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49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

Titel: 49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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die einem sechsjährigen Kind anzugehören schienen.
    Das Herrlichste aber war der Kopf dieses entzückenden Wesens. Tschita war blond, und zwar von jenem seltenen Aschblond, über dessen dunkleren Ton der Glanz des Silbers zittert. Ein solches Gesicht mit Worten zu beschreiben ist eben eine Unmöglichkeit. Es lag über demselben eine ganze Fülle von Unschuld und reiner, unbewußter Jungfräulichkeit, und dazu kam ein rührender Anflug von Kümmernis und Seelenleid, der den weichen, kindlichen Zügen bestimmtere Konturen verlieh. Und von diesem Engelsköpfchen wallte eine fast nicht zu bändigende Fülle reichen Haares in natürlichen, neckischen Wellen herab, so daß die kleinen, weißen Händchen nur immer zu tun hatten, um eine völlige Umhüllung des ganzen, unaussprechlich reizenden Wesens zu verhüten.
    Auf all diese Pracht und Herrlichkeit glotzten die Augen des Negers mit einer erklärlichen Gleichgültigkeit, während Normann seine ganze Beherrschung anstrengen mußte, um wenigstens scheinbar ruhig zu bleiben.
    Er hatte Pinsel und Palette in die Hände genommen.
    „Willst du nicht den Kopf etwas tiefer senken?“ fragte er, um doch etwas zu sagen.
    „So?“ entgegnete sie, ihm gehorchend.
    „Noch ein wenig.“
    „Wie jetzt?“
    „Das ist zuviel. Warte.“
    Er legte Pinsel und Palette wieder fort und trat zu ihr, um ihr die Hand leise an die zarte Schläfe zu legen und so dem Köpfchen die gewünschte Lage zu geben. Da aber fuhr dieses Köpfchen hoch empor. Aus ihren Augen blickte der helle Schreck, und mit vor Angst zitterndem Tone fragte sie:
    „Allah il Allah! Willst du sterben?“
    „Nein, nicht sterben“, antwortete er.
    „Du mußt ja sterben, du berührst mich ja.“
    „Willst du denn, daß ich da sterbe?“
    „Nein, o nein. Aber wenn es der Herr erfährt!“
    „Niemand wird es ihm sagen.“
    „Hier Ali auch nicht?“
    „Er wird schweigen.“
    Da floh die Angst aus ihren Zügen, ihr Auge begann zu leuchten, und mit erwartungsvollem Ton fragte sie:
    „Hast du mit ihm gesprochen?“
    „Ja. Siehst du nicht, daß er sich abgewendet hat? Er mag nichts hören und nichts sehen.“
    „Allah segne ihn, den Guten, den Barmherzigen!“
    „So hast du es gern, wenn ich mit dir spreche?“
    „Oh, so gern“, antwortete sie. „Ich denke an dich am Tage, und ich träume von dir des Nachts. Dann bist du ein reicher Pascha und kommst, mich zu kaufen.“
    Da kniete er vor ihr nieder, nahm ihre Hände in die seinigen und fragte in jenem Ton unendlicher Zärtlichkeit, dessen die menschliche Stimme nur ein einziges Mal im Leben fähig zu sein scheint:
    „Würdest du denn gern mit mir gehen, wenn ich dich kaufte?“
    „Über alle, alle Maßen gern. Der Herr sagt mir immer, daß der Sultan mich kaufen werde, daß ich da kostbare Gewänder und herrliches Geschmeide tragen und über seinen Harem herrschen werde. Doch ich will nicht zum Sultan, nicht zum Padischa, nicht zum Großherrn. Du, du, nur du allein sollst mich kaufen, und da mag ich kein Geschmeide, sondern nur dein Lächeln, und da will ich auch nicht herrschen, sondern nur dich lieben und dir dienen all mein Leben lang. Aber kannst du mich auch kaufen? Der Herr will viel, sehr viel für mich haben. Bist du reich?“
    „Nein“, gestand er traurig. „Ich bin arm.“
    „Trotzdem bin ich lieber bei dir. Ich mag zu keinem anderen. Lieber möchte ich sterben!“
    Und sich zu seinem Ohr niederbeugend, flüsterte sie ganz leise, so daß der Neger es nicht hören konnte:
    „Entführe mich.“
    „Ja, ich tue es“, flüsterte er zurück.
    „Aber es kann dein und mein Leben kosten!“
    „Ich gebe es gern für dich hin.“
    Sie sagte darauf kein Wort, aber sie nahm seinen Kopf in ihre kleinen Händchen und sah ihm in die Augen mit einem Blick voll Wonne und Entzücken, in dem sich ihre ganze Seele offenbarte.
    Da erhob er sich von den Knien, setzte sich neben sie, ergriff abermals ihre Händchen und sagte:
    „Tschita, du bist mein Leben, du bist mir lieber als Himmel und Erde, als alles, was es gibt. Bin ich dir denn wirklich lieber als der Padischa?“
    „Tausendmal lieber.“
    „So wird Allah helfen, das glaube mir!“
    Sie blickte mit leuchtenden Augen zu ihm auf. Er aber bog sich nieder und preßte seinen Mund auf ihre Lippen. Sie hatte ganz gewiß noch niemals geküßt, das fühlte er, aber sie ließ ihm den Mund, und als er ihn ihr endlich wieder freigab, flüsterte sie leise, ihr schönes Köpfchen an seine Brust legend:
    „So muß es im

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