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48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

Titel: 48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sicheres Mittel, um zu sehen, ob sie nach ihrer Befreiung aus dem Kerker hier gewesen sind.“
    „Welches?“
    „Sie legten ihre Uhren ab, als sie nach dem Kirchhof gingen. Sie wollten sie nicht beschädigen. Hinter dem Spiegel müßten sie noch stecken.“
    Er ging hin und sah nach.
    „Fort!“ sagte er.
    „Seht Ihr's! Während der halben Stunde, die sie Euch Zeit gaben, haben sie sich aus dem Staub gemacht. Sie haben Euch los sein wollen.“
    „Donnerwetter! Das wird ihnen aber doch nicht gelingen! Sie sind gewiß nach Santa Jaga, und dort werden wir sie erreichen. Wenigstens darin werde ich mich nicht täuschen.“
    „Da will ich Euch nicht Unrecht geben. Aber hört meinen Rat: Die Polizei wird sehr rasch ausfindig machen, daß die Flüchtlinge hier gewohnt haben. Seid Ihr dann noch da, so ist es um Euch geschehen.“
    „Ihr habt recht. Ich gehe fort. Aber wohin?“
    „Natürlich mit mir. Ihr müßt unbedingt dem Herrn Leutnant alles erzählen. Euer Gepäck ist nicht groß, und das Pferd laßt Ihr da.“
    „Es ist mein Eigentum.“
    „Gut, so nehmt es mit. Der Hausknecht ist da. Bezahlt ihm Eure Zeche, so seid Ihr fertig. Meine Anwesenheit ist ein guter Vorwand, Euer Entfernen zu rechtfertigen.“
    Das geschah. Nach zehn Minuten ritt Grandeprise zum Tor hinaus, und Geierschnabel ging neben ihm. Als sie bei dem Pferdevermieter vorbeikamen, stand dieser vor der Tür. Er schien, seit man ihn geweckt hatte, nicht wieder zur Ruhe gegangen zu sein. Geierschnabel benutzte diese Gelegenheit und blieb bei ihm stehen. Er grüßte höflich und erkundigte sich:
    „Habt Ihr viele Pferde im Stall, Señor?“
    „Heute nur drei“, lautete die Antwort.
    „Verkauft Ihr zufälligerweise eins davon?“
    „Verleihen ja, aber verkaufen nicht. Ich brauche sie selbst. Die zwei letzten, welche ich nicht behalten konnte, habe ich heute Nacht verkauft.“
    „An wen?“
    „An zwei Freunde, die ich nicht kannte.“
    „Woher kamen sie?“
    „Aus Querétaro.“
    „Und wohin wollten sie?“
    „Nach La Puebla.“
    Geierschnabel ließ sich ihr Äußeres beschreiben und bekam die Überzeugung, daß es wirklich Cortejo und Landola gewesen seien.
    Als er mit Grandeprise in seinen Gasthof kam, ließ er Kurt wecken. Dieser staunte sehr, als er erfuhr, was sich während seines Schlafes zugetragen hatte. Erst erzählte Geierschnabel, und dann kam die Reihe an Grandeprise, welcher seine Fehler eingestand, ohne sie beschönigen zu wollen.
    Sofort wurde beschlossen, den Flüchtlingen nachzureiten. Kurt hatte erst mit Herrn von Magnus und dem Alkalden zu sprechen. Er konnte also nicht augenblicklich fort. Es verstand sich von selbst, daß bei den genannten Herren die Beteiligung Grandeprises an den gestrigen Ereignissen mit Schweigen übergangen werden sollte. Um seiner Sicherheit willen mußte er sofort aufbrechen. Geierschnabel ritt mit ihm. Es wurde ausgemacht, daß beide in Tula warten sollten, bis Kurt mit Peters zu ihnen gestoßen sei.
    Daß Cortejo und Landola beim Pferdeverleiher angegeben hatten, sie kämen aus Querétaro und wollten nach La Puebla, also umgekehrt ihrer eigentlichen Richtung, das konnte niemand irre machen. Sie hatten gewußt, daß man sich nach ihnen erkundigen werde, und waren beflissen gewesen, das Gegenteil von dem zu sagen, was ihre Absicht sei.
    Die Kunde von dem Geschehenen verbreitete sich am Morgen rasch in der Stadt. Die Polizei geriet in eine fieberhafte Tätigkeit und entdeckte, wie Geierschnabel vermutet hatte, bald, wo die Entflohenen gewohnt hatten. Auch auf Grandeprise kam man zu sprechen. Auch er war verdächtig. Der Hausknecht konnte angeben, daß noch während der Nacht ein fremder, reicher Don gekommen sei, der den Jäger oder Vaquero abgeholt hatte. Der Verdacht erstreckte sich sofort auch auf diesen Fremden. Man erkundigte sich, wie er geheißen und ausgesehen habe, und von diesem Augenblick an war im schwarzen Buch der Polizei zu lesen, daß man nach einem gewissen Don d'Alasquo Velantario y Carfedo de Peranna y Rivado de Saimanza y Hilienda de Vesta y Vista de Vusta vigiliere, welcher zwar noble Trinkgelder zu bezahlen pflege, aber eine ungeheure Nase besitze, welche sich ein jeder als Warnungszeichen dienen lassen möge.

DRITTES KAPITEL
    Die Verschwörer
    In seinem Zimmer des Klosters della Barbara zu Santa Jaga, welches der freundliche Leser ja bereits kennt, saß Pater Hilario, in das Studium eines Buches vertieft. Dieses Buch war Luigi Regerdis ‚Über die Kunst, Könige zu

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