49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul
Ort.
„Ja, er ist es“, meinte dann der andere. „Er verkehrt bei dem Pferdeverleiher in Kutschu Piati. Was aber mag das sein, was er der Prinzessin gegeben hat?“
„Ich konnte es nicht erkennen. Vielleicht war's ein Bild.“
„Donnerwetter! Wessen Bild? Und was hat sie ihm dann gebracht?“
„Auch das weiß ich nicht. Es schien ein kleines Kästchen zu sein, und er steckte es in seine Tasche.“
„Und einen Ring hat sie ihm geschenkt! Ich begreife nicht, weshalb. Es ist mir überhaupt unklar, um was es sich gehandelt hat, aber ich muß es erfahren. Nur das weiß ich, daß er einen Sieg errungen hat, und den müssen wir ihm sofort streitig machen.“
„Wirst du dabeisein, wenn er heute abend mit Gökala zusammentrifft?“
„Das geht dich nichts an; das brauchst du nicht zu wissen. Ich habe jetzt keine Zeit mehr; ich muß einen jeden Augenblick benutzen. Ich gehe.“
„Ich auch. Ich habe Fleisch zu holen und bin bereits zu lange fort gewesen.“
Sie brachen zusammen auf. Als sie durch das vordere Zimmer gingen, warf der Auftraggeber des Negers dem Wirt einige Münzen als Bezahlung hin. Draußen gingen die beiden noch eine Strecke weit miteinander. Dabei fragte der Neger:
„So soll ich heute nicht aufpassen, wenn Gökala geht?“
„Nein.“
„Auch niemandem sagen, was sie tun will?“
„Keinem Menschen; auch später nicht. Hörst du? Und sollte Gökala niemals wieder nach dem Serail kommen – Teufel, da ist er!“
Die Männer waren in diesem Augenblick um eine Ecke des Grabmals Bonnevals herumgebogen und da beinahe mit – Steinbach zusammengerannt, der von der andern Seite kam. Dieser hatte nicht nur den Ausruf des Schreckens, sondern überhaupt den ganzen letzten Satz deutlich vernommen, da der Sprecher seine Stimme nicht gedämpft hatte. Er blickte die beiden forschend an und fragte: „Wer, wer ist da?“
Der Angeredete hatte sich schnell gefaßt und antwortete im Ton des Erstaunens:
„Wer bist du? Was geht dich unsere Rede an?“
„Du meintest doch mich?“
„Ist mir nicht eingefallen! Ich kenne dich ja gar nicht!“
Dann setzte er mit dem Neger seinen Weg fort. Steinbach schüttelte den Kopf.
„Und sollte Gökala niemals wieder nach dem Serail kommen“, wiederholte er nachdenklich die soeben vernommenen Worte. „Was das wohl zu bedeuten hat? Und dann – erschrak nicht dieser Mann, als er mich erblickte? Warum erschrak er über mich? Wäre er über einen andern ebenso erschrocken? Ich glaube kaum! Sie sprachen auch vom Serail. Ah, sollte der Schwarze vielleicht vom Serail sein? Wer aber ist dann diese Gökala? Eine Bewohnerin des dortigen Harems? Ich werde und muß doch einmal sehen, wohin diese beiden Burschen gehen. Die Sache kommt mir verdächtig vor.“
Schnell kehrte er um. Leider aber vermochte er nicht mehr die Männer zu erblicken. Vielleicht hatten sie ihre Schritte beschleunigt, um aus seiner Nähe zu kommen, und sodann waren gerade die nahe liegenden Gäßchen so eng, kurz und wirr, daß es nicht leicht war, die Gesuchten noch zu entdecken. Da kam ihm ein Gedanke.
Er steuerte gemächlich auf das Lokal zu, das die beiden soeben erst verlassen hatten, und trat ein. Vielleicht vermochte er hier etwas Näheres über die ihm so verdächtigen Personen zu erfahren.
Mit vornehmer Leutseligkeit grüßte er den Wirt, bestellte sich Kaffee und begab sich nach dem Hinterzimmer des Lokals.
Hier ließ er sich nieder und nickte befriedigt vor sich hin, er hatte wohl bemerkt, daß der Wirt soeben zwei Tassen und eine Pfeife aus dem Zimmer geschafft hatte.
„Richtig! Hier waren sie“, sagte er sich. „Zwei Tassen und zwei Raucher! Der eine, jedenfalls der Neger, rauchte den Tschibuk, und der andere eine Zigarette, wie man an der Asche sieht, die noch hier liegt. Der brave Wirt soll mir, wenn er wiederkommt, beichten.“
Schon nach ganz kurzer Weile kehrte der Kawedschi, das heißt der Kaffeewirt, mit einem Täßchen zurück, das hier in dieser Kneipe gewiß ein sehr kostbares Stück war.
Mit einer tiefen Verbeugung überreichte er dasselbe seinem Gast und betrachtete ihn dabei mit einem scharfforschenden Blick. Er hatte noch nie einen so vornehmen Herrn bedient. Derselbe kam sicherlich nicht ohne Absicht zu ihm.
Steinbach schlürfte behaglich einige Tropfen des heißen Getränks, dann sagte er harmlos:
„Dein Kaffee ist gut; er soll also auch gut bezahlt werden. Haben sie dir keinen Auftrag für mich zurückgelassen?“
„Wen meinst du, Effendi?“
„Die
Weitere Kostenlose Bücher