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48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

Titel: 48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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denn Agenten bei ihm?“
    „Einen einzigen.“
    „Einen Mexikaner?“
    „Eine Dame.“
    „Eine Dame? Das klingt sehr unwahrscheinlich!“
    „Und ist doch wahr. Diese Dame ist ein höchst gefährliches Wesen. Entzückend schön, geistreich, gewandt, listig, wie nur ein Weib es sein kann, ist sie zu einer politischen Geheimagentin wie geschaffen. Wir haben sie durchschaut, ein anderer aber noch nicht. Sie ist eine begeisterte Anhängerin von Juarez und verstand es doch, die Franzosen glauben zu machen, daß sie es mit ihnen halte.“
    „Ein ähnliches Weib habe ich auch gekannt.“
    „Sie sind aber selten. Die, welche ich meine, betrog zum Beispiel die Franzosen und überlieferte Juarez Chihuahua.“
    Da fuhr der Pater empor.
    „Alle Wetter! Heißt sie etwa Emilia?“ fragte er.
    „Ja“, antwortete der andere. „Señorita Emilia wird sie genannt. Ist das die, welche auch Ihr kennt?“
    „Ja. Wo steckt sie jetzt?“
    „In Cuernavaca.“
    „So hat sie wohl sogar beim Kaiser Zutritt?“
    „Nein, aber sie verhandelt mit Personen, welche mit dem Kaiser verkehren.“
    „Brächte die Aufgabe, welche ich zu lösen habe, mich auch mit ihr in Berührung?“
    „Natürlich! Ihr ständet Euch als Feinde gegenüber. Sie soll ja für Juarez wirken und Ihr gegen ihn. Sie wird alles tun, um den Kaiser zur schleunigen Abreise zu bewegen, und Ihr sollt alles tun, um ihn festzuhalten.“
    Die Haltung des Paters war jetzt plötzlich eine ganz andere geworden, die Gewißheit, mit Emilia zusammenzutreffen, söhnte ihn plötzlich und gänzlich mit seinem Auftrag aus, sodaß er sogar den Schreck und die Angst vergaß, welche ihm die Erwähnung der wahnsinnigen Kaiserin bereitet hatte. Von jetzt an verlief infolgedessen das Gespräch zur beiderseitigen Zufriedenheit, und als sie voneinander schieden, geschah es in ganz anderer Weise, als es vorher zu erwarten gewesen war.
    Der geheimnisvolle Dicke hatte im Hof ein Pferd stehen, welches er bestieg, um den Klosterberg hinabzureiten. Fast unten angekommen, begegnete er zwei Reitern, welche aufwärts kamen, ihre Tiere waren abgetrieben, und sie selbst hatten das Aussehen von Leuten, welche die Anstrengung einer schnellen Reise hinter sich haben. Sie hielten vor ihm an, und der eine fragte:
    „Nicht wahr, Señor, dieses Städtchen dort ist Santa Jaga?“
    „Ja, Señor“, lautete der Bescheid.
    „Und die Gebäude da oben gehören zu dem Kloster della Barbara?“
    „Ja.“
    „Seid Ihr da oben vielleicht bekannt?“
    „Ein klein wenig.“
    „So könnt Ihr uns vielleicht Auskunft geben. Gibt es einen Bewohner des Klosters, welcher Pater Hilario genannt wird?“
    „Freilich gibt es den“, antwortete der Dicke, heimlich diese beiden Leute musternd. „Wollt Ihr mit ihm sprechen?“
    „Ja. Ist er daheim?“
    „Er ist in seinem Zimmer. Reitet nur immer in den Klosterhof, dessen Tor offen steht, und fragt nach ihm. Man wird euch zu ihm führen. Er ist bekannt als tüchtiger Arzt. Seid ihr krank?“
    „Nein. Warum haltet Ihr uns für Patienten?“
    „Weil euch beiden die Gesichtshaut abblättert und das Fleisch aus den Falten fällt. Wer an solchen Flechten leidet, der darf sich so wenig wie möglich sehen lassen, sonst denken die Leute, es sei nicht Krankheit, sondern er habe sich mit Hilfe künstlicher Mittel ein falsches Gesicht gemacht. Und wenn dies nun zweien zugleich passiert, so wird der Verdacht umso stärker. Merkt euch das! A Dios!“
    Er ritt den Berg hinab.
    Unterwegs murmelte er:
    „Diese Kerls hatten sich die Gesichter gefälscht. Sie wollen zum Pater. Ich denke, der Kerl treibt allerhand Allotria, wovon wir anderen noch gar nichts wissen. Man wird es ihm abgewöhnen.“
    Und die beiden Reiter, Cortejo und Landola natürlich, blieben halten, um ihm nachzublicken.
    „Der Mensch hat uns durchschaut“, sagte Landola.
    „Ist es mir denn so leicht anzusehen?“ fragte Cortejo.
    „O nein. Es gibt einige ganz feine, winzige Risse in der Schminke und es gehört ein ungeheuer scharfes Auge dazu, es zu bemerken.“
    „Bei Ihnen ist es ebenso. Man hat sich vorzusehen. Wer mag der Kerl sein? Er sah wie ein verkappter Geistlicher aus.“
    „Vielleicht erfahren wir es von diesem Pater Hilario. Wollen machen, daß wir das Kloster erreichen.“
    Sie taten ganz so, wie der kleine Dicke gesagt hatte. Sie fanden das Tor offen, ritten in den Hof und fragten dort einen Bediensteten nach dem Pater. Zufälligerweise war der Neffe des letzteren, Manfredo, bei der Hand, und dieser

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