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48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

Titel: 48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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legen.“
    Als Geierschnabel eine Pause machte, fiel Grandeprise ein:
    „Landola ist ein Schurke ersten Ranges. Aber was Ihr von den Cortejos sagt, ist wohl übertrieben.“
    „Wort für Wort wahr! Ich werde es Euch erzählen.“
    Er gab dem irre geleiteten Jäger eine gedrängte, aber vollständige Darstellung alles dessen, was er selbst wußte. Grandeprise hörte mit immer mehr wachsendem Erstaunen zu. Als der Erzähler geendet hatte, rief er:
    „Herrgott! Und diesen Cortejo habe ich gerettet!“
    „Ihr?“ fragte Geierschnabel überrascht.
    „Ja. O, nun wird mir alles klar. Ohne mich wäre er blind gewesen und verschmachtet.“
    „Sackerment! Das müßt Ihr erzählen.“
    „Ich werde es tun, obgleich ich mich dabei gewaltig blamiere. Ich fange an, zu glauben, daß ich dumm gehandelt habe.“
    „O, noch zehnmal dümmer, als Ihr vielleicht ahnt. Aber erzählt. Dadurch kommt nun endlich Licht in diese noch dunkle Sache.“
    Grandeprise berichtete alles von dem Augenblick an, wo er Pablo Cortejo am Rio Grande getroffen hatte, bis zu den Ereignissen des gegenwärtigen Tages. Geierschnabel hörte mit größter Spannung zu, dann sagte er:
    „Hört, Master, es gibt doch noch einen Gott im Himmel. Dieser ist es, der mir den Gedanken eingegeben hat, Euch hier aufzusuchen; denn nun weiß ich, wo wir die spurlos Verschwundenen aufzusuchen haben. Aber nun wir gegenseitig alles wissen, sollt Ihr auch das erfahren, was Ihr noch nicht wißt, und damit will ich beweisen, daß Ihr wie ein Schwachkopf gehandelt und einen dummen Jungenstreich begangen habt. Wißt Ihr denn, wer dieser Advokat Don Antonio Veridante eigentlich ist?“
    „Nun?“
    „Gasparino Cortejo!“
    „Unmöglich!“
    „Freilich! Er sucht seinen Bruder. Heute Abend wollte er eine Leiche in den leeren Sarg des noch lebenden Grafen Ferdinande legen. Wir erwischten ihn. Ihr aber habt ihn wieder befreit.“
    „Ich wiederhole es: das ist unmöglich!“
    „Pah! In diesem Fall wird Euch das andere noch viel unmöglicher erscheinen.“
    „Was?“
    „Wißt Ihr denn, wer dieser Sekretär dieses Veridante, des Gasparino Cortejo eigentlich war?“
    „Nicht wirklich sein Sekretär?“
    „O nein. Ratet es einmal!“
    „Ich rate es nicht.“
    „Nun, dieser Sekretär ist kein anderer als der, den Ihr so vergeblich gesucht habt, nämlich Henrico Landola, der Seeräuberkapitän Grandeprise.“
    Der Jäger stand wie erstarrt da. Er war bereits vorher von der Hängematte aufgesprungen und bot nun mit seinen ausgestreckten Armen, seinem offenen Mund und seinen weit aufgerissenen Augen ein Bild des verkörperten Erstaunens, des Fleisch gewordenen Entsetzens dar.
    „Der – –?“ rief er endlich. „Der – der soll Henrico Landola gewesen sein?“
    „Ja. Er hat Euch betrogen, getäuscht und ausgelacht, und Ihr habt ihm vertraut, habt ihm alles aufs Wort geglaubt; Ihr seid der Mitschuldige ihres Verbrechens geworden. Und zuletzt, als wir diesen Menschen, der eigentlich ein Teufel ist, festgenommen hatten, da habt Ihr Freiheit, Ehre, Reputation und selbst das Leben darangesetzt, um ihn zu befreien, sodaß diese Schlange nun wieder stechen und töten kann wie vorher. Ist das nicht ein dummer Jungenstreich, der gar nicht zu begreifen ist?“
    Grandeprise holte tief und gepreßt Atem und sagte dann:
    „Wenn alles möglich ist, so doch dieses nicht. Ich werde doch meinen Stiefbruder kennen.“
    „Ah! Er ist noch dazu ein so naher Verwandter von Euch?“
    „Ja. Diese Verwandtschaft war und ist der Fluch meines Lebens.“
    „Nun, so sind Eure Augen erst recht nicht zu begreifen.“
    „Und ich sage doch, er ist es nicht!“
    „Pah! Sie beide, Cortejo und er, haben es mir unten in der Gruft selbst gestanden, daß sie es sind!“
    „Wirklich? Gewiß und wahrhaftig?“
    „Bei Gott und allen Heiligen! Habt Ihr denn gar nicht bemerkt, daß beide sich die Gesichter mit Kleister oder irgend einem ähnlichen Mittel beschmiert und so verändert hatten, daß allerdings ein sehr scharfes Auge dazu gehört hätte, hinter diese Schminke zu blicken?“
    Da endlich fiel es Grandeprise wie Schuppen von den Augen.
    „Mein Gott“, rief er, „ja, das muß es gewesen sein. So oft ich die Stimme dieses Sekretärs hörte, war es mir, als ob sie mir bekannt sei. Sie stieß mich von ihm ab. O, ich Esel aller Esel! Meine Dummheit ist geradezu grenzenlos gewesen. Geierschnabel, Ihr habt noch viel zu wenig gesagt, als Ihr mich einen Schwachkopf nanntet. Ich gebe Euch die Erlaubnis,

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