Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

Titel: 49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
mohammedanische Damen beobachten. Ich schlich mich also vorsichtig näher, von Baum zu Baum, und erblickte endlich einen offenen Tummelplatz, der von weiblichen Gestalten belebt war. Die Damen hatten die verunzierenden, sackförmigen Oberhüllen abgelegt und bewegten sich in den leichten Hausgewändern, die die Schönheit der Formen so gut hervortreten lassen.“
    „Hm! Wie bei Tschita.“
    „Bald hing mein Auge nur noch an einer. Ich sage dir – doch, ich kann eben nichts sagen, kurz und gut, sie war ein herrliches Wesen, voller Anmut und Zierlichkeit, und doch eine Juno von Plastik und Körperfülle. Besonders fielen mir die kleinen Füßchen auf und das weiße, zarte Händchen, an dem ein Solitär blitzte, wie ich genau sah, als sie mir einmal näher kam, ohne zu ahnen, daß ein Franke hinter dem starken Baumstamm verborgen sei. Ich war so enthusiasmiert, daß ich das Versteck erst verließ, als sie aufbrachen und zu den Wagen gingen, die am Rande des Haines gewartet hatten. Ich mußte einen Umweg einschlagen, holte aber dann doch die Wagen ein. Als ich an ihnen vorüberging, wurde das Gespann eines derselben scheu. Der Führer wurde niedergerissen, und die beiden dummen Tiere rannten mit dem Wagen davon, ich natürlich hinterher. Die Insassinnen schrien aus Leibeskräften um Hilfe. Es gelang mir, das eine Tier zu fassen. Ich bin nicht von herkulischem Gliederbau, aber du weißt, daß ich eine Muskelstärke besitze, die man mir nicht zutraut. Ich brachte die Ochsen zum Stehen. Die Gardinen des Wagens hatten sich gelüftet, so daß also Retter und Gerettete sich gegenseitig erblicken konnten. Ich grüßte und wollte mich entfernen, da aber streckte die eine der Verhüllten ein feines, weißes Händchen aus dem Mantel mir entgegen, und eine süße Stimme sagte: ‚Du bist ein Franke, nimm meinen Dank nach der Sitte deiner Heimat!‘
    An diesem Händchen blitzte der Solitär. Ich küßte es einmal, zweimal, dreimal – erst beim dritten Male entzog sie es mir unter dem leisen Kichern der anderen. Später trennten sich die Wagen in der Stadt. Ich hatte nicht auffällig beobachten wollen, wurde also irre und konnte die Wohnung der Betreffenden nicht erspähen.“
    „Jammerschade!“
    „Vorgestern nun war ich im Basar der Musselinhändler. Ich kaufte mir eine Kleinigkeit. Da trat eine Verhüllte herein, um sich Proben vorlegen zu lassen. Das war ganz dieselbe Stimme und auch ganz dasselbe Händchen mit dem Diamantring. Natürlich konnte ich nicht mit ihr sprechen. Gestern jedoch, da ich sie im Gewühl verloren hatte, verfiel ich auf den Gedanken, wieder nach dem Basar zu gehen, und kaum war ich eingetreten, so kam auch sie.“
    „Ah! Sie interessiert sich also für dich!“
    „Ich empfand eine Freude, eine Wonne, ein Glück, wie ich es dir gar nicht beschreiben kann. Ich habe die Seligkeit eines solchen Gefühls nicht für möglich gehalten. Das Herz besitzt wirklich Tiefen, die man selbst noch gar nicht kennt. Dir wird es mit Tschita ganz ebenso ergangen sein?“
    „Natürlich. Eine Schilderung ist da nicht nur überflüssig sondern geradezu ein Frevel. Worte können eben an die Göttlichkeit der Liebe unmöglich heranreichen. Aber, bitte, weiter! Ich bin ganz außerordentlich gespannt. Hast du dieses Mal mit ihr gesprochen?“
    „Ja. Freilich kostete es mich eine nicht ganz unbedeutende Ausgabe, um den Kaufmann für einige Augenblicke bis in den letzten Winkel seines Lokales zu entfernen. Da wir beide jetzt Gütergemeinschaft haben, so befürchte ich fast, daß du über diese Ausgabe zornig sein wirst.“
    „Fällt mir nicht ein. Ich habe dir ja gesagt, welche Summe ich von dem Lord erhielt. Weiter!“
    „‚Du bist die Rose vom Tal der süßen Wasser?‘ flüsterte ich ihr leise zu.
    ‚Nein‘, antwortete sie.
    ‚O doch!‘
    ‚Nein, nein.‘
    ‚Laß mich auf einen Augenblick dein Antlitz sehen.‘
    ‚Du bist kühn, Fremdling.‘
    ‚Ich kam nur deinetwegen hierher. Eine Ahnung sagte mir, daß auch du kommen werdest. Ich werde dir heute folgen, um zu sehen, wo du wohnst.‘
    ‚Um Allahs willen, tue das nicht.‘
    ‚Ich werde es unterlassen, wenn du wiederkommen willst.‘
    ‚Ich komme.‘
    ‚Dürfte ich doch einmal mit dir sprechen! Sei barmherzig. Meine Seele schmachtet nach dir.‘
    In diesem Augenblick kam der Kaufmann wieder herbei. Wir hatten unsere Worte ganz leise und in fliegender Eile gewechselt, und doch war die Zeit zu kurz gewesen. Ich hatte keine bestimmte Antwort erhalten. Ich

Weitere Kostenlose Bücher