Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

Titel: 48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
Sonne stand hoch, und die Wärme ihrer Strahlen machte, daß keine Besucher sich an dem einsamen Ort befanden. Die beiden Männer traten ein und konnten ihre Beobachtungen ganz ungestört vornehmen.
    Zunächst suchten sie das Erbbegräbnis der Rodriganda, welches sie auch unschwer fanden. Es war mit einem eisernen Tor verschlossen.
    „Werden wir es öffnen können?“ fragte Landola.
    „Wir müssen uns Werkzeug verschaffen“, meinte Cortejo.
    „Aber woher?“
    „Das lassen Sie meine Sorge sein.“
    „Von einem Schlosser etwa? Er darf keinen Dietrich hergeben.“
    „Sie vergessen, daß wir uns in Mexiko befinden. Mit Geld will ich da noch ganz andere Dinge fertig bringen.“
    Nun schritten sie zwischen den Gräbern dahin, um die Inschriften zu lesen. An der Mauer zogen sich kleine Gebäude dahin, eins an dem anderen liegend.
    „Auch das müssen Erbbegräbnisse sein“, meinte Landola.
    „Natürlich“, antwortete Cortejo.
    „Donnerwetter! Da kommt mir ein Gedanke!“
    „Ah, Sie haben einmal einen Gedanken?“ fragte Cortejo unter einem sarkastischen Lachen.
    „Lachen Sie nur! Dieser Gedanke ist doch gut!“
    „So lassen Sie ihn doch hören!“
    „Wie nun, wenn wir weder Hacke noch Schaufel brauchten?“
    „Das wäre allerdings vorteilhaft.“
    „Wenn es gar nicht nötig wäre, ein Grab zu öffnen?“
    „Wieso?“
    „Welch eine Ersparnis an Zeit und Mühe. Sehen Sie diese große Reihe von Erbbegräbnissen?“
    „Ah, ich errate, was Sie meinen. Der Gedanke ist allerdings gut.“
    „Es muß sich bei einer solchen Anzahl von Grüften doch jedenfalls eine Leiche finden, welche das erforderliche Alter hat.“
    „Man sollte es wenigstens meinen.“
    „Lassen Sie uns sehen. Diese unheimlichen Schlafzimmer sind meist nur mit Gittertüren verschlossen, durch welche man blicken kann. Vielleicht erblicken wir eine Inschrift, welche uns als Wegweiser dienen kann.“
    Sie schritten nun an den Begräbnissen hin, um nach Inschriften zu suchen. Nach einiger Zeit blieb Cortejo vor einer der Gittertüren stehen und sagte:
    „Lesen Sie, Señor Secretario.“
    „Wo?“
    „Da drin an der hinteren Wand.“
    Landola trat herzu, blickte durch das Gitter und sah verschiedene Steine mit Inschriften, deren Zahl bewies, daß die Gruft ziemlich gefüllt sein müsse.
    „Sie meinen die oberste Inschrift?“ fragte er.
    „Ja.“
    „Hm. Der Tote ist Bankier gewesen, wie es hier steht.“
    „Das ist nicht die Hauptsache.“
    „Sechsundfünfzig Jahre alt.“
    „Das paßt.“
    „Vor achtzehn Jahren gestorben.“
    „Das paßt ebenso gut, vielleicht noch besser. Was meinen Sie?“
    „Hm. Sie haben Recht. Wie aber den richtigen Sarg finden?“
    „Vergleichen Sie die anderen Inschriften.“
    „In welcher Beziehung?“
    „Die Todestage.“
    Landola folgte der Aufforderung und meinte dann:
    „Ich verstehe Sie. Dieser Bankier ist die letzte Leiche, welche hier beigesetzt wurde.“
    „Was folgt daraus?“
    „Daß sein Sarg wohl am besten erhalten ist.“
    „Und daß dieser Sarg sehr leicht zu finden sein wird. Die Hauptfrage aber muß ich doch vorher an Sie stellen.“
    „Fragen Sie.“
    „Werden Sie da unten Ihre Kaltblütigkeit bewahren?“
    „Donnerwetter! Meinen Sie etwa, daß ich mich fürchte?“
    „Hm. Es ist ein Unterschied, einem Lebenden mit der Waffe in der Faust entgegenzutreten oder des Nachts in ein Begräbnis hinabzusteigen.“
    „Pah!“
    „Einen Sarg zu öffnen!“
    „Abermals Pah!“
    „Einer halb oder ganz verfaulten Leiche in das Gesicht zu sehen!“
    „Kleinigkeit.“
    „Und nun gar diese Leiche anzurühren, um sie zu entkleiden und ihr ein anderes Gewand anzulegen.“
    „Hole Sie der Teufel! Mir ist es sehr egal, wem ich den Rock aus- und anziehe, einem Lebenden oder einem Toten. Sehen Sie zu, daß Sie nicht vor Angst davonlaufen!“
    „Meiner bin ich vollständig sicher. Aber Ihr Bruder?“
    „Der bekommt die Leiche gar nicht zu sehen. Er steht am Tor Wache und darf gar nicht wissen, was wir mit dem Toten machen.“
    „Er muß aber doch erfahren, was wir hier wollen.“
    „Nur so viel, als unumgänglich notwendig ist.“
    „So haben wir also gefunden, was wir suchten. Kommen Sie nun, um uns noch nach einer Leiter umzusehen.“
    Sie fanden das Gesuchte in einem Winkel des Kirchhofes, wo der Totengräber seine Werkzeuge aufzubewahren pflegte. Nun war der Zweck ihres Kirchhofbesuches erfüllt, und sie begaben sich nach der Stadt zurück, wo sie einen Kleiderhändler aufsuchten, bei dem

Weitere Kostenlose Bücher