinte die andere Maske: „Sie sind der Hauptmann von Rodenstein?“
    „Ja, aber ich darf es nicht verraten, solange ich diese verteufelte Maske trage. Wer sind Sie denn?“
    „Raten Sie!“
    „Unsinn, raten! Nehmen Sie diese Nase herunter, damit ich mir Ihre Visage betrachten kann.“
    „Das geht nicht, mein Lieber. Diese Nase ist leider angewachsen.“
    „Donnerwetter! Das macht mir niemand weis. Eine solche Gesichtsturbine kann es in Wirklichkeit gar nicht geben.“
    „Überzeugen Sie sich.“
    Der Sprecher zog ein Tuch aus der Tasche und wischte sich mit demselben die roten und schwarzen Farben aus dem Gesicht. Der Alte starrte ihn wie abwesend an und rief dann:
    „Alle guten Geister loben – Das ist ja –“
    „Nun, wer denn?“
    „Storch – ja, Storchschnabel!“
    „Falsch.“
    „Kreuzschnabel.“
    „Falsch.“
    „Grünschnabel.“
    „Noch falscher.“
    „Löffelgans.“
    „Herrjeh, sind Sie denn verrückt? Ist das Wort Geierschnabel denn so schwer zu merken?“
    „Geierschnabel! Ah, ja, Geierschnabel! Aber, Kerl, auf welche Weise bringt denn der Geier seinen Schnabel wieder hierher?“
    „Das werden Sie sehr bald erfahren. Aber, sagen Sie einmal, ob Sie wissen, in welchem Zimmer sich Graf Emanuel befindet.“
    „Natürlich weiß ich es.“
    „Zeigen Sie mir die Tür.“
    „Warum, Sie Teufelsschnabel?“
    „Fragen Sie nicht, sondern halten Sie den Hauptmannsschnabel!“
    Dabei faßte er ihn an und zog ihn aus dem Zimmer.
    Alimpo und Elvira waren zwei Indianern nebst einer Indianerin in die Hände geraten, die dem Ehepaar nicht wenig zu schaffen machten. Auf Frau Helmers war ein Schiffer zugeeilt, hatte ihren Arm in seinen genommen und sie mit sich fortgeführt. Sie traten in ein kleines Zimmer, der Riegel desselben wurde verschlossen und dann ließ sich ein Jubelschrei im Innern vernehmen. Kurts Vater hatte sich seiner Frau zu erkennen gegeben.
    Ein kleiner Kerl, als Präriejäger gekleidet, trat auf Ludewig zu und faßte diesen beim Arm.
    „Glück gehabt auf der Jagd, Kamerad?“ fragte er.
    „Das ist Neugier!“ meinte Ludewig.

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