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49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

Titel: 49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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von ihm gelesen; ich kenne seinen Charakter, ohne daß er es ahnt. Du sollst eine Antwort erhalten. Komm mit!“
    Mit diesen Worten lenkte das schöne Mädchen in einen Seitengang ein, und er folgte, noch immer zwischen den beiden schreitend. Hinter einem Boskett bog sich der Weg nach rechts. Da, im selben Augenblick, als sie um die Ecke lenkten, faßte Emineh plötzlich seinen Arm und rief entsetzt:
    „O Allah! Wir sind verloren!“
    Dann wollten beide Mädchen schleunigst zurückeilen. Er aber hielt sie fest.
    „Um Gott!“ bat er.
    „Bleibt, bleibt! Wenn wir fliehen, kommt er uns nach!“
    Nämlich gerade vor ihnen, kaum zehn Schritte entfernt, hatte mitten im Weg ein Leopard gestanden und sich, sobald er sie erblickte, wie zum Sprung auf die Erde gelegt. Steinbach konzentrierte jetzt seine ganze Willenskraft im Auge und blickte dabei das Tier scharf an.
    „Ist er gezähmt?“ fragte er dabei.
    „Ganz wenig. Er muß aus dem Kiosk entkommen sein, wo er angekettet wurde.“
    „Wo ist dieser Kiosk?“
    „Da links hinter den Büschen.“
    Das Tier trug ein eisernes Halsband mit einem Ring. Die Kette fehlte.
    Die beiden Frauen standen wie festgebannt. Emineh zitterte; ihre Gefährtin aber hielt das Auge mit dem Ausdruck unbewußten Vertrauens auf Steinbach gerichtet. Es war ihr, als könne ihr in der Nähe dieses Mannes mit der reckenhaften Gestalt niemals ein Unheil widerfahren.
    „Bleibt stehen, es mag geschehen, was da will!“ gebot er jetzt, dann schritt er langsam und direkt auf den Leoparden zu, ohne den Blick von den Augen desselben abzuwenden. Den Dolch hatte er mit der Rechten aus dem Gürtel gezogen.
    Das Tier erhob den Hinterkörper, peitschte mit dem Schwanz die Erde und stieß ein kurzes Brüllen aus.
    „Allah, hilf, hilf!“ hauchte Emineh. Ihre Begleiterin aber wies auf Steinbach.
    „Er ist ein Held; er kennt keine Furcht!“ suchte sie die Prinzessin zu beruhigen.
    Steinbach stand in der Tat, ohne mit einer Wimper zu zucken, vor dem Leoparden, der ihm drohend entgegen fauchte und knurrte. Sein Blick hatte sich wie ein stechender Pfeil in das schillernde, rollende Auge des wilden Tieres gesenkt. Der Augenblick der Entscheidung war da. Wer würde Sieger sein, Mensch oder Tier? Da wandte der Leopard den Kopf zur Seite; er konnte Steinbachs Blick nicht mehr ertragen.
    Im Nu hatte dieser jetzt seine Finger um das eiserne Halsband des Tieres gelegt. Es zischte ihn zwar noch grimmig an, leistete aber keinen Widerstand mehr, sondern ließ sich nach dem Kiosk führen, wo am starken steinernen Pfeiler die Kette hing. Der Querhalter derselben, der im Ring des Halsbandes gesteckt hatte, war durch irgendeine zufällige Veranlassung herausgeglitten. Steinbach befestigte das Tier rasch.
    Er wußte, daß es sich auf ihn stürzen werde, sobald er den Schritt nach rückwärts wenden werde. Darum tat er, als die Kette befestigt war, einen weiten, blitzschnellen Sprung nach der Tür, und gerade zur rechten Zeit, denn in demselben Augenblick war auch schon der Leopard nachgesprungen und von der Kette, die nicht so weit reichte wie Steinbachs Riesensprung, zu Boden gerissen worden. Er stieß jetzt ein solch fürchterliches Geheul aus, daß der ganze Kiosk zu zittern und zu wanken schien.
    Die Frauen standen noch immer da, wo Steinbach sie verlassen hatte.
    „Allah sei Lob und Dank!“ begrüßte ihn nunmehr Emineh. „Als das Tier zu brüllen begann, glaubte ich dich bereits verloren.“
    Die andere sagte nichts; aber ihr Blick war in aufrichtiger Bewunderung auf den mutigen Mann gerichtet, der ruhig als ob nichts geschehen wäre, lächelnd antwortete:
    „Ich habe ihn angehängt; wir können jetzt weitergehen.“
    Gerade diese Ruhe, dieses völlige Beiseiteschieben der Heldentat steigerte die Bewunderung der Mädchen. Nach kurzer Weile blieb plötzlich Emineh stehen, um sich, auf eine Gebüschgruppe mit einer Ruhebank deutend, mit den Worten: „Wartet! Ich kehre bald zurück!“ zu entfernen.
    Die beiden schritten nunmehr allein nach der Bank, wo sich das schöne Mädchen niedersetzte, während Steinbach vor ihr stehen blieb. Da hob sie auf einmal das herrliche Auge zu ihm empor und sagte:
    „So wie du bist, habe ich mir stets einen echten Mann vorgestellt.“
    „Und so wie du, ich mir ein Weib“, entgegnete er mit bewegter Stimme. „Oh, du bist herrlich und entzückend, wie aus Allahs Himmel herabgestiegen! Zürne mir nicht, daß ich dir dies sage! Und glaube mir, ich habe einen Blick in die Seligkeit

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