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48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

Titel: 48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Der Verwalter befand sich diesesmal in seinem Expeditionsboudoir. Kurt gab im Vorzimmer seine Karte ab und wurde von dem Herrn selbst eingeladen, einzutreten.
    „Womit darf ich Ihnen dienen, Herr Oberleutnant?“ fragte der jetzt sehr freundliche Beamte.
    „Ich muß um Verzeihung bitten, daß mich nur der Zweck zu Ihnen führt, mir eine kleine Privaterkundigung zu gestatten.“
    „Ich stehe gern zu Diensten.“
    „Hatten Sie vielleicht heute den Besuch eines Mannes, welcher sich für den Agenten des Grafen Rodriganda ausgab?“
    „Allerdings. Er war bereits am Vormittag da. Hat Ihre Erkundigung einen bestimmten Zweck, Monsieur?“
    „Allerdings. Nur fürchte ich, Ihnen lästig zu werden!“
    „Ich stehe einem jeden, der höflich kommt und mir nicht ganz unsympathisch ist, sehr gern zur Verfügung.“
    „War dies mit dem Mann auch der Fall?“
    „Ganz und gar nicht“, lächelte der Franzose. „Er hat nicht die mindeste Auskunft erhalten.“
    „Er wollte sich über Ihre Administration informieren?“
    „O, er wollte noch mehr. Er wollte diese Administration aus meinen Händen in die seinigen nehmen.“
    „Das dachte ich. Er nannte sich Don Antonio Veridante?“
    „So ist es.“
    „Ist Ihnen die Adresse dieses Mannes bekannt?“
    „Nein.“
    „Es liegt mir sehr viel daran, sie zu erfahren. Dieser Mensch ist nämlich ein außerordentlich gefährliches und raffiniertes Subjekt, welches –“
    „Ah, so kam er mir vor“, unterbrach ihn der Verwalter.
    „Es ist möglich, daß er wiederkommt. In diesem Fall ersuche ich Sie dringend, ihn sofort festnehmen zu lassen und dem preußischen Geschäftsträger, Herrn von Magnus, Kunde davon zu geben. Er wird mich benachrichtigen, da ich für jetzt meine spätere Adresse noch nicht kenne.“
    „Ihn arretieren? Würde ich diesen Schritt verantworten können?“
    „Vollständig! Dieser Veridante ist nämlich Gasparino Cortejo, der Bruder jenes Pablo Cortejo, den Sie wohl kennen werden.“
    „Ah, sehr, sehr gut! Er ist berüchtigt genug.“
    „Und sein sogenannter Sekretär ist ein gewisser Henrico Landola, früher unter dem Namen Grandeprise Kapitän des Piratenschiffes ‚Lion‘.“
    „Ist dieser Sekretär auch hier?“
    „Ja, er ist sein Begleiter.“
    Da fuhr der Franzose erschrocken zurück.
    „Wie, Monsieur“, rief er, „solche Leute halten sich hier auf?“
    „Ja. Sie sind beide geschminkt und verkleidet, und ihre Pässe sind nachgemacht. Ich verfolge Sie von Vera Cruz her.“
    „Das ist mir genug. Sobald ich Cortejo wieder erblicke, lasse ich ihn festnehmen; darauf können Sie sich verlassen.“
    Kurt klärte ihn noch soweit auf, als er es für nötig hielt, und begab sich dann zu Herrn von Magnus, um ihm die ihm anvertrauten geheimen Skripturen zu übergeben. Er wurde mit Auszeichnung aufgenommen und brachte im Lauf der Unterhaltung den Privatzweck seines hiesigen Aufenthaltes zur Sprache. Der Staatsmann hörte ihm aufmerksam zu und sagte dann:
    „Ein ganzer Roman, wahrhaftig ein ganzer Roman. Meiner Hilfe sind Sie sicher, soweit es mir möglich ist. Also Sie wollen zunächst und vor allen Dingen Ihr Augenmerk auf das Begräbnis richten?“
    „Es wird das geratenste sein.“
    „Das meine ich auch. Nur muß ich Ihnen Vorsicht anempfehlen. Sie sehen wohl ein, daß zunächst eine geheime Besichtigung des Sarges vorgenommen werden möchte, natürlich aber im Beisein gewichtiger Zeugen, deren Wort nicht anzufechten ist.“
    „Ich bin ganz Ihrer Meinung, gnädiger Herr.“
    „So bedarf es außer Ihnen und Ihren Begleitern nur noch eines Mannes, dessen Aussagen unanfechtbar sein müßten. Ich gestehe Ihnen offen, daß ich an Ihrer Stelle weder einen französischen noch einen kaiserlichen Beamten wählen würde. Ich möchte da einen eingeborenen Mexikaner vorziehen. Wie wäre es mit dem Alkalden, welcher der Tochter Pablo Cortejos den Befehl überbrachte, die Stadt und das Land zu verlassen?“
    Damit hatte der preußische Geschäftsträger gesagt, daß die Zeit kommen werde, in welcher weder ein Franzose, noch ein Kaiserlicher mehr ein Wort zu sagen habe.
    „Wird dieser Beamte meiner Bitte Folge leisten?“ fragte Kurt.
    „Gewiß. Er ist mein Bekannter. Ich werde Ihnen einige Zeilen für ihn mitgeben, wenn Sie es wünschen, Herr Oberleutnant.“
    „Ich bitte ebenso herzlich wie dringend darum, gnädiger Herr!“
    Eine Viertelstunde später war Kurt mit diesen Zeilen unterwegs zu dem Alkalden, welcher den Brief entgegennahm, ohne den

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