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48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

Titel: 48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sie alles fanden, was sie wünschten.
    Als sie ihren Gasthof erreichten, war es Zeit, das Mittagsmahl einzunehmen. Sie zogen vor, auf ihrem Zimmer zu essen, anstatt dies in der öffentlichen Gaststube zu tun. Es wurde auch für Grandeprise ein Kuvert bestellt, welcher gerufen wurde.
    Die feinen Speisen schienen ihm nicht recht zu munden. Es war ihm überhaupt anzusehen, daß er sich nicht in der rosigsten Laune befand. Als Landola ihm darüber eine Bemerkung machte, antwortete er mürrisch:
    „Der Teufel mag gute Laune haben, aber ich nicht, Master!“
    „Warum nicht?“
    „Was soll ich in Mexiko, diesem langweiligen Nest? Schlafen etwa? Ich habe anderes und besseres zu tun.“
    „Ah! Sie haben Langeweile?“
    „Ja.“
    „Gehen Sie aus! Sehen Sie sich die Stadt an!“
    „Ich kenne sie genügsam. Ich muß nach Santa Jaga.“
    „Wir reisen ja mit.“
    „Aber wann!“
    „Sobald wir unsere Angelegenheiten geordnet haben.“
    „Wann wird das sein?“
    „Hm! Das ist unbestimmt. Eigentlich haben wir nur eine Kleinigkeit vor, wir könnten bereits morgen fort. Aber es ist eine Schwierigkeit dabei, welche die Abreise verzögert.“
    „Eine Schwierigkeit? Das ist unangenehm. Aber eine Schwierigkeit läßt sich doch überwinden. Vielleicht auch diese.“
    „Wir hoffen es. Wir werden schon den Mann finden, dem wir uns anvertrauen können.“
    Er blickte schnell auf, sah ihn forschend an und fragte dann:
    „Den richtigen Mann? Dem Sie Vertrauen schenken können? Donnerwetter, zu mir hat man also kein Vertrauen.“
    „Hm!“ brummte Landola bedenklich. „Ja und nein.“
    „Warum nein?“
    „Das läßt sich nicht sagen.“
    „Es handelt sich also um ein Geheimnis?“
    „Ja.“
    „Um eine Geschäftssache?“
    „Nein.“
    „Um eine Sache, in der ich Ihnen nicht helfen könnte?“
    Landola schüttelte langsam den Kopf und antwortete:
    „Sie zwingen mich förmlich zu einer Erklärung. Ich will sie Ihnen geben. Es handelt sich um eine Sache, in welcher Sie uns allerdings sehr gut helfen könnten und die wir in diesem Fall so schnell beenden würden, daß es uns möglich wäre, bereits morgen früh nach Santa Jaga aufzubrechen; aber – aber –“
    „Was aber?“
    „Hm! Wir dürfen uns Ihnen nicht anvertrauen.“
    Grandeprise brannte vor Begierde, seinen Bruder zu sehen. Er hoffte, ihn im Kloster della Barbara zu finden, und konnte die Stunde, in welcher das geschehen sollte, kaum erwarten. Darum war ihm ein längerer Aufenthalt in Mexiko zuwider, und daher meinte er jetzt, indem er die Brauen finster zusammenzog:
    „Ich fordere Sie auf, mir den Grund zu sagen, warum Sie kein Vertrauen haben können.“
    „Das ist mir kaum möglich!“
    „Warum?“
    „Weil es uns unendlichen Schaden machen kann. Wir müssen gewärtig sein, Sie hindern uns, unser Unternehmen auszuführen.“
    „Der Teufel wird Sie hindern, ich aber nicht!“
    „O doch, denn Sie sind ja ein Freund dessen, – ah, da bin ich doch bereits zu weit gegangen.“
    Das erhöhte die Begierde des Jägers noch mehr.
    „Wessen Freund bin ich? Heraus damit!“
    „Nun, der Freund dessen, gegen den unser Unternehmen gerichtet ist.“
    „Ich? Da täuschen Sie sich gewaltig!“
    „Inwiefern?“
    „Es gibt in der ganzen Hauptstadt keinen Menschen, dessen Freund ich mich nennen kann.“
    „Aber anderwärts.“
    „Wo?“
    „Hm! In Santa Jaga.“
    „Dort? Wen meinen Sie?“
    „Zunächst Señor Pablo Cortejo.“
    „Cortejo? Sie nennen mich dessen Freund?“
    „Ja. Sie haben ihn am Rio Grande del Norte gerettet.“
    „Das ist wahr.“
    „Sie haben ihn gepflegt, sodaß er wieder sehend wurde.“
    „Ich leugne das nicht.“
    „Sie haben seine Tochter aus den Händen ihrer Peiniger erlöst.“
    „Auch das ist wahr.“
    „Sie haben ferner diese beiden begleitet, sodaß sie sicher in Santa Jaga angekommen sind.“
    „Das ist alles geschehen.“
    „Nun, also sind Sie Cortejos Freund!“
    „Das dürfte denn doch etwas zu rasch geschossen sein!“
    „Rasch, aber doch richtig!“
    „Nein. Ich kann einem Menschen Wohltaten erweisen, ohne gerade sein Freund zu sein. Was ich tat, ist aus reinem Pflichtgefühl geschehen.“
    „Das ist schwer zu glauben.“
    „Also Ihr Unternehmen ist gegen Cortejo gerichtet?“
    „Nicht direkt gegen ihn, sondern gegen einen seiner Freunde.“
    „Der Teufel werde klug aus Ihnen! Ich nicht! Erst sagen Sie, daß Sie sich mir nicht anvertrauen können, weil ich der Freund von Cortejo sei, und nun sagen Sie, daß Ihr

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